Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
zurückgeeilt, drückte mir eine Laterne in die Hand und hastete gleich wieder zurück, um sich Burrichs Hofstaat anzuschließen. Bei Rußflockes Box angelangt, riegelte ich die Tür auf, und freudig schnaubend trabte die Stute hinein. Ich stellte die Laterne auf ihr Gestell und schaute mich um. Zu hause. Dies war Zu hause, mehr als mein Zimmer oben in der Burg oder jeder andere Platz auf der Welt. Ein Verschlag in Burrichs Stall, geborgen in seinem Reich, eines seiner Geschöpfe. Wenn ich nur die Zeit zurückdrehen, mich in das dicke Strohbett wühlen und eine Pferdedecke über den Kopf ziehen könnte.
    Rußflocke schnaubte erneut, dieses Mal jedoch vorwurfsvoll. Sie hatte mich die vielen Tage und Meilen geduldig getragen und verdiente die beste Pflege, die ich ihr geben konnte. Doch jede einzelne Schnalle des Sattelzeugs widersetzte sich meinen gefühllosen, steifen Fingern. Ich zerrte ihr den Sattel vom Rücken, fummelte endlos an ihrem Kopfgeschirr herum, während mir schwarze Punkte vor den Augen flimmerten. Schließlich machte ich sie einfach zu und ließ meine Hände allein die Arbeit tun. Als ich die Augen wieder öffnete, stand Flink neben mir. Er sah mich an, sagte aber nichts, sondern füllte Rußflocke den Tränkeimer, schüttete ihr ein Maß Getreideschrot in die Krippe und holte einen Armvoll süßes Heu, das mit viel Grün durchsetzt war. Anschließend nahm er mir behutsam Rußflockes Striegel und Kardätsche aus der Hand. »Ich mache das«, sagte er ruhig.
    »Kümmere dich erst um dein eigenes Pferd«, wies ich ihn zurecht.
    »Das habe ich schon getan, Fitz. Sieh mal, du bist zu müde, um sie ordentlich zu pflegen. Überlass die Arbeit mir, du kannst dich ja kaum noch auf den Beinen halten. Geh und ruh dich aus.« Beinahe tröstend fügte er hinzu. »Ein andermal kannst du ja Eisenherz für mich versorgen.«
    »Burrich wird mir die Haut abziehen, wenn ich die Sorge um mein Pferd jemand anderem überlasse.«
    »Nein, wird er nicht. Er wird ein Tier nicht in der Obhut von jemandem lassen, der sich kaum noch auf den Beinen halten kann«, meldete Burrich sich zu Wort. Er stand vor der Boxentür in der Stallgasse. »Überlass Rußflocke unbesorgt Flink, er versteht seine Arbeit. Flink, ich übergebe dir für eine Weile das Kommando. Wenn du mit Ruß flocke fertig bist, wirf einen Blick auf die gescheckte Stute hinten im Stall. Ich weiß nicht, wem sie gehört oder woher sie gekommen ist, aber sie sieht krank aus. Wenn sich das bestätigt, sorge dafür, dass man sie von den anderen Pferden entfernt unterbringt, und lass den Stand mit Essig ausscheuern. Ich komme wieder, sobald ich FitzChivalric in sein Quartier begleitet habe, und bringe für uns etwas aus der Küche mit. Wir essen oben in meiner Kammer. Ach ja. Sag einem der Jungen, er soll oben ein Feuer machen. Wahrscheinlich ist es dort kalt wie in einer Eishöhle.«
    Flink nickte, ohne beim Striegeln innezuhalten, Rußflocke hatte ihre Nase in der gefüllten Krippe. Burrich ergriff meinen Arm. »Komm mit«, sagte er wie zu einem Pferd. So sehr es mir widerstrebte, aber ich musste mich beim Gehen auf ihn stützen. Am Stalltor nahm er sich eine der Laternen für den Weg durch die Dunkelheit zur Küche. Es fing wieder an zu schneien, und meine Gedanken wirbelten und tanzten wie die Flocken umher. »Alles ist anders geworden, und nichts wird wieder sein wie früher«, sagte ich in das schwerelose Gestöber hinein.
    »Was ist anders geworden?«, forschte Burrich behutsam in meinen Worten. Sein Tonfall verriet die Sorge, ich könnte wieder anfangen zu fiebern.
    »Alles. Wie du mich behandelst. Wenn du nicht darüber nachdenkst. Wie Flink mich behandelt. Vor zwei Jahren waren wir einfach nur Freunde, er und ich. Zwei Burschen, die in den Ställen arbeiteten. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, mir anzubieten, mein Pferd für mich zu striegeln. Doch heute Abend hat er mich behandelt wie ein krankes Muttersöhnchen, und nicht einmal wie jemand, den man verspotten kann. Als könnte ich erwarten, dass er mir solche Arbeiten abnimmt. Am Tor wurde ich empfangen wie ein Fremder. Selbst du, Burrich. Vor einem Jahr oder einem halben, wenn ich krank geworden wäre, hättest du mich in deine Kammer hinaufgeschleppt und mit einer Rosskur wieder auf die Beine gebracht. Für mein Gejammer hättest du taube Ohren gehabt. Jetzt begleitest du mich zur Küche und …«
    »Hör auf zu winseln«, unterbrach Burrich mich barsch. »Hör auf zu jammern und hör auf, dich selbst

Weitere Kostenlose Bücher