First Love, First Boy - Urlaub
sie es von jemand anderem erfährt.
„Ich geh ins Bett. Nacht Andi“ sage ich, drehe mich um und gehe. Ich vermute, das sie noch eine Weile auf sein wird. Seit sie hauptsächlich Nachwache macht, kann sie nachts kaum schlafen. Ihr ganzer Rhythmus ist durch den Urlaub durcheinander. Und wieder wundere ich mich, woher sie nur die Kraft nimmt. Aber das ist Andi. Immer stark, immer steckt sie zurück. Ich kenne sie gar nicht anders.
Ich liege noch lange wach und denke an den Strand. Was wir getan haben. Und mit einem glücklichen Lächeln schlafe ich ein.
Der nächste Morgen bringt leider nicht viel Gutes. Schon als ich in die Küche komme herrscht eine kühle Stimmung. Dirk ist auch schon auf und wirft mir einen giftigen Blick zu. Das kann ja heiter werden.
Bewusst gleichgültig hole ich mir einen Kaffee, setze mich an den Tisch und greife nach einem Baguette. Schneide es auf, belege es und beiße rein.
Doch so gleichgültig ich mich auch gebe, in meinem Magen rumort es. Ich habe keine Ahnung, wie Dirk reagieren wird. Und es macht mir Angst. Schließlich muss ich ja mit ihm zusammenleben.
Störrisch schweigt er. Er weiß, dass ich das nicht ab haben kann. Ich hasse Schweigen, vor allem dieses unangenehme, welches gerade herrscht. Also springe ich ins kalte Wasser und spreche ihn an.
„Was ist dein Problem?“ frage ich ihn direkt.
„Du“ kommt als einzige Antwort.
„Dirk, wir sind Brüder. Bisher haben wir uns so halbwegs verstanden. Das ich schwul bin, hat nichts mit dir zu tun!“
„Denkst du vielleicht auch daran, wie ich nun dastehe? Ich hab einen verfluchten schwulen Bruder!“
„Dirk, bitte. Zwischen uns ändert sich doch nichts.“
„Oh doch!“ schleudert er mir entgegen, steht auf und stürmt aus der Küche. Das ging ja nach hinten los. Andi kommt von der Terrasse in die Küche, kalter Rauchgeruch geht von ihr aus. Aha, sie hat also alles mitbekommen. Sie seufzt, schüttelt den Kopf, holt sich eine Tasse Kaffee und setzt sich zu mir.
„Das wird schon. Dein Vater wird noch einmal mit ihm reden“ spricht sie mir Mut zu. Dass es nicht einfach wird, das habe ich vorher gewusst.
„Ich weiß nicht Andi, du kennst Dirk. Er ist so stur. Ich bin doch immer noch der Gleiche!“
„Ach Rik, mach dir keinen Kopf. Er wird sich beruhigen. Gib ihm Zeit. Sein Weltbild wurde auf den Kopf gestellt. Es wird sich alles irgendwie wieder einrenken. Genieß jetzt lieber die Zeit mit Alain!“ sagt sie, nimmt ihre Tasse und verschwindet erneut in Richtung Terrasse. Ich merke, dass es ihr auch zusetzt. Es gibt auch so schon genug Spannungen in der Familie, und ich hab noch neue hinzugefügt.
Aber ich befolge ihren Rat und freue mich darauf, Alain wieder zu sehen. Und es ist eine Erleichterung, mich zumindest hier nicht mehr verstecken zu müssen.
Als dann später mein Liebster auftaucht, schwebe ich im siebten Himmel.
Die nächsten Tage vergehen wie im Traum. Alain und ich können unsere Hände nicht voneinander lassen. Wir haben bereits die ersten Pläne gemacht, für die Zeit zu Hause. Wir haben beide Skype, er hat ein Auto, ich kann mit dem Zug fahren. Andi hat durchblicken lassen, dass sie mir im Notfall den Rücken deckt und für mich lügen würde. Das ich gerade bei ihr bin, falls Mama mal nachfragt, wenn ich ein Wochenende verschwinde.
Maia macht es nichts aus, sie hat Alain längst ins Herz geschlossen. Mein Vater hat mit meinem Freund so eine Art Freundschaft geschlossen, hat ihn komplett akzeptiert.
Dirk dagegen behandelt mich wie einen Fremden. Es tut weh, aber ich kann momentan nichts daran ändern. Mein Vater hat mir gesagt, dass er noch einmal mit Dirk gesprochen hat. Er hat ihm das Versprechen abgerungen, unserer Mutter nichts zu sagen, da das ja schließlich meine Sache sei.
Ich kann nur hoffen, das es eines Tages wieder besser wird. Das er mich eines Tages wieder wie einen Bruder behandelt.
Den Rest des Urlaubs verbringe ich Hand in Hand mit Alain. Und auch teilweise die Nächte. Noch sind wir den letzten Schritt nicht gegangen, und bisher hat mein Liebster noch keinerlei Anzeichen dafür gezeigt, dass es ihm nicht reicht. Er lässt mir die Zeit, die ich brauche. Und dafür liebe ich ihn umso mehr!
Verlag:
BookRix GmbH & Co. KG
Einsteinstraße 28
81675 München
Deutschland
Texte: Celine Blue
Bildmaterialien: Celine Blue/Sissi Kaiserlos
Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 01.06.2013
http://www.bookrix.de/-roseblue
ISBN: 978-3-7309-3063-2
BookRix-Edition,
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