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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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die Herzogin von Tilth sowie ihre aktuellen Favoriten aus dem regionalen Adel. Bearns, Rippon und Shoaks waren überhaupt nicht vertreten.
    Nach dem Festtagsbraten wurden zwei Trinksprüche auf Edel ausgebracht, der erste von Herzog Holder von Farrow. Er lobte den Prinzen über den grünen Klee, erklärte ihn zum Verteidiger des Reiches, pries seine schnelle Hilfe für Guthaven und rühmte ihn für seinen Mut, das zu tun, was für die Sechs Provinzen am besten war. Ich spitzte die Ohren, aber das war leider nur alles hohles Geschwätz, ohne einmal konkret zu sagen, was Edel sich entschlossen hatte zu tun. Hätte er noch etwas länger weitergemacht, wäre seine Ansprache die reinste Lobeshymne geworden.
    Zu Anfang der Rede hatte Kettricken sich aufrecht hingesetzt und Edel ungläubig angesehen, als könnte sie nicht fassen, dass er so ruhig dasaß, lächelte und nickte und ein Verdienst für sich in Anspruch nahm, das ihm nicht zustand. Falls noch jemand außer mir den Gesichtsausdruck der Königin bemerkte, ging man schweigend darüber hinweg. Wie vorherzusehen, war der zweite Laudator Herzog Ram von Tilth. Er hob den Pokal zum Gedenken an Kronprinz Veritas. Diesmal hörten wir eine echte Lobrede, die angemessene Würdigung all dessen, was Veritas versucht und gewollt, sich erträumt und gewünscht hatte. Nachdem seine Erfolge bereits zu Edels Füßen aufgehäuft worden waren, blieb nicht mehr viel zu sagen übrig. Falls überhaupt möglich, wurde Kettricken noch blasser und presste die Lippen noch fester zusammen.
    Ich glaube, als Herzog Ram endete, war sie im Begriff, sich zu erheben und selbst etwas zu sagen, doch - wie um ihr zu vorzukommen - sprang Edel förmlich auf und hob sein frisch gefülltes Glas. Er gebot den Anwesenden Schweigen, dann wandte er sich an die Königin.
    »Zu viel ist heute Abend gesprochen worden, aber zu wenig von unserer höchstwürdigen Königin Kettricken. Sie musste bei ihrer Heimkehr die schmerzliche Nachricht vom Tod ihres Gemahls entgegennehmen. Doch mein verstorbener Bruder Veritas würde nicht wollen, dass Trauer um ihn den Ruhm überschattet, den seine Gemahlin sich durch eigene Taten erworben hat. Ungeachtet ihres Zustandes (das wissende Lächeln auf Edels Gesicht zeigte einen Anflug von Häme), glaubte sie es ihrer neuen Heimat schuldig zu sein, selbst an der Spitze unserer Reiterei auszuziehen, um die Roten Korsaren das Fürchten zu lehren. Gewiss haben viele Piraten durch ihr scharfes Schwert das Leben verloren. Und zweifellos muss ihr Anblick unsere Soldaten begeistert haben - ihre Königin, die Seite an Seite mit ihnen focht, in kühner Geringschätzung all dessen, was sie aufs Spiel setzte.«
    Zwei hochrote Flecken zeigten sich auf Kettrickens Wangen. Edel fuhr fort und verstand es geschickt, durch einen wohlwollend herablassenden Tonfall und dick aufgetragene Schmeicheleien, Kettrickens Handeln weiter in einem schiefen Licht erscheinen zu lassen. Mit seinen verlogenen Phrasen würdigte er ihre Verteidigung Guthavens gegen die Korsaren auf das Niveau billiger Effekthascherei herab.
    Vergebens hielt ich am Hohen Tisch nach einem Ritter Ausschau, der für sie Partei ergriff. Wäre ich von meinem Platz zwischen den Stallknechten aufgestanden, um mich zu ihrem Fürsprecher zu machen, hätte es ausgesehen wie eine zusätzliche Verhöhnung. Kettricken, die offensichtlich immer noch eine Fremde am Hof ihres Gemahls und nach seinem Tod nun allein auf sich gestellt war, schien in sich zusammenzusinken. In Edels Version erschienen ihre Taten fragwürdig und tollkühn - statt wagemutig und entschlossen. Ich sah, wie sehr sie an sich zu zweifeln begann, und wusste, sie würde nicht aufstehen und Edel in die Schranken weisen. Das Festmahl nahm seinen Fortgang mit einer beinahe abwesenden Königin, die sich ausschließlich ihrem greisen Schwiegervater widmete und kaum auf seine fahrigen Versuche einging, ein Gespräch anzuknüpfen.
    Doch es kam noch schlimmer. Nach dem letzten Gang gebot Edel erneut Schweigen. Er versprach den versammelten Gästen, bald würden Musikanten und Puppenspieler auftreten, doch sie möchten sich noch etwas in Geduld fassen, er habe eine weitere Ankündigung zu machen. Nach langer Bedenkzeit, vielen Beratungen und nur mit größtem Widerstreben habe er erkannt, wofür der Angriff auf Guthaven nun der letzte Beweis gewesen sei: Bocksburg war nicht mehr der sichere Zufluchtsort wie früher. Keinesfalls war es ein Ort für jemanden mit angegriffener Gesundheit.

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