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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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dieses Fauchen war unheimlicher als das bösartige Grinsen des Leguans, war grausiger noch als das humorlose Lächeln eines Krokodils. Er blies noch einmal eine Feuerwalze hoch zum Himmel, röstete eine Schar Gänse, drei Spatzen und eine höchst unangenehm berührte Eule und lachte. Lachte brüllend und irr.
    Wortwörtlich irr: Der Wahn der Pyromanie hatte ihn gepackt.
     
    Bei dem Geräusch, das durch die riesige, mitternächtlich verwaiste Küche des befestigten Reichspalastes von Cranachan hallte, handelte es sich unzweifelhaft um das beharrlich platschende Klatschen eines Fisches, der sich auf einer Steinplatte abzappelte und verzweifelt nach Luft schnappte. Leider sollte der Weißfisch, der flossenringend um sein Leben kämpfte, den Kampf verlieren. Auch er sollte zum tragischen Ende dem großen Fischsterben nicht entgehen.
    Herr Ringshey, der Königliche Cheffischkoch, schnappte sich den schnappenden Fisch, packte ihn mit seinen bleichen Wurstfingern am Schwanz und schlug mit einer kurzen, harten Bewegung aus dem Handgelenk den Fischkopf auf die blutbefleckte Steinplatte. Zack, Schlitz, Schlodder weg, fertig; Fischfilet!
    In den Wasserbecken rund um ihn herum blubberten unzählige Schaltiere, Weichtiere und Fische erleichtert auf, weil es ihnen noch einmal vergönnt gewesen war, dem Tod von der Servierplatte zu springen.
    Ringshey wischte sich die Hände ab und blätterte in dem Zutatenkatalog, den er neben sich liegen hatte. Ein halbes Dutzend Hummer. Er drehte sich zu dem großen Wasserbecken um und grinste: »Hallo, ihr Scherenschnitter! Onkelchen Ringshey hätte gern sechs von euch! Kommt schon, Freiwillige vor!«
    In den Wasserbecken der Krustentiere schrillten die Alarmsirenen: Der Koch schürte das Feuer unter dem großen Kessel, krempelte die Ärmel auf und marschierte, vorbei an dem niedrigen Schneckenbehälter, auf sie zu! Und während die Hummer blitzschnell in Deckung gingen und einen Höllenlärm machten, weil sich einer unter dem anderen verstecken wollte, drängelten sich in den anderen Becken die Krabben, Garnelen und Schnecken vor den Glasscheiben, um sich das Spektakel nicht entgehen zu lassen. Dann widmete sich der Koch mit größtem Vergnügen seinem Lieblingssport, der Hummerhetzjagd. Die Körpermassen des angejahrten Küchenchefs wabbelten beschwingt, er steckte die Hand in das Becken und schnappte nach den Dekapoden, die verängstigt nach rückwärts davonschossen.
    »Kommt schon, ihr kleinen Luder! Wie wär’s mit einem schönen heißen Bad? Gibt nichts Besseres, wenn ihr eine feine, zartrosa Babyhaut haben wollt!«
    Ein gewaltiges Männchen schnappte nach den Wurstfingern, die vor seinen Scheren hin und her wackelten, packte sich den kleinsten, den pinkfarbigen Knubbel und zwickte, angespornt vom sprudelnden Applausgeblubber seiner Mitkrustentiere, zu. Der Chefkoch kreischte wütend auf, riß die Hand aus dem Behälter und den an ihr hängenden Hummer hoch in die Luft. Millisekunden bevor der Küchenchef mit der anderen Hand zugreifen konnte, lockerte der Hummer seinen Scherengriff und fiel in das Wasserbecken zurück, wo ihm mit begeistertem Schnipp-Schnapp Beifall gespendet wurde und wo die Hummerinnen kokett mit den Stielaugen schlackerten – für ihn, den Helden des Augenblicks.
    Der Koch lief hochrot an (es handelte sich genau um den Farbton, den ein Hummer an sich selbst nicht besonders schätzte) und lutschte kläglich an seinem verletzten Finger.
    »Herr Ringshey?« fragte jemand an der Tür. Höflich, aber bestimmt.
    »Mmmm. Wabfbibff?« Wegen des schmerzenden kleinen Fingers fiel die Antwort ein wenig verhalten aus.
    »Wir kommen vom Monatsmagazin Der Weichtierzüchter«, log der große, indigoblau gekleidete Fremde. »Dürften meine Kollegen und ich Euch vielleicht ein paar Fragen stellen?«
    »Mmmm. Mmbfengnn!«
    »Äh, wäre es unter Umständen möglich, den Finger … aus … ja?«
    »Oh! Entschuldigung. Mit Vergnügen! Berufsrisiko, damit muß sich ein Königlicher Chefhummerist abfinden!« sagte Ringshey gezwungen humorig, rieb sich den Finger und ging um das ausgedehnte Areal mit dem Schneckenvorrat herum auf seine Besucher zu. Die Wasserbecken waren in Stufenfolge hintereinander angelegt, das Wasser lief aus dem höchstliegenden über die tieferliegenden in das unterste, im Boden eingelassene Becken, in dem es von Schnecken wimmelte. »Was ist das eigentlich für ein Geratter?« wollte Ringshey wissen. Er hatte kaum den Mund aufgemacht, da ging der ratternde Lärm

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