Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
stoßen, wenn sie in die Bucht ein laufen. Schnell jetzt. Fitz, du gehst mit zu den Roten Schiffen. Unterrichte den Kapitän der Rurisk von dem, was wir beschlossen haben. Sobald ihr im Hafen fertig seid, kommt in geschlossener Formation zur Burg, um unseren Belagerungsring zu verstärken. Es wäre schön, wenn wir Herzog Kelvar von unserem Vorhaben in Kenntnis setzen könnten, aber ich nehme an, er wird es bald genug selbst sehen. Nun, auf in den Kampf.«
Es gab ein kurzes Durcheinander, ein Hin und Her zwischen Fuchsrot und Kerf, doch dann ritt ich überraschend schnell mit einem Trupp Soldaten hinter Fuchsrot her. Ich hatte mein Schwert, aber lieber wäre mir meine Axt gewesen, mit der ich mich während des Sommers angefreundet hatte.
Nichts ging so glatt, wie es geplant war. Schon in den Ruinen der geplünderten und niedergebrannten Stadt trafen wir auf Outislander, lange bevor wir den Strand er reichten. Sie waren auf dem Rückweg zu ihren Schiffen und führten hinter sich einen langen Zug von Gefangenen mit sich, die sie in Fesseln gelegt hatten. Wir griffen sie an. Einige hielten stand und kämpften, andere suchten ihr Heil in der Flucht. Bald waren unsere Leute überall zwischen den ausgebrannten Häusern und in von Schutt über säten Straßen Guthavens verstreut. Einige kümmerten sich um die Gefangenen, schnitten ihre Fesseln durch und versuchten, ihnen, so gut sie konnten, zu helfen. Fuchsrot fluchte über den Aufenthalt, denn die geflohenen Korsaren würden natürlich die Wachen bei den Schiffen alarmieren. Kurz entschlossen ordnete sie eine Handvoll Soldaten ab, um den verzweifelten Einwohnern von Guthaven beizustehen. Wir anderen ritten weiter. Der Geruch von Leichen und der Regen auf dem verkohlten Holz brachte die Erinnerung an Ingot zurück; sie überfiel mich mit solcher Macht, dass ich im Sattel schwankte und die Hände um die Zügel krampfhaft zu Fäusten ballte. Die Zahl der Toten war erheblich größer, als wir erwartet hatten. Irgendwo spürte ich einen Wolf, der durch die zerstörte Menschenstadt trabte, und holte mir bei ihm Trost.
Fuchsrot verfluchte uns allesamt nach allen Regeln der Kunst und ordnete dann die ihr verbliebenen Soldaten zu einer Keilformation. Gerade als wir die Roten Schiffe erreichten, wurde eins vom Strand hinuntergeschoben, bekam Wasser unter den Kiel und nahm, von wenigen Rudern angetrieben, schwerfällig Fahrt auf. Dagegen konnten wir nichts unternehmen, aber wir kamen rechtzeitig, um ein zweites Schiff am Entkommen zu hindern. Die Wache an Bord töteten wir mit überraschender Leichtigkeit. Es waren nicht viele Korsaren dort, und sie fanden auch keine Gelegenheit mehr, ihre Gefangenen zu erschlagen, die gefesselt an Deck lagen.
Also hatten die Roten Korsaren sich mit Gefangenen davonmachen wollen. Wohin? Zu dem Geisterschiff, das ich mir einbildete, gesehen zu haben? Allein der Gedanke an das Weiße Schiff ließ mich schaudern, und ich hatte das Gefühl, ein eiserner Ring würde sich um meinen Kopf zusammenziehen. Vielleicht hatten sie vorgehabt, ihre Gefangenen zu ertränken oder zu entfremden, was immer das Geheimnis hinter Letzterem sein mochte. Ich hatte nicht die Muße, mir ausführlich Gedanken darüber zu machen, aber ich nahm mir vor, Chade davon zu berichten. Jedes der drei noch übrigen Schiffe hatte einen Trupp Bewaffneter an Bord, und wie von Burrich vorhergesagt, setzten sie sich verbissen zur Wehr. Ein Schiff wurde von einem übereifrigen Bogenschützen in Brand gesetzt, aber die beiden anderen fielen uns unbeschädigt in die Hände.
Als die Rurisk auf den Strand gezogen wurde, hatten wir sämtliche Schiffe erobert, und ich konnte die Atempause nutzen, um den Kopf zu heben und über die Bucht zu schauen. Keine Spur von dem Weißen Schiff, vielleicht war es wirklich nur eine Nebelbank gewesen. Hinter der Rurisk folgte die Constance und in ihrem Kielwasser eine Flottille von Fischerbooten und sogar ein paar Handelsschiffe. Letztere waren gezwungen, wegen ihres größeren Tiefgangs draußen zu ankern, aber die Besatzungen ruderten in den Beibooten zum Ufer. Die Mannschaften der Kriegsschiffe warteten, bis ihre Kapitäne über die Lage in Kenntnis gesetzt worden waren, die Leute von den Fischerbooten und den Handelsschiffen aber eilten an uns vorbei in Richtung der belagerten Burg.
Unsere Soldaten hatten sie je doch bald eingeholt, und als wir am äußeren Wall anlangten, hatten sich unsere Reihen auch ohne straffe Organisation gut formiert. Die
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