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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Narr sah, wie ich mich zuckend und stöhnend in Krämpfen wand? Es kümmerte mich nicht. Nichts kümmerte mich, außer zu erfahren, ob diese Frau Molly gewesen war, und wenn ja: War sie ums Leben gekommen? Ich musste es wissen. Musste wissen, ob sie gestorben war, und wenn sie gestorben war, auf welche Weise. Nichts anderes war mir je so wichtig gewesen.
    Der Narr hockte auf dem Teppich wie eine bleiche Kröte. Er leckte sich über die Lippen und lächelte mich an. Manchmal verzerrt Schmerz das Gesicht eines Menschen zu solch einem Lächeln. »Es ist ein sehr heiteres Lied, das Lied über Syltport«, meinte er. »Als gäbe es einen Sieg zu feiern. Die Dörfler haben gewonnen, wisst Ihr, nicht das Leben, aber einen sauberen Tod. Nun ja, zumindest einmal den Tod. Tod, statt umgekehrt den Schrecken der Entfremdung. Das ist wenigstens etwas. Etwas, worüber man in diesen Zeiten Lieder singt, woran man sich halten kann. So steht es heute in den Sechs Provinzen. Wir töten die Unsrigen, damit sie nicht in die Hände der Korsaren fallen, und dann besingen wir diese Tat wie einen Sieg. Erstaunlich, womit ein Volk sich tröstet, wenn es sonst keinen Trost gibt.«
    Alles war wie durch einen Schleier undeutlich. Da wusste ich plötzlich, dass ich träumte. »Ich bin nicht hier«, sagte ich schwach. »Dies ist ein Traum. Ich träume, ich bin König Listenreich.«
    Der Narr hielt die weiße Hand vor die Flammen und betrachtete die dunklen Linien der Knochen in dem durchscheinenden Fleisch. »Wenn Ihr es sagt, Majestät, dann muss dem so sein. Dann träume auch ich, Ihr seid König Listenreich. Wenn ich Euch kneife, werde ich mich dann selbst aufwecken?«
    Ich senkte den Blick auf meine eigenen Hände. Sie waren alt und zernarbt. Ich ballte sie zu Fäusten, beobachtete, wie Adern und Sehnen sich unter der papiernen Haut wölbten, spürte den knirschenden Widerstand meiner geschwollenen Knöchel. Ich bin ein alter Mann, dachte ich. So fühlt es sich also an, wenn man alt ist. Nicht, als wäre man krank und könnte immerhin auf Besserung hoffen. Alt. Wenn jeder Tag eine neue Hürde ist, jeder Monat eine weitere Last für den Körper. Alles begann sich aufzulösen. Flüchtig hatte ich geglaubt, fünfzehn zu sein. Von irgendwoher roch ich verbranntes Fleisch und Haar. Nein, würziges Rindergulasch. Nein, Jonquis heilsames Räucherwerk. Die sich vermischenden Gerüche verursachten mir Übelkeit. Ich wusste nicht mehr, wer ich war, was ich wollte. Wenn ich glaubte, einen Anhaltspunkt gefunden zu haben, um die Wahrheit herbeizuzwingen, entglitt mir dieser wieder. Es war hoffnungslos . »Ich weiß nicht«, flüsterte ich. »Ich verstehe dies alles nicht.«
    »Aha!«, trumpfte der Narr auf. »Wie ich Euch gesagt habe. Man kann eine Sache nur verstehen, wenn man sie am eigenen Leib erfährt.«
    »Dann erfahre ich jetzt, was es heißt, König Listenreich zu sein?« Ich war zu tiefst erschüttert. So hatte ich ihn nie gesehen, gepeinigt von den Beschwerden des Alters, aber dennoch unablässig den Leiden seiner Untertanen ausgeliefert. »Dies muss er erdulden, Tag für Tag?«
    »Ich fürchte, so ist es, Majestät«, bestätigte der Narr mitfühlend. »Kommt. Legt Euch nieder. Morgen werdet Ihr Euch besser fühlen.«
    »Nein. Wir beide wissen, dass es nicht so sein wird.« Diese schrecklichen Worte kamen nicht aus meinem Mund. Sie kamen von des Königs Lippen, und ich hörte sie und wusste, dass dies die erdrückende Erkenntnis war, von der sein Leben bestimmt wurde. Ich war so unsäglich müde. Jeder Muskel meines Körpers schmerzte. Ich hatte nicht gewusst, wie schwer das eigene Fleisch wiegen konnte, wie viel schmerzliche Anstrengung es kostete, nur einen Finger zu krümmen. Ruhen. Schlafen. Wollte ich das - oder Listenreich? Ich hätte dem Narren gestatten sollen, mir ins Bett zu helfen, meinem König die Erholung zugestehen. Aber der Narr wusste die Antwort, auf die es mir ankam. Er enthielt mir das Körnchen Wissen vor, das ich haben musste, um meiner ganz gewiss zu sein.
    »Ist sie dort gestorben?«, fragte ich ihn.
    Der Narr sah mich traurig an, bückte sich unvermittelt und hob sein Zepter auf. Eine winzige Träne perlte über die Wange des Rattenkopfes, er folgte ihr mit den Augen, dann verlor sein Blick sich in der Ferne, in einem Reich der Schmerzen. Flüsternd begann er zu sprechen. »Eine Frau in Syltport. Ein Tropfen in dem Strom all der Frauen von Syltport. Was mag ihr zugestoßen sein? Ist sie gestorben? Ja. Nein. Von

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