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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und zu meiner Rechten saß Zelerita.
    »Wisst Ihr«, äußerte er irgendwann zu fortgeschrittener Stunde, »die Ähn lichkeit mit Eu rem Vater macht sich von Jahr zu Jahr deutlicher bemerkbar.«
    Aller Branntwein in Bearns hätte nicht ausgereicht, die Kälte zu vertreiben, die mich bei seinen Worten durchströmte.

KAPITEL 6
    ENTFR EMDETE
    D ie beiden Söhne von Königin Constance und König Listenreich waren Chivalric und Veritas. Sie kamen im Ab stand von zwei Jahren auf die Welt und waren einander so eng verbunden, wie Brüder nur sein können. Chivalric als der Älteste der Brüder wurde an seinem sechzehnten Geburtstag in den Rang des Thronfolgers erhoben. Unmittelbar danach erhielt er bereits von seinem Vater den Auftrag, eine Grenzstreitigkeit mit der großen Provinz Chalced zu schlichten. Von dieser Zeit an weilte er monatelang nur selten in Bocksburg. Selbst nach seiner Vermählung gönnte man ihm kaum je Ruhe. Nicht, dass es während dieser Zeit so viele Übergrife gegeben hätte - Listenreich schien vielmehr darauf bedacht zu sein, die Gren zen seines Reichs unverrückbar festzulegen. Streitigkeiten mit den Nachbarn wurden zuvor meist durch das Schwert entschieden, doch im Lauf der Zeit entwickelte Chivalric ein bemerkenswertes diplomatisches Geschick und bemühte sich, mit seinen Mitteln eine Einigung zu erzielen.
    Von einigen Seiten wurde behauptet, Chivalric mit diesen Missionen zu betrauen, wäre der Plan seiner Stiefmutter, Königin Desideria, gewesen, die hofte, er möge bei irgendeinem Scharmützel den Tod finden. Andere wiederum äußerten die Vermutung, Listenreich hätte auf diese Weise seinen ältesten Sohn aus dem Blickfeld und der Reichweite
der neu en Königin entfernt. Prinz Veritas, aufgrund seiner Jugend dazu verurteilt, am Hofe zu bleiben, ersuchte Monat für Monat ofziell seinen Vater und König um die Erlaubnis, seinem Bruder folgen zu dürfen. Dagegen waren sämtliche Versuche Listenreichs, ihn für andere Aufgaben zu interessieren, vergebens. Prinz Veritas erfüllte fraglos die ihm auf getragenen Pflichten, doch niemals ließ er vergessen, dass er lieber bei seinem älteren Bruder gewesen wäre. Endlich, an Veritas’ zwanzigstem Geburtstag, nach sechs Jahren unbeirrbarer Entschlossenheit, gab Listenreich seinem Drängen nach.
    Von da an und bis zu dem Tag vier Jah re später, als Chivalric abdankte und Veritas den Titel des Kronprinzen übernahm, arbeiteten die Prinzen Hand in Hand an der Si cherung der Grenzen, an Übereinkünften und Handelsabkommen mit den benachbarten Reichen. Prinz Chivalrics Begabung lag in dem direkten Umgang mit Menschen, ob als Einzelpersonen oder als versammeltes Volk. Veritas’ Stärken waren die Ausarbeitung von Verträgen, die Anfertigung von detaillierten Karten der ausgehandelten Grenzverläufe sowie die Unterstützung seines Bruders in seiner Autorität als oberster Kriegsherr und als Thronfolger.
    Prinz Edel, jüngster von Listenreichs Söhnen und sein einziges Kind mit Königin Desideria, verbrachte seine Jugend dagegen nur am Hof, wo seine Mutter alle Anstrengungen unternahm, ihn für die Anwartschaft auf den Thron zu präparieren.
     
    Die Heimreise nach Bocksburg trat ich mit einem Gefühl der Erleichterung an. Nicht zum ersten Mal hatte ich für meinen König einen derartigen Auftrag ausgeführt, doch bei mir kam nie eine große Begeisterung für meine Arbeit als Assassine auf. Ich war froh, dass Virago mich beleidigt und herausgefordert hatte, unwissentlich hatte sie es mir leichter gemacht als erwartet, nämlich zu tun, was ich tun musste. Dennoch, sie war eine sehr schöne Frau gewesen und eine ausgezeichnete Kämpferin. Ihre Zerstörung war
eine Verschwendung, und ich sah keinen Grund, stolz auf mein Werk zu sein, außer, dass ich mei nem König gedient hatte. Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als Ruß flocke mich die letzte Steigung des Weges hinauftrug.
    Ich schaute zur Hügelkuppe hinauf und glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Dort erblickte ich Kettricken und Edel zu Pferde. Seite an Seite. Ein Bild wie aus einer von Fedwrens kostbarsten illuminierten Handschriften. Edel ganz in Rot und Gold, mit spiegelblanken schwarzen Stiefeln und schwarzen Handschuhen. Der Reitumhang war über eine Schulter zurückgeschlagen, flatterte dabei im Morgenwind und brachte den dra matischen Farbkontrast zur Geltung. Der strenge Wind hatte seine Wangen gerötet und die sorgfältig frisierten Lo cken zerzaust, während seine dunklen Augen

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