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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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seiner Stute gerichtet, dann hob er ruckartig den Kopf. »Ich rate Euch, ihm den Befehl zu übertragen, Hoheit.«
    Burrichs Gesicht war ein Abbild widerstreitender Gefühle. Erst leuchteten seine Augen auf, dann merkte ich, wie ihm Bedenken kamen.
    Rudelherz, sie werden gut für dich jagen, drängte Nachtauge. »Burrich, übernehmt Ihr den Befehl. Euch werden die Leute folgen und gut für Euch kämpfen.«
    Mir lief es kalt den Rücken hinunter, als ich hörte, wie Königin Kettricken fast wörtlich Nachtauges Gedanken wiederholte. Burrich straffte die Schultern und richtete sich im Sattel auf. »Aufgrund des flachen Geländes können wir auf keinen Überraschungsangriff bauen, und wir müssen zudem damit rechnen, dass sie sich hinter den drei Wällen, die sie bereits überwunden haben, verschanzen. Wir sind keine große Streitmacht. Was wir allerdings reichlich haben, Hoheit, das ist Zeit. Wir können sie einschließen. Sie haben keinen Zugang zu Trinkwasser. Wenn Seewacht standhält und wir die Outislander festnageln, wo sie jetzt sind, zwischen dem dritten Wall und der Mauer, dann können wir in Ruhe auf das Eintreffen unserer Schiffe warten. Und dann liegt es an uns, ob wir gemeinsam einen Angriff unternehmen oder sie einfach aushungern.«
    Die Königin nickte. »Das hört sich vernünftig an.«
    »Sie wären Dummköpfe, wenn sie nicht wenigstens eine Wache bei ihren Schiffen zurückgelassen hätten. darum müssen wir uns als Erstes kümmern. Dann sollen einige von unseren eigenen Leuten dort bleiben und auf Befehl jederzeit bereit sein, die Schiffe zu zerstören, falls den Outislandern ein Ausbruch gelingen sollte. Andernfalls fallen Euch gute Schiffe in die Hände, die ihr der Flotte Eures Gemahls einverleiben könnt.«
    »Auch das erscheint mir vernünftig.« Kettricken war anzusehen, dass ihr dieser Gedanke gefiel.
    »Glatt durch führen lässt sich das alles nur, wenn wir schnell handeln. Sie werden uns bald entdecken, wenn sie es nicht schon getan haben, und bestimmt fällt es ihnen nicht schwer zu erraten, was wir planen. Also heißt es, ihnen schnell zuvorzukommen. Wir müssen dort hinunter, die Belagerer einschließen und die Wachen bei den Schiffen töten.«
    Kerf und Fuchs rot nickten beide. Burrich schaute sie an. »Ich brauche Bogenschützen für den Ring um die Burg. Wir wollen den Feind dort fest halten und uns nicht auf einen Nahkampf einlassen. Wenn sie sich vorwagen, treibt sie zurück. An der Bresche, durch die sie eingedrungen sind, werden sie auch wieder hinauszukommen versuchen. Richtet euer hauptsächliches Augenmerk dorthin, aber verteilt euch entlang des ganzen äußeren Walls. Und vorläufig versucht nicht, darüber hinaus vorzudringen. Sollen sie herumkrabbeln wie Krebse in einem Topf.«
    Die beiden Truppenführer bestätigten ihn mit einem kurzen Nicken. Burrich fuhr fort.
    »Bei den Schiffen brauchen wir Schwertkämpfer. Rechnet mit erbitterter Gegenwehr - sie werden um ihren einzigen Fluchtweg kämpfen. Schickt einige wenige gute Bogenschützen mit, die Brandpfeile bereithalten sollen. Wenn es gar nicht anders geht, verbrennt die Schiffe - das aber nur als allerletztes Mittel. Sie sind wertvoll für uns.«
    »Die Rurisk!«
    Jemand in den hinteren Reihen stieß den Ruf aus. Alle Köpfe wandten sich dem Meer zu. Da war die Rurisk, eben umrundete sie den nördlichen Ausläufer der Bucht. Unmittelbar in ihrem Kielwasser tauchte ein zweites Segel auf. Unsere Leute erhoben ein lautes Jubelgeschrei. Doch weiter draußen auf dem Meer, im tiefen Wasser, weiß wie eines toten Mannes Bauch und mit ebenso aufgeblähten Segeln, schwamm das Weiße Schiff. Sobald ich es erblickte, fühlte ich, wie sich mir ein Messer aus Eis in meine Eingeweide bohrte.
    »Das Weiße Schiff!«, würgte ich hervor. Unsägliches Grauen schüttelte mich wie ein Krampf.
    »Was?«, fragte Burrich überrascht. Es war das erste Wort, das er an diesem Tag zu mir sprach.
    »Das Weiße Schiff!«, wiederholte ich und streckte die Hand aus.
    »Was? Wo? Das da? Das ist eine Nebelbank. Unsere Schiffe laufen dort drüben in den Hafen ein.«
    Ich schaute genauer hin. Er hatte Recht. Eine Nebelbank, die sich vor meinen Augen in der Morgensonne auflöste. Meine Angst verflüchtigte sich wie das höhnische Lachen eines Geistes. Trotzdem lag für mich plötzlich ein düsterer Schatten über dem Tag.
    »Teilt eure verfügbaren Leute auf und dann ans Werk«, ordnete Burrich an. »Wir wollen verhindern, dass unsere Schiffe auf Widerstand

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