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Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 02 - Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Foh-Paß.
    Swinehunt drehte sich um, sah den gebrechlichen alten Wissenschaftler an und knurrte wütend: »Keine Zeit! Weiter geht’s!«
    Ich kann mich einsargen lassen, wenn sie mich hier im Gebirge erwischen, dachte Swinehunt, der sich nur allzu deutlich daran erinnerte, was Erdrosselbart, der König von Cranachan, ihm angedroht hatte. Genauer gesagt: seinen wichtigeren Organen angedroht hatte.
    Er packte den müden Alten und schleppte ihn auf die Paßhöhe. Dort oben schüttelte er ihn heftig und zeigte ins Tal, auf eine Burg auf einem Hochplateau, um die sich ein Haufen windschiefer Behausungen zusammendrängte.
    »Da!« schrie er Zhorrothustra mit zusammengebissenen Zähnen an (eine Angewohnheit, die er sich wirklich einmal abgewöhnen sollte, weil sie häufig dazu führte, daß das Gesagte annähernd unverständlich wurde). »Da! Siehst du? Kannst du es sehen?«
    Unsicher richtete Zhorrothustra die eisverhangenen Augen auf die Feste in der Ferne.
    Über den Wind hinweg, der heulend über den Bergpaß fauchte, schrie Swinehunt: »Cranachan! Wir sind fast da!«
     
    »Kein letzter Wunsch?« fragte Aezznaton noch einmal und wiegte vielsagend seine Machete. »Noch nicht einmal ein Gnadengesuch? Oh, das enttäuscht mich aber.«
    Vier entsetzte Augenpaare blickten aus vier Gesichtern, die starr und vor Schreck wie versteinert waren.
    Niemand hatte die stämmige kleine Frau kommen sehen, die ein Blümchenkleid, eine nicht dazu passende Schürze und ein rot-weiß getüpfeltes Kopftuch trug. Plötzlich stand sie, die linke Hand in die Hüfte gestemmt, in der Gasse und wirbelte mit der rechten eine schwarze Handtasche aus Krokoleder.
    »He, Freundchen!« knurrte die Frau, die eine merkwürdige Stimmlage hatte. »Willst du vielleicht die armen Würmchen da belästigen, oder wie?«
    Aezznaton warf den Kopf herum und schleuderte den dicken schwarzen Pferdeschwanz hochmütig über die Schulter.
    »Und wenn?«
    »Ist aber gar nicht nett, so was!« kam es im krächzenden Falsett zurück.
    »Wer sagt das?« brummte Aezznaton und richtete die Machete auf die Frau. Er war verwirrt. Nach einer kurzen Prüfung entschied er, daß die vier unter Wahlmöglichkeit 5) einzuordnen waren: Lockvögel.
    »Ich sag das, Omama Tini. Jederzeit zum Kampf bereit, überall und allerorten! Genauso wie meine Freundin hier.« Sie schwang ihre Handtasche, grinste angriffslustig und ging einen Schritt auf Aezznaton zu.
    »Ich bin also nicht nett. Natürlich bin ich nicht nett! Macht sich nicht bezahlt in meinem Geschäft.«
    »Macht sich auch nicht bezahlt, kleine Kinder zu belästigen.« Wieder trat sie einen Schritt auf ihn zu und ließ dabei die Handtasche um den Zeigefinger kreiseln wie ein Ritter seinen Streitkolben. Aezznatons Augen kreiselten im Gleichlauf mit der wirbelnden Waffe.
    »Ist das Kroko?« fragte er. Er versuchte den branchenüblichen drohenden Ton aufrechtzuerhalten.
    »Is es. Beste Lausee-Ware. Kaum kaputtzukriegen. Kleine Vorführung gefällig?«
    »Äh, ich …«, stotterte Aezznaton, der wie hypnotisiert auf das kreisende Pendel starrte. Er wußte bestens Bescheid – sowohl was die Strapazierfähigkeit von Lausee-Kroko als auch was die winzigen scharfkantigen Widerhaken anging, die (wenn sie im richtigen Winkel über die Haut schabten – ein Effekt, der vor allem beim Einsatz der Tiefaufschlagtechnik erzielt wurde) selbst auf der kampfgestähltesten Haut scheußliche Blasen verursachen konnten. Vor allem der Gedanke an letzteres – und gar nicht einmal sosehr die höllischen Schmerzen, die die Schließen und Schnallen verursachen konnten – war es, der dem Meuchelmörder am meisten zu schaffen machte. Nur eine einzige infolge eines Handtaschenschlags entstandene Blase und … Gar nicht auszudenken, welche Demütigung dergleichen bedeutete! Nie wieder könnte er sich dann im Silbernen Spucknapf blicken lassen; seinen Posten als Kapitän der Köpfel- Mannschaft könnte er abschreiben (den würde er vermutlich an Aknerr den Rausschmeißer verlieren), seine Anmeldung zur Neunundfünfzigsten Guldenburger Meisterschaft im Kühekippen würde er auf alle Fälle rückgängig machen müssen, an die Folgen für das Geschäft mochte er gar nicht erst denken … Es würde Jahre dauern, bis er sich wieder zu seiner augenblicklichen Position hochgearbeitet hätte, Jahre, in denen er sich mit Kneipenschlägereien und billigen Drei-Schilling-Morden durchschlagen und das hämische Kichern hinter seinem Rücken würde aushalten müssen.

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