Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
nicht?«
    »Ich will nicht noch eine Dosis Wasimmereswar mit Pommes!«
    »Dos wird auch gar mehr nicht nätig sein. Die Härren sitzen hier fäst«, kommentierte er nüchtern. »Fristick?«
    »Ich hab keinen Hunger. Raus!«
    »Ässen Sie doch. Bissl wänigstens. Sie schmäcken dann, äh, fihlen sich dann gleich viel bässer. Ganz bästimmt. Gutes Fristick! Läcker, läcker!« Vlad schob das Tablett durch die Türklappe und verschwand wieder.
    Und da stand es dann. Ihr Frühstück. Stand auf dem Boden vor ihnen und starrte sie an. Was sie bisher zum Frühstück gegessen hatten – es waren Häppchen gewesen im Vergleich zu diesem Festmahl. Man kennt vielleicht jene Orgie aus Gebratenem und Gesottenem, die man gemeinhin ›Englisches Frühstück‹ nennt: Speck, Eier, Würstchen, Bohnen, Blutwurst, Pilze, geröstetes Brot und so weiter. Alles das und noch einiges mehr, viel, viel mehr hatte man ihnen serviert. Berge von Essen, meisterhaft zubereitet, die nur darauf zu warten schienen, daß sich Firkin und Hogshead mit Messer und Gabel über sie hermachen und sie verschlingen würden.
    Es war, als riefe ihnen jede Frühstücksportion zu: ›Iß mich, beiß rein, verschling mich. Es wird dir gleich viel besser gehen, wenn du eine Portion intus hast. Ich bin eigens für dich zubereitet worden, und seit Jahren ist es mein Wunsch, von dir – und nur von dir – gegessen zu werden. Ich bin genau das, was du willst, haargenau das. Und ich werde ebenso begeistert sein wie du, wenn du mich ißt, und werde mich freuen, daß es mir vergönnt war, dich sättigen und zufriedenstellen zu dürfen. Komm schon, hau rein!‹
    Es war zuviel für sie. Sie erlagen der Versuchung und machten sich, ganz gegen ihren Willen, begeistert darüber her. Jeder Bissen schien besser zu schmecken als der vorangegangene, und jedesmal, wenn sie zubissen, schien das die Speisen so sehr zu beflügeln, daß sie vor Entzücken aufjauchzten (insbesondere die Würstchen machten das ganz ausgezeichnet).
    Der knusprig gebratene Frühstücksspeck schien ihnen förmlich auf die Gabel zu springen, die Bohnen traten in geordneten Reihen und gabelgerechten Grüppchen an und ließen sich mit aufmunterndem Hurrageschrei zum Mund führen. Und als alles Gebratene und Gesottene dahin war, waren Toast und Marmelade dran und machten auf sich aufmerksam. Erstaunlicherweise war tatsächlich jede Scheibe Toast warm.
    Es dauert nicht lange, bis alles aufgegessen war. Die beiden Esser sanken auf ihre Betten zurück, sie waren satt. Zum Platzen voll. Firkin war überrascht, daß er soviel weggeputzt hatte, weil er doch eigentlich überhaupt nicht hungrig gewesen war.
     
    An einem bestimmten, nicht weiter erwähnenswerten Morgen des Jahres 1025 MEZ ging die Sonne zur Begleitung eines Pfeifentons und dem wuchtigen, von 340 Straßenbauarbeitern geführten Schlag über den Krapathen auf. Die Bewohner von Khucaph wurden unsanft aus dem Schlaf gerissen und ihre Neugier dadurch gehörig angestachelt. Verschlafen stolperten sie in den ehedem so stillen Morgen hinaus, um nachzusehen, wer oder was diesen Höllenlärm veranstaltete.
    Der Prospektor sah zur Felskante hinauf, die im hellen Sonnenlicht lag, und kratzte sich den Kopf. Der Felsgrat hatte sich einen Fransenbesatz zugelegt: winzige gelbe Männer, die energisch draufloshämmerten und -pickelten.
    Die Dorfbewohner sahen gelassen, mit beinahe akademischem Interesse zu, wie sich hoch über ihnen winzige Cranachier abwerkelten. Und bald schon, nachdem sich gezeigt hatte, daß da oben nichts sonderlich Aufregendes passierte, als allmählich die Genickstarre einsetzte, verzogen sie sich wieder und nahmen ihr Tagwerk auf. Mancher brummelte noch etwas über die Zurechnungsfähigkeit der Cranachier, andere waren der Ansicht, daß die Cranachier auf ihrer Seite der Grenze waren und deshalb – solange sie niemanden beeinträchtigten – tun und lassen konnten, was ihnen gefiel. Und außerdem: Warum soll uns diese Graberei da oben eigentlich kümmern? Wahrscheinlich irgendeine Fundstelle von historischer Bedeutung oder so was …
    Der Prospektor hatte gewisse Zweifel hinsichtlich dieser Theorien. Zweifel, die durch ein enormes Mißtrauen genährt wurden, das er gegenüber allem und jedem hegte, was cranachisch war.
    Er machte sich an den Aufstieg. Er wollte herauszufinden, was da oben gespielt wurde.
     
    »Ich bau mir ein Schloß, so wie im Märchen…«, sang Courgette unbekümmert und hopste und hüpfte zum Ziehbrunnen im Wald. Das

Weitere Kostenlose Bücher