Firkin 05 - Fahrenheit 666
eigentlich schon gesagt, daß es hier keine Schwestern gibt, hm? Was meinst du, was das für ein Theater gäbe, bei all den Hängematten hier …«
»Ich hab’s getan! Hol Papst Uri. Ich möchte beichten«, flehte ihn J’hadd an, der noch immer wie gelähmt auf das Zeitungspergament stierte.
»Was hast du getan? Wovon sprichst du überhaupt?« grummelte Pasterr, wobei er das Sandwich halb in den Mund schob.
»Na, das hier«, schrie J’hadd und schüttelte die Titelseite der Zeitung. »Das hier! Es geht mir nicht aus dem Kopf! Oh, diese Schande!«
»Huuu! Na, bei der Figur überrascht mich das nicht«, freute sich Pasterr, als er einen Blick auf die erregende Überschrift warf: »Die dralle Doris ist einfach dufte«!
»Aber du bist auf der falschen Seite. Los blätter um …«
J’hadd schüttelte mit geballten Fäusten wütend das Zeitungspergament. »Nein, das hier! Diese Schlagzeile!«
»Ja, ich weiß, daß du im Krieg gewesen bist. Falls du’s jemals vergessen solltest, dann brauchst du nur einen Blick in den Spiegel zu werfen«, schlug Pasterr grinsend vor und biß genußvoll in das Lammbrot.
»Diese Schlagzeile hier. Ich bin das gewesen! Ich! Ich will beichten. Ich bin ein Verbrech …«
Pasterr konnte den Bissen vor Lachen kaum im Mund behalten, verschluckte sich und mußte husten. »Mann, du kannst ja richtig witzig sein, Knalli. Wirklich urkomisch sogar!«
»Ich hab’s getan. Ich hab Schlacke Schmidt umgebracht! Sperr mich ein. Wirf mit dem Buch der Bücher nach mir. Ich hab’s nicht anders verdient.«
»So, und jetzt beruhige dich mal wieder«, redete Pasterr besänftigend auf J’hadd ein und wischte sich gebratenes Lammfleisch von der Wange. »Wir haben unseren Spaß gehabt, und der Witz war auch wirklich gut, aber jetzt wird wieder schön geschlafen, ja?«
»Mann, muß ich es dir erst buchstabieren? Ich bin das wirklich gewesen! Ich hab’s getan! Hol den Papst. Ich zahle dem Orden meine Schuld. Ich hab kein Alibi. Ich bin so schuldig, als ob ich auf frischer Tat ertappt worden wäre! An meinen Händen klebt das Blut von …«
»Ach, halt den Mund! Du bist die ganze letzte Nacht hiergewesen und hast kuschelig unter der Decke in deiner gemütlichen Hängematte gelegen«, wies ihn Pasterr zurecht, der allmählich nicht mehr zum Scherzen aufgelegt war und sich längst fragte, wie drall die dufte Doris eigentlich wirklich war.
»Ich hab ihn getötet!«
»Jaja. Und jetzt paß mal auf, du Schlaumeier. Glaubst du eigentlich im Ernst, daß ich Uri bei seinem Abendmahl störe und ihn hierherbringe, damit er sich dein lächerliches Geschwätz anhört? Das Geschwätz von jemandem, möchte ich noch hinzufügen, dessen Gehirn erst kürzlich über die halbe Wüste verspritzt wurde?«
»Ich hab Beweise«, beharrte J’hadd mit einer sonderbar verschwörerisch klingenden Stimme; denn insgeheim fragte er sich, ob es ihm durch die Aufklärung dieses Falls gestattet werden würde, beim GURU zu bleiben. Im Gefängnis könnte er zum Beispiel als eine Art Maulwurf arbeiten, um Komplotte zu vereiteln … oder … hmmm, vielleicht aber auch nicht. »Schau doch nur!« J’hadd öffnete die Fäuste und zeigte Pasterr die von den Seilen aufgeschürften Hände. Dann zog er die Decke zurück und streckte dem Mönchsmediziner die rußgeschwärzten Füße entgegen. »Siehst du? Und außerdem sind auf meinem Schlafanzug überall diese Flecken, die nur aus einer Schmiede stammen können … Ich hab’s getan! Ich werde freiwillig mitkommen …« J’hadd hielt Pasterr die Handgelenke entgegen, damit ihm dieser Handschellen anlegen konnte.
Doch Pasterr zeigte keine Regung und nuschelte nur mit vollem Mund: »War’s das jetzt? Sind das etwa deine Beweise?«
»Was willst du denn noch? Ich hab mir das alles in seiner Schmiede zugezogen … Und ich erinnere mich auch daran, wie das passiert ist … Hol den Papst, ich will beichten!«
»Du erinnerst dich ziemlich deutlich an alles, wie?«
»Ja, ich bin aufgewacht und …«
»… und es war alles da, richtig? Direkt in deinem Verstand, stimmt’s?« unterbrach ihn Pasterr.
J’hadd blickte ihn verdutzt an, unsicher, ob er ernüchtert oder beschwingt sein sollte. »Woher weißt du das?«
»Hypnagoge Präkognition«, grunzte er und spuckte dabei versehentlich ein durchweichtes Stück Brot auf den Boden. »Gut dokumentiert. Völlig normal nach einem Trauma.«
»Hypna … was?«
»Mhm, eigentlich müßtest du alles darüber wissen. Stand doch letztes Jahr auf dem
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