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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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…«
    »… und ein Happen …«
    »… nach Ihnen, Verehrtester.« Firkin verbeugte sich tief. Die Tür stand offen.
    »Oh, danke. Sehr freundlich.«
    Über den Fußabstreifer, der mit dem Willkommensgruß ›Tritt ain, tritt ain, bring Glick härain‹ bestickt war, traten sie in das menschenleere – fast menschenleere – Häuschen.
     
    In den Amtsräumen des Innenministers herrschten chaotische Zustände. Ein gewaltiges Arbeitspensum war in den wenigen Tagen seit der Ratsversammlung an seinem Schreibtisch erledigt worden. Fisk hatte geschuftet wie ein Mensch, der wußte, daß es kein Morgen mehr gab. Wenn er nicht bald eine Lösung fände, könnte das durchaus zutreffen. Zumindest was ihn betraf. Ein gebellter Befehl von König Erdrosselbart, und Fisk würde das Jahr 1025 MEZ nicht überleben. Die Sache mit den Lemmingen geriet zusehends außer Kontrolle. Er mußte sich etwas einfallen lassen. Er mußte schnellstens eine Lösung finden. Oder seinen Paß. Und dann ein Einreisevisum für ein sehr weit entferntes Land beantragen. Verzweifelt blickte er auf das Chaos, das sich vor ihm ausbreitete.
    Karten der cranachischen Ostgrenze stapelten sich auf Grundbuchauszügen, die Texte der Importabkommen und interne Aktennotizen zur genauen Festlegung des Grenzverlaufs. Das ganze Zimmer sah aus, als hätte ein begrenzter Atomschlag das Büro eines überaus vielbeschäftigten Rechtsanwalts getroffen, der auf Grenzprobleme spezialisiert war.
    Fisk hatte mit einem starken Vergrößerungsglas jede Grenzkarte Zentimeter für Zentimeter abgesucht. Umsonst: Der Grenzverlauf wich an keiner Stelle von der Linie der Felskante ab. Dann hatte er es anders versucht, hatte sich in das Studium von Hunderten von Gesetzesunterlagen vertieft und nach einer Gesetzeslücke gesucht, durch die sich möglicherweise die Rechtsgültigkeit der ursprünglichen Grenzziehung hätte in Frage stellen lassen. Nichts. Der Fußboden war mit Pergamentfetzen übersät: Entwürfe und Überlegungen, die er zornig und enttäuscht weggeworfen hatte.
    Ganz gleich, wie er die Sache auch gedreht und gewendet hatte (und er hatte sehr viel und auf jede erdenkliche Art gedreht und gewendet) – er war ausschließlich zu einem einzigen Ergebnis gekommen: Sobald die Lemminge einmal über die Grenze nach Isolon gewechselt waren, gab es für Cranachan keine Möglichkeit mehr, Anspruch auf sie anzumelden. Ganz zu schweigen davon, sie wiederzubekommen. Zumindest nicht legal. Erstaunlicherweise schätzte es Fisk trotz seines skrupellosen, herzlosen und gierigen Charakters, wenn alles mit rechten Dingen zuging. Legal. Vielleicht nicht unbedingt ganz legal, sondern mit genau dem richtigen Quantum Illegalität, das ihm erlaubte, seine Interessen durchzusetzen, ohne sich dabei allzu viele Probleme einzuhandeln.
    Hauptsächlich aus diesem Grund und wegen des zu erwartenden Risikos sowie der damit verbundenen Kosten konnte er sich mit Thatarrs Vorschlag nicht anfreunden: einmal jährlich in Isolon einzufallen und die Felle im großen Stil zu stehlen. Ganz abgesehen davon, daß ein derartiges Vorgehen Schwerstarbeit bedeutete und jeglicher Finesse entbehrte. Nein, es mußte etwas Besseres geben.
    Fisk ballte die schwarzbehandschuhte Hand zur Faust, drückte zu, schnippte ein weiteres Pergamentknäuel über die Tischkante und übergab es der Vergessenheit. Es war ein Akt, in dem der ganze in ihm angestaute Verdruß zum Ausdruck kam. Er sah zu, wie es im hohen Bogen durch die Luft flog, wie es sich anmutig im Kreis drehte und schließlich hinter der künstlichen Horizontlinie verschwand, die die Tischkante bildete. Er stand auf und sah in den Papierkorb. Nicht ein Treffer, alle waren sie über das Ziel hinausgeschossen. Murrend rückte er den Tisch um ein ganzes Stück zurück, setzte sich und feuerte eine neue Salve vergilbender Pergamentbällchen ab. Dann stand er auf, um sich ein Bild von seiner Zielsicherheit zu verschaffen, und grinste befriedigt: Fünf von acht waren ins Ziel, die restlichen drei immerhin nicht allzuweit danebengegangen. Er setzte sich wieder und kaute nachdenklich an seinem Federkiel.
    Plötzlich streckte er die Hand aus, schnappte sich ein unbeschriebenes Blatt Pergament, knüllte es zu einem festen Ball zusammen und schnippte es dorthin, wo er auch die anderen hingeschnippt hatte. Beinahe ängstlich lugte er über die Tischkante: Volltreffer! Er schrie vor Freude auf, rannte wie ein Irrer aus dem Zimmer und warf dabei den Stuhl um.
    Das war es! Problem

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