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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schon fast mein ganzes Leben«, antwortete ich bitter.
    »So kommt es mir allmählich auch vor«, stimmte er zu.
    Wir unterhielten uns flüsternd im Dunkeln, er lag noch im Bett, und ich saß daneben auf dem Boden. Ich hatte Burrich davon abgehalten, das Feuer zu schüren oder auch nur eine Kerze anzuzünden, denn es sollte niemand den Lichtschein sehen und sich darüber wundern, weshalb er so viel frü her als zu sei ner gewohnten Stunde munter war. »Wenn wir alles, was er verlangt, in zwei Tagen bewerkstelligen wollen, darf es keine Verzögerungen oder Schwierigkeiten geben. Zu dir bin ich zuerst gekommen. Glaubst du, du kannst es schaffen?«
    Er schwieg, und im Dun keln konnte ich sein Gesicht nicht sehen. »Drei kräftige Pferde, ein Maultier, eine Sänfte, Proviant für drei Personen. Und niemand darf etwas merken.« Wieder Schweigen. »Und ich kann wohl kaum den König und die Königin ins Schlepptau nehmen und einfach zum Tor hinausreiten.«
    »Kennst du den Erlenhain, wo der große Fuchsrüde damals seinen Bau hatte? Warte dort mit den Pferden. Der König und Kettricken werden zu dir kommen.« Es kostete mich einige Überwindung, dann noch hinzuzufügen: »Der Wolf wird sie führen.«

    »Müssen nun auch sie wissen, was du tust?« Er war bestürzt über die Vorstellung.
    »Ich nutze alles, was ich an Hilfsmitteln habe. Und ich denke über die Sache anders als du.«
    »Wie lange kannst du dein Bewusstsein mit einem Wesen teilen, das sich kratzt und leckt, das sich in Aas wälzt, das beim Geruch eines läufigen Weibchens außer sich ge rät und nie weiter denkt als bis zu seiner nächsten Mahlzeit? Und du meinst, du würdest nicht davon angesteckt werden? Und was, wenn das tatsächlich geschieht, was bist du dann?«
    »Ein Soldat?«
    Trotz des Ernstes unserer Lage stieß Bur rich ein schnaubendes Lachen aus. »Ich meinte es ernst«, sagte er dann.
    »Ich meine es auch ernst, was den König und die Königin angeht. In Burg Fierant hätte Edel sie völlig in sei ner Gewalt; das darf nicht geschehen, und mir ist es gleich, was ich alles tun muss, um es zu verhindern.«
    Er schwieg für einen Moment. »Also soll ich - wie auch immer - vier Reittiere und eine Sänfte aus der Burg hi nausschmuggeln, ohne Aufmerksamkeit zu erregen?«
    Ich nickte im Dunkeln. »Ist es mög lich?«
    Verdrossen meinte er: »Es sind noch ein oder zwei Knechte da, auf die man sich verlassen kann, aber das ist kein Gefallen, um den man gerne bittet. Ich möchte niemanden für etwas am Galgen baumeln sehen, das er nur für mich getan hat. Was die Pferde angeht, man könnte es so aussehen lassen, als gehörten sie zu einer Koppel, die flussaufwärts getrieben wird. Aber meine Burschen sind nicht dumm, ich dulde keine Dummköpfe in mei nem Stall. Wenn bekannt wird, dass der König verschwunden ist, werden sie sich schnell einen Reim auf alles machen können.«
    »Such dir einen aus, der den König liebt.«

    Burrich seufzte. »Dann der Proviant. Es wird kei ne üppigen Rationen geben, nur Marschverpflegung eben. Muss ich auch Winterkleidung beschaffen?«
    »Nein. Nur für dich selbst. Kett ricken kann anziehen und einpacken, was sie braucht, und Chade wird sich um die Bedürfnisse des Königs kümmern.«
    »Chade. Der Name kommt mir be kannt vor, als hätte ich ihn irgendwann schon einmal gehört.«
    »Man hatte angenommen, dass er schon vor langer Zeit verstorben ist. Früher hat er bei Hofe verkehrt.«
    »Um all diese vielen Jahre in einem Schattenreich zu leben«, staunte er.
    »Und er hat vor, weiter im Schatten zu bleiben.«
    »Du brauchst kei ne Angst zu haben, dass ich ihn ver rate.« Burrich hörte sich dabei gekränkt an.
    »Ich weiß. Ich bin nur so …«
    »Ich weiß. Lassen wir’s gut sein. Du hast mir alles gesagt, was nötig ist, damit ich meine Aufgabe erfüllen kann. Ich werde mit Pferden und Proviant zur Stelle sein. Zu welcher Zeit soll ich mich bereithalten?«
    »Irgendwann nachts, wenn das Fest noch in vollem Gange ist. Ich weiß noch nicht. Ich werde dir ein Zeichen geben.«
    Er zuckte die Schultern. »Sobald es dunkel wird, gehe ich hinaus und warte.«
    »Burrich, ich danke dir.«
    »Er ist mein König. Sie ist mei ne Königin. Ich brau che keinen Dank von dir, um meine Pflicht zu tun.«
    Ich verließ Burrich, um zu meiner zweiten Verabredung zu eilen. Auf dem Weg durch den Stall hielt ich mich im Dunkeln und schärfte alle meine Sinne, um wirklich sicherzugehen, dass niemand mir folgte. Draußen huschte ich von

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