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TS 65: Die Zeit-Agenten

TS 65: Die Zeit-Agenten

Titel: TS 65: Die Zeit-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Merwin jr.
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PROLOG
     
    Der alte Mann legte seine weißen aristokratischen Hände, auf denen die Adern blau hervortraten, auf den beinahe prunkvoll wirkenden Schreibtisch und beugte sich leicht nach vorne, als wollte er damit Elspeth Marriner besonders deutlich machen, wie wichtig das war, was er ihr zu sagen hatte. Seine tiefliegenden Augen richteten sich auf sie.
    „Meine Liebe, infolge besonderer Umstände werde ich Sie nun zum erstenmal allein ausschicken.“
    Einer weiteren Erklärung bedurfte es nicht. Elspeth war sich völlig darüber im klaren, was Mr. Horelles Bemerkung zu bedeuten hatte. Wenn sie auch noch keine dreißig Jahre alt war, war sie doch schon eine Wächter-Veteranin, eine jener ausgewählten kleinen Gruppe, deren Lebenswerk darin bestand, auf jeder der Parallelwelten der Erde als Spezialagent zu arbeiten, wenn die Umstände dort ihre Dienste erforderten.
    Die übliche Politik der Wächter war es, in Gruppen von zwei oder mehr zu arbeiten – und das in enger Zusammenarbeit mit den sorgfältig ausgewählten Lokal-Agenten, die auf den jeweiligen Welten lebten. Auf den früheren Missionen, die sie für Mr. Horelle erfüllt hatte, hatte Elspeth mit einem Mann namens Mack Fraser, einem ehemaligen Boxchampion, der die Laufbahn eines Zeitungsfotografen aufgenommen hatte, zusammenzuarbeiten. Wenn auch ihre Beziehungen zu Mack alles andere als harmonisch waren, so hatte sie sich doch an ihn gewöhnt und empfand jetzt unbestimmt, wie hilflos sie sich ohne ihn vorkommen würde.
    Aber das durfte sie Mr. Horelle gegenüber natürlich nicht zugeben. Sie wußte, daß er in seiner tiefen Menschenkenntnis bereits ihre Gefühle erkannt und als unwichtig abgetan haben mußte. So hielten ihre blauen Augen dem Blick des Chefwächters stand, als sie sagte: „Wo braucht man mich?“
    Elspeth war für die Spur eines Lächelns dankbar, die um die Lippen des alten Mannes spielte. Sie hatte das gesagt, was er von ihr erwartet hatte. Er fuhr sich mit seiner beinahe durchsichtig wirkenden Hand über die Stirne und begann dann:
    „Meine Liebe. Ich schicke Sie diesmal zu einer neu entdeckten und recht interessanten Version unserer Erde. Diesmal wird Ihre Mission weder militärischer noch politischer Art sein – ich schicke Sie lediglich als Beobachter.“ Seine schmalen Finger strichen liebkosend über den Himmelsglobus, der auf seinem Schreibtisch stand.
    „Wir haben ziemlich lange gebraucht, um diese Welt zu entdecken“, fuhr er fort, „vielleicht aus dem Grunde, weil sie und die nahe parallel liegenden Welten durch eine seltsame kosmische Wolke unseren Instrumenten teilweise verborgen geblieben waren.“
    „Herr im Himmel!“ rief Elspeth aus. „Dann muß diese Welt aber ziemlich weit zurück sein.“
    „Das ist sie auch“, meinte Mr. Horelle wieder mit einem leisen Lächeln. „Und doch bin ich überzeugt, daß sie gerade dadurch für Sie besonders faszinierend sein wird. Antik – so heißt der Planet, dem Sie zugeteilt sind, und Sie werden die Gründe für diese Namensgebung gleich verstehen – hat praktisch zweitausend Jahre seiner Geschichte versäumt.“
    „Dann klingt das ja beinahe wie eine Zeitreise!“ rief Elspeth aus.
    „Ihre Transition wird Sie in eine Welt führen, die etwa der zweiten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts entspricht“, lächelte Mr. Horelle, der sich offenbar über Elspeths Begeisterung freute. „Der Unglücksfall, der seine Entwicklung aufgehalten hat, hat das Leben auf den zwei Dutzend nächstliegenden Planeten völlig zerstört.“
    „… und doch hat, in weiterem Sinne gesehen, diese fürchterliche Katastrophe auch ihre Glücksseiten“, fuhr der alte Mann fort. „Natürlich müssen wir aus dieser Entdeckung einen Nutzen ziehen – eine antike Welt, die tatsächlich gleichzeitig mit unseren modernen Welten existiert. Wenn ich selbst noch zu einer Transition fähig wäre, können Sie sich darauf verlassen, daß ich mir die Gelegenheit nicht entgehen ließe, die ich jetzt Ihnen anbiete.“
    Elspeth konnte nur nicken, während sie im stillen überlegte, was vor ihr lag. Hier, so dachte sie, war eine Welt für Dichter – für Dichter und Liebende, nicht für Ingenieure und Händler. Hier war die Welt von Horaz, Ovid, Virgil und Catull …
    Mr. Horelle riß sie aus ihrem Traum. „Unglücklicherweise kennen wir die Folgen noch nicht ganz, die die Existenz einer solchen Parallelwelt bringt. Es kann durchaus sein, daß sie für die übrigen Welten gar nicht angenehm oder

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