Firkin 02 - Die Frösche des Krieges
auch schon eine neue einjährige Pflanze gezüchtet, robust und wucherwüchsig wie Knöterich: einen Plan.
»Die Frösche. Ich muß die Frösche haben. Die Kriegsfrösche, Rana Militaria – sie gehören mir! Ich krieg sie!«
Er holte tief Luft und lachte laut. Der Herbstwind trug dieses Lachen, in dem Swinehunts böse Seele ihren Ausdruck fand, über die öde Tundra. Swinehunt hatte ein Ziel, und in seinen Augen leuchtete wieder jenes Glitzern, das so lange erloschen gewesen war. Ein alter Freund war zu Besuch gekommen.
»Zum Wohl!« sagte die Gier, setzte sich an den Kamin und stieß mit ihrer alten Freundin Gewieftheit an.
»Schön, daß du wieder da bist, Gier«, sagte die Skrupellosigkeit, die im Lehnsessel am Feuer saß.
Unter den zuckenden Brauen funkelte und glitzerte kalt und berechnend der Wahn in Swinehunts bösen Augen. Er wartete keine Sekunde länger und marschierte los – in eine ganz bestimmte Richtung.
Ein böses, niederträchtig-glucksendes Lachen stieg wie eine ganz besonders unangenehme Sumpfgasblase langsam in dem dürren Körper nach oben. Je mehr er sich für die Ideen erwärmte, die ihm durch den Kopf schwirrten, um so lauter und rauher lachte er, sein irres Geschrei hallte durchdringend über die vorhin näher beschriebene Tundra.
Die Gier legte eine Schaufel Kohlen nach und schürte die Glut des Bösen.
Die Gerüchte projizierten Bilder in 80-mm-Superthaumatron auf die Breitwand seiner Vorstellungskraft. Er erlebte den Aufmarsch der furchterregenden Froschmacht und sah die durch keine Macht der Welt aufzuhaltende amphibische Armee ausrücken. Sah, wie alles, was sich ihr in den Weg stellte, von blitzartig hervorschnellenden peitschenden Zungen gefällt wurde, sah, wie reißende Krallen gewappnete Schlachtreihen zerstückelten. Und sah sich selbst: General Swinehunt, Kommandant der Bataillone der Batrachier.
Ach, Quak! dachte der Herr der Lurchischen Heerscharen. So schlimm sind nasse Füße nun auch wieder nicht.
III
SANKT STRIZZIUS
Nur knapp einen Meter rechts neben ihm rauschten mit ohrenbetäubendem Tosen die Wasser des Kheyman. Hektoliter um Hektoliter spülte über Granitblöcke, die wie die mächtigen Rücken von Walen im Flußbett lagen. Dort, wo Felszacken aus dem Wasser spießten, bildeten sich Bugwellen, an deren Spitzen weißer Schaum stand, der von der Strömung verwirbelt und mitgerissen wurde. Wie eine schwarze Spinne schob sich Swinehunt ängstlich am moosbewachsenen, tropfnassen und steilen Felsufer entlang. Er kam nur langsam voran. Vor ein paar Minuten erst war er ausgerutscht und hatte sich das Knie verstaucht. Er fluchte, als ihm wieder einmal ein kalter Wasserguß den Rücken hinunterrieselte. Er hatte keinen trockenen Faden mehr am Leib, alles klebte kalt auf der Haut, löste sich schmatzend bei jeder Bewegung und klebte dann wieder an. Er stemmte sich hoch und zog sich an einem flechtenbedeckten Felsbrocken hinauf. Ärgerlich schlug er nach einem Ast, der ihm ins Gesicht hing, und rutschte im selben Augenblick mit dem rechten Fuß auf einer moosigen Stelle aus. Mit einer Reflexbewegung packte er den Ast und hielt sich fest, hing in der Luft, zappelte und strampelte mit den Beinen. Unter ihm schoß der Fluß brausend zu Tal. Swinehunt rutschte tiefer, der Ast bog sich unter seinem Gewicht. Je weiter er absackte, um so lauter tosten die Wellen, stießen wild gischtende Anfeuerungsrufe aus, triefend vor aquatischem Hohn. Panischer Schrecken lief ihm über das Gesicht. Wieder ein scharfer Ruck, wieder sackte er ein Stück nach unten. Als er nach oben blickte, grinste ihn ein hellbrauner Streifen frischen Holzes in der flechtenbedeckten Rinde hämisch an. Das Grinsen wurde breiter, der Ast brach. Wirbelnd scharrten seine Füße über den glitschigen Fels, selbst die winzigste Reibungsfläche wären ihnen recht gewesen. Swinehunt stürzte. Wie verwischte grüne und graue Schatten sausten Felsen an ihm vorbei; dann fiel er, den mittlerweile nutzlosen Ast noch immer fest umklammert, wie ein Senkblei auf das Wasser zu. Mit mörderischer Wucht prallte er auf, die Luft wurde ihm mit einem Schlag aus den Lungen gepreßt – er war auf einem Felsbrocken gelandet und lag mit den Füßen nur wenige Zentimeter von der Uferkante entfernt. Die Wasser tobten vor Enttäuschung. Swinehunt lag keuchend auf dem Rücken und tobte vor Wut. Er schleuderte den Ast nach dem Fluß. Der Ast fiel ins Zentrum eines ruhig kreisenden großen Strudels, wo er noch im selben
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