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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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unsteten Schatten zwischen Feuerschein und Dunkelheit einen Kampf nach seiner Art und mit seinen Waffen führte. Burrich und Fuchsrot fochten sogar eine Zeitlang Rücken an Rücken, als es schlecht für uns aussah. Ich war Teil des Kreises, der die Königin schützte; dachte ich wenigstens, bis ich merkte, dass sie genaugenommen direkt neben mir kämpfte.
    Irgendwann ließ ich mein Schwert fallen, um die Axt eines gefallenen Korsaren aufzuheben. Am nächsten Tag suchte und fand ich die wertvolle Klinge, tief in den Boden getreten und von Schlamm und Blut überkrustet, doch in diesem Augenblick zögerte ich nicht, Veritas’ Geschenk gegen eine auf brutale Art wirkungsvollere Waffe einzutauschen. Als sich endlich das Schlachtenglück zu unseren Gunsten wendete, dachte ich nicht da ran, ob es klug war, sondern verfolgte den flüchtenden Feind durch das düstere Ruinenlabyrinth von Guthaven.
    Und es war eine gute Jagd für Nachtauge und mich. Ich stand Fuß bei Fuß mit meinem letzten Gegner, und wir kreuzten die Äxte, während Nachtauge schnappend und knurrend, mit kurzen Sprüngen vor und zurück, das Schwert eines kleineren Mannes überlistete. Er machte ihm den Garaus, nur Sekunden bevor ich meinen Feind vernichtete.
    Dieser letzte Akt des Abschlachtens erfüllte mich mit einer wilden, tierischen Freude. Ich wusste nicht, wo Nachtauge aufhörte und ich begann, nur, dass wir gesiegt hatten und noch am Leben waren. Danach machten wir uns auf die Suche nach Wasser, tranken durstig aus dem Eimer des Brunnens auf dem Marktplatz, und ich wusch mir das Blut von Händen und Gesicht. Anschließend sanken wir erschöpft nieder. Ich lehnte den Rücken an das Brunnengemäuer, und wir schauten zu, wie sich die Sonne über den dichten Bodennebel erhob. Ich spürte die Wärme Nachtauges an meiner Seite, und er und ich waren es zufrieden, einfach nur im Jetzt zu sein.
    Wahrscheinlich war ich für einen Moment eingedöst, denn als er aufsprang und davonlief, schrak ich hoch. Verwirrt blickte ich auf, um zu sehen, was ihn erschreckt hatte, entdeckte aber nur ein Mädchen mit einem Eimer in der Hand, das mich ängstlich anstarrte. Die Sonne glänzte auf ihrem roten Haar. Ich stand auf, grinste ihr zu und hob grüßend die Axt, aber sie huschte davon wie ein verängstigtes Kaninchen und verschwand im Gewirr der Straßen. Ich reckte mich, dann schlug ich den Weg zu der Stelle ein, wo Kettrickens Zelt gestanden hatte. Auf meinem Weg tauchten die Bilder der wölfischen Jagd in der vergangenen Nacht aus meinem Gedächtnis auf. Die Erinnerungen waren zu deutlich, zu rot und zu schwarz, so dass ich versuchte, sie aus meinem Bewusstsein zu verbannen. War es das, was Burrich mit seiner Warnung gemeint hatte?
    Selbst am hellen Tag fiel es schwer, das Geschehene ganz zu begreifen. Rings um die geschwärzten Überreste des Zeltes war die gefrorene Erde zu blutigem Morast zertrampelt. Hier war das Kampfgewühl am dichtesten gewesen. Hier hatten die meisten Krieger ihr Leben gelassen. Einige der Toten hatte man weggeschleift und auf einen Haufen geworfen, andere lagen noch genau da, wo sie gefallen waren. Ich vermied es, mir die Leichen anzusehen. Es ist eine Sache, voller Zorn und Angst blindwütig zu töten. Eine andere Sache ist es, sich danach im kalten grauen Morgenlicht sein Werk zu betrachten.
    Dass die Outislander versucht hatten, unseren Belagerungsring zu sprengen, war verständlich. Wenigstens ein Teil von ihnen hätte sich wahrscheinlich zu den Schiffen retten und ein oder zwei davon zurückerobern können. Dass sie stattdessen, wie von einem gemeinsamen bösen Willen beseelt, ihren Angriff gegen das Zelt der Königin richteten, war mir ein Rätsel. Weshalb hatten sie nicht, nachdem ihnen der Durchbruch gelungen war, alles darangesetzt, ihre Chance zu nutzen und in die Weite des Meeres zu entkommen?
    »Vielleicht«, überlegte Burrich und biss die Zähne zusammen, als ich sein geschwollenes Knie betastete, »hatten sie gar nicht den Wunsch zu entkommen. Nicht das erste Mal haben Outislander beschlossen, dass sie sterben wollen, und dann den Versuch unternommen, vor ihrem Tod noch so viel Unheil anzurichten wie möglich. Deshalb haben sie uns hier in der Hoffnung angegriffen, unsere Königin zu töten.«
    Ich hatte Burrich entdeckt, als er über das Schlachtfeld humpelte. Er wollte nicht zugeben, dass er nach meinem Leichnam gesucht hatte. Seine Erleichterung bei meinem Anblick war aber Beweis genug dafür.
    »Woher sollten sie wissen,

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