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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Heimatland mit der Erbarmungslosigkeit von Vielfraßen und erfüllten all jene mit Leid und Verzweiflung, denen sie teuer gewesen waren. Uns zu zwingen, unsere eigenen Landsleute als Mörder und Wegelagerer zu verfolgen, das war die grausamste Waffe der Outislander gegen uns.
    Ich schaute zu, wie diese Flut des Todes stieg und die kleine Stadt in Besitz nahm. Die Korsaren sprangen von den Schiffen auf den Kai und sickerten in den Ort, verteilten sich in den Gassen wie tödliches Gift in Wein. Einige blieben zurück, um die anderen Schiffe im Hafen zu durchsuchen, zumeist offene Kähne, aber auch zwei Fischerboote und ein Frachter. Deren Mannschaften fanden einen schnellen Tod. Ihre panische Gegenwehr war so pathetisch wie das Flattern und Gackern in einem Hühnerstall, in das ein Wiesel eingedrungen ist. Der dichte Nebel verschluckte unbarmherzig ihre Schreie, und unter der Nebeldecke war das Sterben eines Menschen nicht mehr als der verlorene Ruf eines Seevogels. Anschließend wurden die Boote achtlos in Brand gesetzt, ohne dass man einen Gedanken an ihren Beutewert verschwendet hätte. Diese Piraten scherten sich um keine Beute. Vielleicht nahmen sie sich eine Handvoll Münzen, wenn es sich so ergab, oder die Kette vom Hals einer Frau, die sie vergewaltigt und getötet hatten, aber das war schon alles.
    Ich konnte nichts anderes tun, als zuzusehen. »Wenn ich sie nur verstehen könnte«, sagte ich zu dem Narren. »Ihre Beweggründe. Was diese Roten Korsaren tun, ist ohne Sinn und Ziel. Wie sollen wir gegen einen Angreifer Krieg führen, der nicht preisgibt, weshalb er unsere Küsten verheert? Wenn ich sie nur verstehen könnte …«
    Der Narr schürzte seine blutleeren Lippen. »Sie sind von demselben Wahnsinn besessen wie der, der sie antreibt. Verstehen kann man sie nur, wenn man sich ebenfalls darauf einlässt. Ich für meine Person hege nicht den Wunsch, sie zu verstehen. Dass man versteht, weshalb sie tun, was sie tun, wird sie nicht hindern, damit fortzufahren.«
    »Nein.« Ich wollte nicht mit ansehen, was geschah. Zu oft war ich Augenzeuge dieser Gräueltaten gewesen. Doch nur ein herzloser Mensch hätte sich abwenden können wie von einem schlecht in Szene gesetzten Puppenspiel. Das Mindeste, was ich für mein Volk tun konnte, war seinem Sterben zuzusehen. Das Mindeste und das Einzige. Ich war krank und gebrechlich, ein alter Mann, ein Betrachter aus weiter Ferne. Mehr konnte man von mir nicht erwarten. Also saß ich in meinem Bett und schaute zu.
    Ich sah das Dorf aus seinem friedlichen Schlummer zu grausiger Wirklichkeit erwachen: durch den rohen Griff einer fremden Hand an Kehle oder Brust, durch einen über der Wiege gezückten Dolch oder durch das Weinen eines aus dem Schlaf gerissenen Kindes. Viele Lichter flammten auf und erhellten das Dorf mit einem glühenden Schein - ob durch rasch angezündete Kerzen, weil jemand sehen wollte, was der Aufschrei aus der Nachbarschaft zu bedeuten hatte, oder durch Fackeln, die zusammen mit den ersten Flammen aus brennenden Häusern grell aufleuchteten. Obwohl die Roten Korsaren seit mehr als einem Jahr die Sechs Provinzen heimsuchten, hatte man in Syltport geglaubt, auf alles vorbereitet zu sein. Man hatte die Schreckensmeldungen vernommen und beschlossen, einem selbst werde das nicht widerfahren. Aber die Häuser brannten, und die Schreie gellten zum Himmel wie vom Rauch emporgetragen.
    »Sprich, Narr«, verlangte ich heiser. »Tu einen Blick in die Zukunft für mich. Was erzählt man von Syltport? Einem Überfall auf Syltport im Winter.«
    Er holte stockend Atem. »Es ist nicht einfach zu sehen und auch nicht deutlich«, meinte er zögernd. »Alles ist verschwommen, im Wandel begriffen. Zu viel ist in Fluss, Majestät. Die Zukunft ergießt sich von dort in alle Richtungen.«
    »Verkünde mir alles, was du sehen kannst«, befahl ich.
    »Man hat über diese Stadt ein Lied geschrieben«, begann der Narr mit hohler Stimme. Seine Hand lag immer noch auf meiner Schulter, die Kälte seiner langen, starken Finger drang durch den Stoff meines Nachtgewandes. Ein Schaudern wanderte von ihm zu mir oder von mir zu ihm, und ich fühlte, wie viel Überwindung es ihn kostete, neben mir auszuharren. »Wenn dieses Lied in einer Taverne gesungen wird und man zum Kehrreim mit den Bierhumpen auf dem Tisch den Takt hämmert, erscheint die ganze Geschichte als halb so schlimm. Man preist die Tapferkeit der braven Menschen, die lieber kämpfend untergingen, als sich zu er geben. Nicht

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