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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verlegen, in Kennt nis zu setzen; sie wussten es nur vom Hörensagen.
    Doch lange bevor die Gäste von der Küste eintrafen und während ich mich noch mit dem größeren, allgemeinen Chaos abfinden musste, begann auch der Rest meines Lebens in Trümmer zu fallen. Serene und Justin begannen mich zu verfolgen. Ich war mir ihrer Gegenwart immer bewusst, denn ich konnte sie förmlich mit allen Sinnen und meinem ganzen Körper spüren, wenn sie an den Rändern meines Bewusstseins wie hungrige Vögel nach entschlüpften Gedanken pickten und nach jedem flüchtigen Tagtraum und jedem unbewachten Augenblick meines Lebens Ausschau hielten. Das allein war schlimm genug. Doch ich sah in ihnen jetzt auch die Ablenkungs- und Störmanöver, die verhindern sollten, dass ich mir Wills subtilerer Manipulationen bewusst wurde. Deshalb verstärkte ich meine Barrieren, obwohl ich wusste, dass ich damit vermutlich auch Veritas aussperrte. Ich befürchtete, dass sie genau das zu erreichen versuchten, wagte aber nicht, zu jemandem über diese Befürchtung zu sprechen. Während dieser Zeit konnte man sagen, dass ich auch im Rücken Augen hatte, und ich nutzte jeden einzelnen der Sinne, die Nachtauge und ich besaßen. Ich nahm mir fest vor, fortan besser
aufzupassen, und stellte mir die Aufgabe herauszufinden, womit die anderen Mitglieder des Zirkels beschäftigt waren. Burl befand sich auf Burg Fierant. Angeblich half er dabei, alles für den Aufenthalt des Königs dort vorzubereiten. Ich hatte keine Ahnung, wo Carrod steckte, und es gab niemanden, den ich beiläufig danach fragen konnte. Nur eins stand fest; er befand sich nicht mehr an Bord der Constance. Also lebte ich in ständiger Angst und Unruhe. Und wurde fast verrückt darüber, dass ich Will nicht mehr spüren konnte. Wusste er, dass ich ihn bemerkt hatte? Oder war er so gut, dass meine Fähigkeiten nicht ausreichten, ihn wahrzunehmen? Ich fing an, mein Leben zu leben, als würde jeder einzelne meiner Schritte überwacht.
    Pferde und Zuchtvieh waren nicht alles, was aus den Stallungen verschwand. Eines Morgens erzählte mir Burrich, dass Flink fortgegangen war. Er hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich zu verabschieden. »Sie haben gestern die letzten guten Tiere geholt. Die besten sind schon lange weg, aber was wir jetzt noch hatten, waren durchaus noch brauchbare Pferde, und die treiben sie jetzt über die Landstraßen nach Fierant. Man hat Flink nur gesagt, er solle die Herde begleiten. Er kam zu mir, um zu protestieren, aber ich sagte ihm, er solle ruhig gehen. Wenigstens werden die Pferde in ihrer neuen Heimat von kundigen Händen betreut. Außerdem, was hätte er hier zu erwarten? Es gibt einfach nicht mehr genug Stall, um darin Stallmeister zu sein.«
    Ich folgte ihm schweigend auf seiner Morgenrunde, und es war beinahe wie früher, aber eben doch nicht ganz wie früher. In der Falknerei saßen nur noch die alten oder verletzten Vögel, der Chor der kläffenden Hunde war auf wenige Stimmen zusammengeschrumpft. Bei den letzten zurückgebliebenen Pferden handelte es sich um all jene Tiere, die kränkelten oder alt waren, oder um solche, die verletzt waren und die man behalten hatte, um
vielleicht gute Fohlen von ihnen zu bekommen. Als ich an Rußflockes leerer Box ankam, blieb mir das Herz stehen. Ich brachte kein Wort heraus. An den Türpfosten gelehnt, starrte ich auf den leeren Wassereimer, die Krippe mit dem angeknabberten oberen Brett. Burrich legte mir die Hand auf die Schulter. Als ich ihn anschaute, spielte ein seltsames Lächeln um seinen Mund. Er schüttelte den Kopf. »Sie sind gestern gekommen, um deine Stute und Rötel zu holen. Ich sagte ihnen, sie wären Dummköpfe, die beiden wären doch schon letzte Woche weggebracht worden. Und sie waren Dummköpfe, denn sie glaubten mir. Deinen Sattel nahmen sie mit.«
    »Wo?«, brachte ich heraus.
    »Besser, du weißt es nicht«, sagte Burrich grimmig. »Es genügt, wenn einer von uns wegen Pferdediebstahls hängen muss.« Mehr erfuhr ich nicht von ihm.
    Ein Besuch bei Philia und Lacey am späten Nachmittag brachte nicht die Atempause, die ich mir erhofft hatte. Ich klopfte, und es dauerte ungewöhnlich lange, bis die Tür schließlich ge öffnet wurde. Das Wohngemach glich einer Rumpelkammer. In diesem Zustand hatte selbst ich es noch nie gesehen, und Lacey bemühte sich nur noch lustlos, einen Anschein von Ordnung und Wohnlichkeit herzustellen. Erheblich mehr Dinge als sonst la gen auf dem Boden.
    »Ein neues

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