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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gefühl, ein Feigling zu sein.«
    Burrich stand auf und streckte sich, bis sei ne Schultern knackten. »Du bist kein Feig ling, Fitz, lass dir das von mir gesagt sein. Vielleicht hast du nur eine bes sere Vorstellung von den Kräfteverhältnissen. Ich wünschte, ich könnte erreichen, dass du dir ih retwegen kei ne Sorgen mehr zu machen brauchst, aber das ist leider unmöglich. Ich werde so gut über sie wachen, wie ich kann. Und soweit sie es zulässt.« Er musterte mich abwägend. »Flink fragte mich heute, wer die hübsche Jungfer sei, die mich so oft besucht.«
    »Was hast du ihm geantwortet?«
    »Nichts. Ich habe ihn nur angesehen.«
    Ich kannte den Blick. Flink würde nicht wieder danach fragen.
    Burrich ging, und ich legte mich auf mein Bett, um mich etwas auszuruhen, aber es war vergeblich. Ich zwang mich, still zu liegen, damit wenigstens mein Körper sich etwas erholte, wenn sich auch in meinem Gehirn die Räder unaufhörlich weiterdrehten. Eines besseren Mannes Gedanken hätten sich ausschließlich mit der Bedrängnis seines Monarchen befasst; ich fürchte, ein Großteil der meinen war bei Molly, die allein in ihrem Zimmer saß. Als ich es nicht mehr ertragen konnte, stand ich auf und schlich hinaus.

    Stimmengewirr und Saitenspiel des ausklingenden Festes drangen immer noch von unten herauf. Der Gang war leer, auf Ze henspitzen pirschte ich mich zur Treppe. Ich sagte mir, dass ich nur eben anklopfen wollte, vielleicht für ein paar Minuten hineingehen, nur um mich zu überzeugen, dass es ihr gutging. Ein ganz kurzer Besuch …
    Du wirst verfolgt. Wegen Nachtauges jüngst erwachtem Respekt vor Burrich war seine Stimme nur ein leises Raunen in meinem Kopf.
    Ich ging weiter, um meinen Verfolger nicht merken zu lassen, dass ich Verdacht geschöpft hatte. Nach ein paar Schritten kratzte ich mich an der Schulter und nahm das als Vorwand, einen Blick hinter mich zu werfen. Niemand zu sehen.
    Benutze deine Nase.
    Ich tat es, indem ich kurz Luft holte und anschließend etwas tiefer einatmete. Da war nur die Ah nung einer Witterung. Nach Schweiß und Knoblauch. Ich spürte dem behutsam nach, und mein Blut erstarrte. Dort, am anderen Ende des Gan ges, in einer Türnische verborgen, war Will. Der dunkelhaarige, schlanke Will mit den schläfrig gesenkten Lidern. Der De legat, der von Bearns zurückgerufen worden war. Mit allergrößter Vorsicht betastete ich den Gabenschild, der ihn vor mir verbarg. Da stand er in der Hoffnung, ich möge ihn nicht bemerken, und sendete einen unaufdringlichen Hauch von Selbstvertrauen in meine Richtung, um mich in dem zu be stärken, was ich zu tun vorhatte. Das war sehr perfide und kunstvoll, eine sehr viel elegantere Eingebung, als sie Serene oder Justin je zustande gebracht hatten.
    Will war ein sehr viel gefährlicherer Feind.
    Ich ging weiter bis zum Fuß der Treppe und nahm zwei Kerzen aus dem Vorrat, der dort bereitlag. Dann kehrte ich in mein Zimmer zurück, als wäre das meine einzige Absicht gewesen.

    Erst als ich die Tür hinter mir schloss, konn te ich be ruhigt aufatmen. Ich zwang mich dazu, in aller Ruhe die Bar rieren zu überprüfen, die mein Bewusstsein schützten. Nein, soweit ich feststellen konnte, war er nicht in mir gewesen. Dann bespitzelte er also nicht meine Gedanken, sondern beeinflusste mich nur mit den seinen, damit es für ihn einfacher war, mich zu beschatten. Hätte Nachtauge mich nicht gewarnt, wäre er mir bis zu Mollys Tür gefolgt.
    Obwohl jetzt an Schlaf erst recht nicht mehr zu denken war, legte ich mich wieder aufs Bett und versuchte, mich an alles zu erinnern, was ich getan hatte, seit Will sich wieder in Bocksburg aufhielt. Ich hatte ihn nicht mehr als Feind mit auf die Rech nung gesetzt, weil er nicht diesen fanatischen Hass verströmte wie Serene und Justin. Seit seiner wenig bemerkenswerten Jugend war er zu einem stillen, unauffälligen Mann herangewachsen, kaum der besonderen Beachtung wert.
    Ich war ein Dummkopf gewesen.
    Ich glaube nicht, dass er dir vorher schon einmal gefolgt ist. Aber möglich ist es.
    Nachtauge, mein Bruder, wie soll ich dir danken?
    Bleib am Leben. Eine Pause. Und bring mir Ingwerplätzchen.
    Die wirst du bekommen.
    Burrichs Feuer war heruntergebrannt, und ich hatte noch kein Auge zugemacht, als ich den Luftzug von Chades Tür durchs Zimmer wehen fühlte. Es war fast eine Erleichterung, aufstehen und zu ihm gehen zu können.
    Er schien ungeduldig gewartet zu haben, denn er stürzte sich sofort auf mich, kaum dass ich

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