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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schlangenbrut.
    Ich hätte nicht geglaubt, dass das möglich ist!
    Galen hat einen Weg gefunden und seine Nachbeter darin geschult. Wir müssen unseren Kontakt sofort beenden.

    Es war ein ähnliches Gefühl wie beim letzten Mal, als er unseren Kontakt unterbrochen hatte, um die Kraft seines Vaters zu schonen. Die Gabe wirkte dabei wie ein Rammbock, mit dem er jemanden von uns wegstieß. Ich glaubte, die Anstrengung zu spüren, die es ihn kostete. Dann war er fort.
    Fort, und das so plötz lich, wie er sich in mei nem Kopf ma nifestiert hatte. Prüfend tastete ich nach unserem Band und fand nichts. Was er von dem Dritten gesagt hatte, der uns bespitzelte, war für mich ein Schock. Furcht und Triumph rangen in mir. Ich hatte von der Gabe Gebrauch gemacht! Wir waren belauscht worden, aber ich hatte von der Gabe Gebrauch gemacht, allein und ohne Hilfe. Doch wie viel hatte der Lauscher mitgehört? Ich schob den Stuhl vom Tisch zurück und saß noch einen Augenblick länger da, weil ich von dem Sturm meiner Emp findungen überwältigt war. Das Sinnen mit der Gabe war leicht gewesen. Wie ich es letzt lich bewerkstelligt hatte, konnte ich jedoch nicht sagen, aber es war leicht gewesen.
    Ich kam mir vor wie ein Kind, das ein Geduldsspiel zusammengesetzt hat, aber nicht mehr ge nau weiß, in wel cher Reihenfolge. Die Verlockung, meine neugewonnene Fähigkeit gleich wieder zu erproben, war fast übermächtig. Aber nein, ich hatte anderes zu tun. Wichtigeres.
    Ich sprang auf, eilte aus dem Zimmer und wäre fast über Justin gestolpert, der Rücken an die Wand gelehnt auf dem Boden dasaß und die Bei ne von sich streckte. Man hätte glauben können, er sei betrunken, aber ich wusste es bes ser. Er war noch halb be täubt von dem Stoß, den Veritas ihm verpasst hatte. Die Gelegenheit war günstig, mir eine der Vipern vom Hals zu schaffen. Das Gift, das ich vor ei niger Zeit für Wall ace gemischt hatte, steckte immer noch zwischen den zwei Lagen Stoff mei ner Ärmelmanschette. Ich hätte es ihm in den Hals stopfen können, doch es war nicht
dazu gemacht, schnell zu wirken. Als würde er mei ne Gedanken lesen, schob er sich an der Wand entlang von mir weg.
    Ich starrte ihn an und be mühte mich, in aller Ruhe zu überlegen. Chade hatte ich ver sprochen, nichts Entscheidendes zu unternehmen, ohne es vorher mit ihm zu besprechen. Veritas hatte nichts davon gesagt, dass ich den Spion suchen und töten sollte. Diese Entscheidung zu treffen war nicht an mir, doch kaum etwas ist mir je schwerer gefallen, als mich abzuwenden und wegzugehen und Justin auf dem Boden sitzen zu lassen. Ich war noch nicht weit gekommen, als er plötzlich seine Stimme wiederzufinden schien. »Ich weiß, was du getan hast!«, geiferte er hinter mir her.
    Ich fuhr zu ihm herum. »Wovon redest du?«, fragte ich mit leiser Stimme. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hoffte, er würde mich dazu bringen, ihn zu töten, oh, wie sehr ich es hoffte.
    Er wurde blass, sah mir aber trotzig in die Augen. »Du tust immer so, als wärst du der König selbst. Du siehst auf mich he runter und verspottest mich hinter meinem Rücken. Glaub nicht, ich wüsste es nicht!« Er zog sich mit den flachen Händen an der Wand hoch und stand gebückt vor mir. »Aber so groß bist du nicht. Du machst einmal von der Gabe Gebrauch und hältst dich für einen Meister, aber deine Gabe stinkt nach Hundemagie! Bilde dir nur nicht ein, dass du immer den Kopf so hoch tragen wirst. Man wird dich schon bald auf deine wirkliche Größe zurechtstutzen!«
    Ein Wolf in mir verlangte zähnefletschend nach sofortiger Rache, doch ich beherrschte meine Wut. »Du wagst, mein Denken zu Prinz Veritas zu belauschen, Justin? Ich hätte nicht gedacht, dass du den Mut dazu aufbringst.«
    »Du weißt, dass ich es getan habe, Bastard. Ich fürchte dich keineswegs so sehr, dass ich mich vor dir verstecken müsste. Ich wage viel, Bastard, viel mehr, als du dir vorstellen kannst.« Er wurde von Minute zu Minute kühner.

    »Nicht, wenn ich mir deine Hinterlist und deinen Hochverrat vorstelle. Ist Kronprinz Veritas nicht für tot erklärt worden? Und doch belauschst du mich, wie ich zu ihm sin ne, und bist nicht überrascht?«
    Einen Moment lang stand er da wie vom Donner gerührt. Dann machte er den Mund auf, um sich an ei ner Antwort zu versuchen. »Sei jetzt wenigstens so klug und schweig«, mahnte Serene. Sie kam den Flur entlang wie ein Schiff unter vollen Segeln. Ich dachte nicht daran, ihr Platz zu machen, und

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