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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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der Rangunterscheidung war zudem ein Segen für die Durchsetzung von Disziplin. Eine Degradierung innerhalb der Schwarzen Garde konnte eine äußerst schmutzige und schmerzhafte Angelegenheit sein, die man nicht so leicht vergaß.
    Insbesondere dann, wenn man eine tief verwurzelte Angst vor Zangen im Mund hatte.

[7] Die Nächte in Cranachan sind lang und extrem dunkel. Besonders im Winter, der gleichzeitig die Brutzeit des kurzsichtigen Talpin-Raben ist, eines Vogels übrigens, der fest davon überzeugt ist, ein mattes, gesprenkeltes, schwarzes Gefieder, einen großen Schnabel und einen geschwungenen Schwanz zu haben. Aber mit einer Brennweite von einem halben Zentimeter war es verflixt schwer, da ganz sicher zu sein. Andererseits wissen die Weibchen der Tor Teilini Kronenstare ganz genau, daß ihr Gefieder ein sattes, dunkles Grasgrün aufweist und daß sich ganzjährig eine riesige feuerrote Feder über ihren Nacken erstreckt. Dieser Tatsache sind sie sich deshalb so sicher, weil sie die meisten Stunden des Tageslichts dafür zu nutzen pflegen, sich in jeder günstig reflektierenden Pfütze narzißtisch zu begutachten.
    Achtundneunzig Prozent des Jahres ist am Himmel über Cranachan alles in Ordnung. Die Raben taumeln durch die Luft und verfehlen, bedingt durch ihre Kurzsichtigkeit, die Berge nur um Haaresbreite. Und von den Kronenstaren werden sie nicht weiter beachtet, weil diese damit beschäftigt sind, ihr Spiegelbild in ihren Lieblingspfützen zu bewundern.
    Doch zwei Prozent der restlichen Zeit kreisen die kurzsichtigen Rabenweibchen im ausgeprägten Brunstzyklus. An ihren Hälsen erblühen helle, strahlendrote Halskrausen, durch die erregendes, aphrodisierendes Pheromon freigegeben wird. Die Männchen spielen dadurch verrückt, gehen in den Sturzflug über und verwechseln dabei hin und wieder ein selbstverliebtes Kronenstarweibchen mit einem paarungswilligen Rabenweibchen. In Anbetracht der Umstände geschehen solche Verwechslungen sehr leicht.
    Die daraus entstehenden Sprößlinge, einfach als Schräge Vögel oder, richtiger, als Narzissari desperatus bezeichnet, sind die erbärmlichsten Exemplare ihrer Gattung in der gesamten Geschichte des Talpa Gebirges. Schräge Vögel sieht man ständig auf der verzweifelten Suche nach einer reflektierenden Oberfläche herumfliegen, auf der sie nicht nur als verschwommene Flecken aus tropfnassem Flaum dargestellt werden, und mit derselben Verzweiflung warten sie auf die Erfindung von Kontaktlinsen für Vögel.

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