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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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straßenbaulichen Projekt zu seinen Männern zu sprechen. Insbesondere, wenn es sich wie im gegebenen Fall um ein wichtiges Unternehmen handelte, um das gewaltigste Vorhaben in diesem Jahr. Er holte tief Luft, setzte die Pfeife an den Mund und blies hinein. Der wuchtige Aufschlag mehrerer hundert fachmännisch geschwungener Pickel zerriß wie der Knall einer Explosion die morgendliche Stille. Maney Hauweck wäre vor Stolz beinahe geplatzt. Heute war er ganz besonders stolz auf seine Männer. Er befehligte dreihundertvierzehn Mann und hatte einen Auftrag zu erledigen, der für das Königreich von enormer Bedeutung war. Noch einmal dachte er zurück an jenen Augenblick vor gerader einer Woche, als ein hochgewachsener, hagerer, schwarzgekleideter Mann in sein Baustellenbüro geplatzt war. Dachte daran, wie er zuerst erschrocken war, als er erkannt hatte, daß der Minister des Innern vor ihm stand …
    Hauweck nahm die Füße vom Tisch und setzte sich schleunigst auf, als Fisk über den nackten Bretterboden stiefelte, einen Stuhl packte und sich setzte. Die schwarzgekleidete Gestalt starrte verächtlich auf das Durcheinander aus Pergamenten, Katalogen und braunfleckigen Tassen mit kaltem Tee, das sich auf dem Schreibtisch des Bauingenieurs ausbreitete.
    »Oh, hallo! Der Herr Minister«, faselte Hauweck, »Ihr kommt wahrscheinlich weg’n dem Bericht über den Stand der Arbeit im Projekt Ödlanderschließung. Hier, bitte schön: eben fertig geworden. War grade dabei, ihn, äh, eigenpersönlich zu …«
    »Das ist Gympls Lieblingsprojekt. Interessiert mich nicht. Aber die Männer: Ich interessiere mich für die Männer. Ich will sie haben!«
    »Wie bi…? A… aber ich hatte ja keine Ahnung, Minister! Hab das immer für üble Nachrede gehalten. Denkt Ihr an einen bestimmten? Sie fühlen sich bestimmt geehrt durch Euer, äh, Interesse.«
    »Wie? Nein: Ich will sie alle!«
    »Gleichzeitig?« Die Augenbrauen des Bauingenieurs wanderten die niedrige Stirn hinauf bis hoch unter den Haaransatz.
    »Natürlich. Es handelt sich doch um eine eingeschworene Mannschaft, nicht wahr?«
    »Na ja, es gibt ein paar, die immer zusammenstecken. Aber ich glaub eigentlich nicht …«
    Fisk starrte voll Verachtung auf die zahllosen Kalender, die hinter dem übergewichtigen Bauingenieur an der Wand hingen: sinnlichlüsterne Frauen auf Hochglanzpergament, die außer den diversen bauhandwerklichen Gerätschaften, für die sie warben, nur wenig am Leib trugen. Ganz besonders fesselte ihn das Mannequin mit dem Theodoliten.
    »Was soll das Herumgerede? Willst du den Auftrag, oder willst du ihn nicht?«
    »Auftrag? Ach, und ich dachte, äh… Ach so, Auftrag. Ja.«
    Mit großen Augen sah Hauweck zu, wie Fisk eine Karte der Ostgrenze aufrollte und ihm eine Ermächtigungsurkunde überreichte, gezeichnet und gesiegelt von König Erdrosselbart persönlich. Noch größer wurden seine Augen, als er sich die genaue Beschreibung des Auftrags anhörte, die ihm der Innenminister lieferte.
    »… und muß innerhalb von zwei Monaten erledigt sein. Schaffst du das?«
    »Puh! Is ein Haufen Arbeit. Unmöglich, wenn ich nicht mehr Männer bekomme.«
    »Ich frage dich noch einmal: Kannst du das schaffen?«
    »Müßt ich die Männer vom Erschließungsprojekt abziehen.«
    »Und dann könntest du es schaffen?«
    »Denk schon. Klar, könnt Euch auf mich verlassen.«
    »Ausgezeichnet.« Fisk rieb geräuschvoll die Panzerhandschuhe aneinander.
    »Noch eins, Hauweck«, setzte er drohend hinzu. »Ich brauche dich doch nicht darauf hinweisen, daß wir in unserer kleinen Unterredung Informationen von äußerst, nun ja, delikater Natur ausgetauscht haben. Wenn etwas davon durchsickert, werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, daß man dich auf dem Grund einer tiefen dunklen Ausschachtung wiederfindet. In tragischer Verfassung. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Völlig klar, Minister, kristallklar.« Er schluckte nervös.
    »Ich erwarte, daß unverzüglich mit der Arbeit begonnen wird.«
    Im nächsten Moment war Fisk verschwunden. Hauweck sah blöde auf seine ausgestreckte Hand, die ungeschüttelt geblieben war, ließ sich schwer in seinen Stuhl fallen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
     
    Irgendwo weit, weit entfernt veranstaltete jemand einen Höllenlärm mit einem Paar gigantischer, unvorstellbar riesiger Kesselpauken. Seine gewaltigen schweißglänzenden Arme hämmerten rhythmisch einen hirnzermarterndem Trommelwirbel aufs Fell. Beängstigend war, daß er

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