Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote
kämpfen. Es wird für uns alle ein harter Winter, aber magere Wölfe kämpfen am besten, sagt man.«
Und wir sind mager, mein Bruder, oh, wir sind mager.
Eine beklemmende Vorahnung stieg in mir auf. Was hatte ich getan? Ich würde einen Weg finden müssen, um mit Kett ricken
zu sprechen, sie davon zu überzeugen, dass ich mich nicht gegen sie gewandt hatte. Und ich musste bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zu Veritas sinnen. Würde er es verstehen? Ich hoffte es. Er war immer fähig gewesen, in mir zu lesen. Er musste erkennen, was mei ne genauen Beweggründe waren. Und König Listenreich? Einst, vor langer Zeit, hat te er zu mir gesagt: »Wenn man versucht, dich mit Gut und Geld zum Verrat an mir zu bewegen, dann komm zu mir, und ich werde dich zufriedenstellen.« Würdest du Bocksburg in meine Hände geben, mein König?, fragte ich mich.
Ich merkte, dass Brawndy mich schweigend beobachtete. »Habt keine Sorge, FitzChivalric«, sagte er ruhig. »Zweifelt nicht an der Richtigkeit dessen, was wir tun, oder wir sind alle verloren. Hättet Ihr nicht die Hand nach Bocksburg ausgestreckt, wäre es ein anderer gewesen. Wir hätten Bocksburg nicht führerlos zurückgelassen. Seid froh, dass das Schicksal Euch zu diesem Führer bestimmt hat, wie wir es sind. Edel mag sich fern der Küste unter seiner Mutter Bett verstecken, wir müssen uns auf unsere eigene Kraft besinnen. Alle Omen und Vorzeichen weisen in diese Richtung. Man sagt, der Narbenmann hätte aus einem Brunnen in Bocksburg Blut getrunken und eine Schlange hätte vor dem Haupt kamin in der großen Halle gelegen und es gewagt, nach ei nem Kind zu stoßen. Ich selbst sah auf dem Weg hierher einen jungen Adler, der von Krähen bedrängt wurde. Doch ge rade, als ich dachte, er müsse ins Meer stürzen, um ihnen zu entgehen, drehte er sich im Flug zum Gegenangriff hin zu ei ner Krähe, die ihn von oben treffen wollte. Er schlug seine Dolche in ihren Leib und ließ sie blutig ins Wasser fallen, und ihre Schwestern flüchteten krächzend und flatternd hin zum Land. Dies sind Zei chen, FitzChivalric. Wir wä ren Toren, würden wir ihrer nicht achten.«
Trotz meiner Skepsis solchen Dingen gegenüber, standen mir
die Haare an meinen Armen zu Berge. Brawndy schaute von mir zur inneren Tür des Gemachs, und ich folgte seinem Blick. Zelerita stand dort. Das kurze dunkle Haar umrahmte ihr stolzes Gesicht, und ihre blauen Augen funkelten hell. »Tochter, du hast eine gute Wahl getroffen«, sagte er. »Ich habe mich ge fragt, was du nur in einem Schreiber sehen magst. Jetzt sehe ich es vielleicht auch.«
Er winkte sie heran, und sie trat neben ihn und schaute mich kühn an. Zum ersten Mal erkannte ich den stählernen Willen, der sich in dem scheuen Mädchen verbarg. Es war beunruhigend.
»Ich habe Euch gebeten zu warten, und Ihr habt gewartet«, sagte Herzog Brawndy zu mir. »Ihr habt Euch darin als ein Mann von Ehre erwiesen. Ich habe Euch heute Gefolgschaft gelobt. Seid Ihr gewillt, auch das Versprechen meiner Tochter entgegenzunehmen, Eure Gemahlin zu werden?«
An welch einem tiefen Abgrund ich plötzlich stand. Ich begegnete Zeleritas Augen und fand darin keinen Zweifel. Hätte ich Molly nicht gekannt, wäre sie mir als Schönheit erschienen, doch so wie ich sie anschaute, sah ich nur, wer sie nicht war. In mir war kein Ge fühl mehr für eine Frau, erst recht nicht in ei ner Zeit wie dieser. Ich richtete den Blick wieder auf ihren Vater.
»Herzog, Ihr erweist mir größere Ehre, als ich verdiene, dennoch, es ist, wie Ihr gesagt habt. Dies sind schlim me und ungewisse Zeiten. Bei Euch ist Eure Tochter in Si cherheit, an mei ner Seite droht ihr Gefahr. Was wir heute und hier besprochen haben, würde mancher als Hochverrat bezeichnen. Ich will nicht, dass man sagt, ich hätte Eure Tochter genommen, um Euch bei einem fragwürdigen Unternehmen an mich zu binden. Auch soll es nicht heißen, Ihr hättet mir aus einem solchen Grund die Hand Eurer Tochter gegeben.« Ich wandte mich an Zelerita. »Brawndys Tochter befindet sich in weit grö ßerer Sicherheit als FitzChivalrics Gemahlin. Bis meine Stellung nicht gesichert ist, will ich niemanden an mich
binden. Ich emp finde große Achtung für Euch, Lady Zele rita. Ich bin kein Herzog, nicht einmal von anerkanntem Adel. Ich bin, was mein Name sagt, der illegitime Sohn ei nes Prinzen. Bis ich sagen kann, ich bin mehr als das, werde ich keine Gemahlin nehmen und um keine Frau werben.«
Zelerita war sichtlich
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