Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
tun wir jetzt? Wir müssen hier raus, ich will nicht gefress…«
    »Sprich’s nicht aus! Es kann auch gar nicht passieren. Wir sind schließlich die Helden der Geschichte. Und die Geschichte kann so nicht aufhören. Außerdem …«
    »Was?«
    »… keine Ahnung. Ich hab nur gedacht, mir fiele was ein, wenn ich lange genug weiterrede.«
    »Oh!«
    Sie schwiegen, jeder hing seinen Gedanken nach.
    Hogshead war am Durchdrehen. Die Augen quollen ihm aus den Höhlen: Die Aussicht, gefressen zu werden, war scheußlich genug. Aber dann auch noch von jemandem gefressen zu werden, der so gruselig war … Und Ausländer noch dazu! Ääähh! Er mußte hier raus. Aber wie?
    Er sah sich im Zimmer um. Tür und Fenster waren vergittert. Bei ihrer Ankunft hatten sie die Gitter nicht gesehen. Er kam sich unsäglich dumm vor: vergitterte Fenster in einem Pefferkuchenhäuschen – das hätte ihnen auf alle Fälle auffallen müssen. Ein Pfefferkuchengefängnis! Moment: Das war’s! Ein Pfefferkuchengefängnis war aus … richtig: aus Pfefferkuchen! Sie konnten ausbrechen! Und er, Hogshead, wußte auch, wie!
    »Ich hab’s, ich hab’s, ich hab’s!« Wie ein Wilder kratzte er an der Wand.
    »He, ganz ruhig … Was hast du denn?«
    »Die Antwort. Wir können fliehen«, brabbelte und scharrte er.
    »Und wie?«
    »… Pfeff… Pfeff… Pfeff…«
    »Was?«
    »… Pfeff… Pfeff…«
    Firkin starrte auf den Haufen Pefferkuchenkrümel am Boden, der immer höher wurde. »Pfefferkuchen kann man essen … Genau! Wir können uns durchfressen!«
    Mit einem Satz war er an der Wand, scharrte drauflos und biß zu.
    Er konnte es nicht glauben – Hogshead hatte recht. Bis zu den Handgelenken wühlten sie in der Wand, scharrten und zerrten wie besessen und rissen gewaltige Brocken heraus. Widerspenstiges wurde durchgebissen. Innerhalb kürzester Zeit war an der Stelle, die sie bearbeitet hatten, ein tiefes Loch, und hinter ihnen türmte sich ein großer Krümel- und Bröselhaufen.
    »Ha, ha! War doch so naheliegend. Hätten wir schon viel früher dran denken sollen!« jubelte Hogshead.
    »Allerdings. Wenn wir so weitermachen, sind wir bald draußen!«
    »Hi, hi. Auu … Hier wird’s aber ganz schön hart …«
    »Ja, bei mir auch.«
    Sie rissen und scharrten weiter, und allmählich kam unter der dicken mürben Lebkuchenschicht eine ganz normale Hausmauer aus massivem Stein zum Vorschein. Auch wenn sie sich noch so große Mühe gegeben hätten – es war unmöglich, sich durch dieses Hindernis nach draußen durchzubeißen. Firkin fluchte, weil er nicht mit einem Stahlgebiß aus Wolframcarbid zur Welt gekommen war.
    Hogshead wollte es einfach nicht glauben. Sein schöner Plan… Alles hatte so ausgesehen, als stünden sie kurz vor dem Ziel. Er warf sich aufs Bett und begann vor Verzweiflung und Erschöpfung zu schluchzen.
    »Wir sitzen in der Falle, in der Fa… Fa… Falle und werden au… au… aufgefr… bääähh!« Er vergrub das Gesicht im Kopfkissen und weinte.
     
    In einem anderen Zimmer schrieb Vlad eine Mitteilung auf einen kleinen Pergamentfetzen, der genau die richtige Größe hatte, damit er in eine Briefkapsel paßte, die ihrerseits wieder genau das richtige Format hatte, damit er sie problemlos am Bein einer seiner Brieftauben befestigen konnte. Es war ihm bewußt, daß er die Gefangennahme der Jungen schon früher hätte melden sollen – seinem Auftrag zufolge sofort nachdem ihm der Verdacht gekommen war, daß die beiden nach Schloß Isolon unterwegs waren. Aber andererseits war es in diesem Teil des Waldes die letzten Jahre über so ruhig gewesen, daß er sich nach ein wenig Gesellschaft sehnte. Die Arbeit, die mit seinem Auftrag verbunden war, füllte ihn nicht in dem Maße aus, wie sie ihn eigentlich hätte ausfüllen sollen. Welchen Zweck hatte es denn, für Swinehunt den Beobachtungsposten zu spielen, wenn es nichts zu beobachten gab? Es war einerlei, ob Swinehunt die Nachricht einen Tag früher oder später erhielt. Die Hauptsache ist, dachte Vlad, daß ich sie gefangengenommen habe. Und eingesperrt habe. Ausbruchssicher.
    Er legte den Federkiel zur Seite und machte sich auf den Weg, um nach seinen Gefangenen zu sehen.
     
    »Hallo! Schon zurück?« Val Jambon tätschelte seiner Tochter liebevoll den Kopf. Courgette stellte den Eimer neben dem Spülbecken ab. Über die Steinfliesen des Küchenfußbodens zog sich eine Spur aus kleinen nassen Fußstapfen, die immer dort, wo Courgette mit ihrem Eimer gewackelt hatte, durch eine

Weitere Kostenlose Bücher