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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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einer kurzen Pause fügte er etwas ungewiss hinzu: »Aber Prinz Edel steht bei ihnen in hohem Ansehen. Er hat mit der Prinzessin und ihrem Gefolge auf dem Rückweg nach Bocksburg hier Rast gemacht. Ein Mann am Tisch meinte, sie wäre ein großer weißer Fisch von einem Weib, gerade recht für den Küstenkönig. Und ein anderer sagte, wenigstens Prinz Edel wisse sein ungerechtes Los mit Anstand zu tragen, ganz wie ein wahrer Spross aus königlichem Blut. Dann stießen sie an und wünschten ihm Gesundheit und ein langes Leben.«
    Eiseskälte durchströmte meine Adern. Ebenso leise fragte ich: »Die überfallenen Dörfer. Hast du gehört, welche es waren?«
    »Walbein oben in Bearns. Und Syltport bei uns in der Nähe.«
    Die Dunkelheit um mich wurde undurchdringlich. Die ganze Nacht lag ich wach und starrte mit offenen Augen ins Leere.
    Am nächsten Morgen verließen wir Turlake. Zu Pferd. Querfeldein. Burrich wollte nicht auf der Straße weiterreiten, obwohl ich vergeblich Protest eingelegt hatte. Er hörte sich meine Beschwerde an, dann nahm er mich zur Seite und fragte schroff: »Willst du sterben?«
    Ich starrte ihn verständnislos an. Er schnaubte angewidert.
    »Fitz, alles ist noch beim Alten. Du bist immer noch ein königlicher Bastard, und Prinz Edel betrachtet dich nach wie vor als einen Stolperstein auf seinem Weg zur Macht. Er hat versucht, dich loszuwerden, und das nicht nur ein mal, sondern dreimal. Bildest du dir ein, er wird dich in Bocksburg willkommen heißen? Nein. Für ihn ist es umso besser, wenn keiner von uns je wieder dort auftaucht. Aber laufen wir ihm nicht blind ins offene Messer. Wir schlagen uns in die Büsche. Wenn er oder seine Handlanger uns haben wollen, müssen sie uns jagen. Und Edel ist nie ein großer Jäger gewesen.«
    »Stehen wir nicht unter Veritas’ Schutz?«, fragte ich niedergeschlagen.
    »Du bist des Königs Mann und Veritas ist Thronfolger«, stellte Burrich kurz noch einmal klar. »Du beschützt deinen König, Fitz, nicht umgekehrt. Auch wenn ihm an dir liegt, er hat Wichtigeres zu bedenken. Die Roten Korsaren. Seine junge Frau. Und einen jüngeren Bruder, der glaubt, die Krone passe besser auf seinen Kopf. Nein. Erwarte nicht, dass der Thronfolger schützend die Hand über dich hält. Du musst selbst auf dich achten.«
    Mein einziger Gedanke war jedoch die verlorene Zeit, bis ich mich endlich auf die Suche nach Molly machen konnte. Aber das behielt ich für mich. Burrich wusste nichts von meinem Traum. Ich sagte nur: »Edel müsste verrückt sein, fast in Sichtweite von Bocksburg noch einen weiteren Anschlag auf uns zu verüben. Jeder würde wissen, dass er unser Mörder ist.«
    »Nicht verrückt, Fitz, nur skrupellos, und das ist er. Wir sollten nie den Fehler begehen und glauben, dass Edel nach den Regeln handelt, an die wir uns halten, oder dass er auch nur denkt wie wir. Wenn Edel eine Möglichkeit sieht, uns aus dem Weg zu räumen, wird er sie ergreifen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob man ihn verdächtigen könnte oder nicht, solange es keine Beweise gibt. Veritas ist unser Kronprinz, nicht unser König. Noch nicht. Während König Listenreich lebt und auf dem Thron sitzt, wird Edel es verstehen, sich bei seinem Vater einzuschmeicheln. Er kann sich manches erlauben, sogar einen Mord.«
    Burrich hatte sein Pferd von der Straße weggezügelt, spornte es durch die Schneewehen an, preschte dann die unberührte, verschneite Hügelflanke hinauf und ritt geradewegs in Richtung Bocksburg. Flink warf mir einen kläglichen Blick zu und schluckte, aber wir waren ihm gefolgt.
    Und jede Nacht, wenn wir, um uns zu wärmen, eng nebeneinander in unserem Zelt schliefen, statt in den weichen Betten eines Gasthauses, musste ich an Edel denken. Bei jedem mühsamen Schritt bergauf, bei dem ich mein Pferd am Zügel hinter mir her zog, und auch bei jedem vorsichtigen Abstieg, waren meine Gedanken bei dem jüngsten Prinzen. Ich zählte jede zusätzliche Stunde, die mich von Molly fernhielt, und nur wenn ich mir in meinen Tagträumen ausmalte, wie ich Edel in Grund und Boden prügelte, spürte ich Kraft in meinem Körper. Ich konnte mir jedoch nicht vornehmen, Vergeltung zu üben. Vergeltung war das Vorrecht der Krone. Doch wenn mir die Rache versagt blieb, dann doch Edel gleichzeitig auch die Befriedigung. Ich würde nach Bocksburg zurückkehren und aufrecht vor ihm stehen, und wenn seine schwarzen Augen mich ansahen, würde ich seinem Blick nicht ausweichen. Nie, gelobte ich

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