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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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dröhnend und zu Bharkleeds großer Erleichterung – die erwünschte Reaktion.
    »Ausgezeichnet! Weil uns nicht mehr allzuviel Zeit bleibt, will ich euch jetzt gleich sagen, was ich von euch erwarte.«
    Er streckte den Arm aus, hielt ihn über die Menge, teilte sie ihn zwei Gruppen und zeigte mit weit ausholender, schwungvoller Geste nach links.
    »Ihr da«, brüllte er, »ihr seid die Welt! Ich möchte, daß ihr schreit, so laut ihr könnt: Erbarmen! Habt ihr verstanden?« Er zeigte nach rechts. »Und ihr da drüben, ihr seid die Mächte der Vernichtung.« An dieser Stelle riefen ein paar Angehörige der Welt laut und vernehmlich: Buh! Die Sache lief ausgezeichnet. »Und nun, ihr Mächte der Vernichtung, will ich, daß ihr Zur Hölle mit dir! schreit. Alles klar? Weiß jeder, was er zu tun hat?«
    Die Menge röhrte zustimmend.
    »Wer am lautesten schreit, der entscheidet über das Schicksal der Welt. Also dann: Los!«
    Ganz Krillingen verfiel in einen Schreikrampf, lieferte sich eine mörderische akustische Schlacht.
    Zur Hölle mit dir! brüllte es von rechts, Erbarmen! schrie es unnachgiebig von links. Brausend und tosend kollidierten das Geschrei der Mächte der Vernichtung und die Stimmen der Welt, sie fielen übereinander her, vermengten und vermischten sich, wurden in wilden Strudeln verwirbelt und wieder auseinandergerissen. Schallwellen stießen frontal aufeinander, bauten sich zu einer turmhoch aufragenden stehenden Woge auf, die hoch und immer höher stieg, bis sie sich schließlich brach und in einen gischtenden und schäumenden Wirbel aus abgerissenen Schreien zusammenstürzte. Und während der Kampf der Welten tobte, stiegen die drei Hohenpriester der Hochkirche von ihrem Podest, griffen sich in die Taschen, in denen die Bescheinigungen zum Nachweis des Bedingungslosen Glaubens verstaut waren, und stahlen sich heimlich davon. Sie verließen die Stadt Krillingen, verließen das Königreich Phruhl und machten sich eilends auf den Weg, um anderswo ihren Schnitt zu machen.
    Sie mußten damit rechnen, daß es möglicherweise nur noch wenige Minuten dauerte, bis die brüllende Horde kapiert hatte, daß die Gefahr des Weltuntergangs abgewehrt war. Diese Erkenntnis würde voraussichtlich auf den Straßen von Krillingen mit einem rauschenden Fest gefeiert werden, auf dem gewaltig gegessen und noch gewaltiger getrunken würde. Und dann konnte es sein, daß schon nach wenigen Stunden irgend jemand die vage Vermutung anflog, ob möglicherweise die Behauptungen, wonach das Ende der Welt unmittelbar bevorstand, nicht vielleicht doch ein klein wenig übertrieben waren. Und dann war es wiederum durchaus möglich, daß – wieder ein paar Stunden später – die Leute allmählich der Verdacht beschlich, daß mit diesen Priestern etwas nicht so ganz in Ordnung war und daß man ihnen deshalb vielleicht ein paar vorsichtig bohrende Fragen stellen müßte … Aber dazu sollte es in Krillingen (ganz so wie in all den vielen anderen Städten und Ländern, in denen sie abgeräumt hatten) erst dann kommen, wenn diese drei Priester nicht mehr da waren.
    Das feststellen zu müssen, würde die Bewohner von Krillingen wie ein Schock treffen. Und dieser Schock würde ihnen die Augen öffnen, und es würde ihnen schmerzlich bewußt werden, daß man sie heillos geprellt hatte.
    Wie schwer die Prellungen waren, die sie sich dabei zugezogen hatten, welche Quetschungen, Hautabschürfungen und Blutergüsse sie sich eingehandelt hatten, das würde sich dann drei Tage später überdeutlich zeigen: dann nämlich, wenn das missionarische Triumvirat Bharkleed, Flaezz und Wenzl nach Krillingen kommen würde – bereit, gewillt und leider auch bestens gerüstet, die Maßnahmen durchzuführen, die laut Paragraph 7 durchgeführt werden konnten und mußten.
     
    Drei Tage dauerte es, bis Nostromo Kasein endlich einsah, daß seine Prophezeiung Gott sei Dank vollkommen falsch gewesen war. Als er am ersten Morgen danach die gemarterten Augen aufschlug, als ihm das Licht so blendend hell in die Augen stach, daß er glaubte, es müßte ihm die hochempfindliche Netzhaut verbrennen, krümmte er sich vor Schmerz und legte sich auf der Stelle wieder flach. Noch wollte er nicht wahrhaben, daß der Weltuntergang nicht stattgefunden hatte. Er zumindest befand sich in einem Zustand, der dem einer Leiche weit ähnlicher war als dem eines beseelten, selbst eines schwer angeschlagenen beseelten Organismus.
    Er stöhnte jämmerlich, machte die Augen wieder zu und

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