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Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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gab den Blick frei auf einen dunklen Gang, der weit hinten in pechschwarzer Nacht verschwand.
    »Merlot!« winselte Hogshead, der große Mühe hatte, die Romanze in Schach zu halten, die sich in seiner Tasche krümmte und wand. »Ich, äh …«
    »Wurde aber auch Zeit!« brummte Arbutus.
    »Ha! Wußt ich’s doch!« sagte Merlot beglückt. »Eigentlich ganz einfach – man muß eben nur wissen wie, nicht wahr? Kommt schon, hier entlang!« Er stieg in den dunklen Gang hinein.
    Courgette, die mit beiden Händen das Heft von Exhibitur umklammerte, ging nach ihm hinein. Hogshead, der mit dem aufgedrehten Bücherwurm gegen eine Macht zu kämpfen hatte, die er nicht verstand, stolperte hinter Firkin in den Korridor.
    Dawn starrte den kleinen roten Knopf an, starrte dann auf ihren Finger, schließlich auf das Loch in der Wand und dachte: …?
    Ein paar Augenblicke später dachte sie dann …! Moment mal …! und drückte im Korridor auf einen anderen kleinen roten Knopf … Geräuschlos schloß sich hinter ihnen die Wand.
     
    Es war nahezu unmöglich, die Gesamtmasse der Fabel-, Märchen- und Sagenbücher abzuschätzen, die in unaufhörlicher Folge durch das Raum-Seitliche Kontinuum verschwanden. Überall in den Kapiteldimensionen zeigten sich die ersten Anzeichen dieses Verlusts: Die Seen der Rabulistik fielen trocken, und die Felder der Fabel verwelkten und starben; die Schiffe des Erfindungsreichtums, die auf der See der Heiterkeit kreuzten, gerieten in eine Flaute und lagen fest, die Mannschaften wurden zunehmend ungeduldiger und drohten zu meutern.
    So bedrohlich diese Situation für jede auf Fiktionbasis gegründete Lebensform auch war – sie war harmlos, verglichen mit den schrecklichen Vorfällen, die sich neuerdings dort ereigneten, wo eine Dimension auf die andere traf.
    In den wirbelnden Strudeln der Phantasie, die sich schäumend aus dem Riß im Raum-Seitlichen Kontinuum ergossen, verschmolz Faktum mit Fiktion. Über den wirbelnden Tanzboden der Unwirklichkeit zwinkerte die Phantasie der Nüchternen Kalten Wahrheit zu, lockte eine der Jungfern der Erdichtung sinnlich verführerisch mit Fingern, an denen rotlackierte Nägel saßen, warf aufreizend die feucht und lustvoll glitzernden Lippen des leerlaufenden Schnickschnacks auf und servierte einen stark berauschenden Longdrink. Die Nüchterne Kalte Wahrheit lockerte sich nervös den steifen Hemdkragen, als sich die seidig bestrumpfte Fußspitze der Jungfer schamlos an ihrer Wade hinauftastete. Und als ihr die Jungfer verführerisch ins Ohr flüsterte und ihr mit mörderisch manikürten, zwanzig Zentimeter langen Fingernägeln kleine Kreise auf den Nacken schrieb, nahm sie hastig einen kräftigen Schluck des hochaphrodisischen Cocktails. Wollüstig blitzende goldene Augen brachten die Selbstbeherrschung der Wahrheit gefährlich ins Wanken, rissen mit jedem Zwinkern große Stücke aus den Wehrmauern ihrer Widerstandskraft, steigerten mit jeder Liebkosung, mit jedem Aufblitzen der lüstern-sinnlichen Zungenspitze ihre Erregung.
    Die Nüchterne Kalte Wahrheit riß sich die grau-schwarz gestreifte Krawatte vom Hals und warf sie hinter sich. Sie zog heftig an ihrem Hemdkragen – wie ein quirliger Springbrunnen aus kleinen weißen Scheibchen wirbelten die Hemdknöpfe davon, und … Noch im selben Moment hatten sich die Nackte Wahrheit und eine bereitwillige Jungfer der Erdichtung vereint, noch im selben Moment umklammerten die Glieder der Wirklichkeit den Leib der Phantasie, vereinigten sich Fakt und Fiktion …
    Im Augenblick ihrer bedenkenlosen, hitzigen Verbindung, als beide nur das eine und dasselbe dachten, in diesem Augenblick fiel ein grüner Schein über sie – ihre Körper lösten sich auf hinter dem Duschvorhang der Surrealität.
    Als Fakt und Fiktion miteinander verschmolzen, wurde ein neues Wesen geboren: kühl kalkulierend wie die Wahrheit, erfinderisch wie die Phantasie und gierig wie der Hunger.
    Eine glitzernde Kugel riß den Duschvorhang auf und rollte hinaus in den Mahlstrom. Sie drehte sich, grinste und hüpfte in Richtung Kapiteldimensionen davon, sabberte und kämpfte zappelnd gegen den reißenden Strom, der sich mit unveränderter Gewalt aus den Kapiteldimensionen und über das Raum-Seitliche Kontinuum ergoß.
    Dieses Wesen war die Faktion. Und die Faktion war hungrig. Viel zu hungrig, als daß ihr bloße Wörter gereicht hätten. Sie gierte nach Fiktion und Literanium und wollte sie gleich und auf der Stelle!
     
    In den Korridorfluchten der

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