Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht
bereit, auf Gewalt zu verzichten, wenn wir ihm den Weg freigeben …
Einen Sekunde lang spielte sie mit dem Gedanken, dem Dhrakanen zu erlauben, sich ungehindert im Schiff zu bewegen, unter ständiger Beobachtung der Sicherheitskräfte. Doch die Gefahr, daß die Situation in den überfüllten Decks außer Kontrolle geriet, war zu groß. Wenn sich der Dhrakane bedroht fühlte, konnte es zu einer Katastrophe kommen. Und wahrscheinlich würde schon sein Anblick genügen, um eine Panik unter den Flüchtlingen auszulösen.
Nein, solange sich das Echsenwesen weigerte, auf ihre Verständigungsversuche einzugehen, durfte es das 6. OD nicht verlassen.
Flaming Bess bedeutete Ka mit einem Wink, an seinem Platz zu bleiben, und ging langsam auf das riesige Reptil zu.
Als sie das Ladetor fast erreicht hatte, gab der Dhrakane ein warnendes Grollen von sich. Sofort, blieb sie stehen. Ihr Herz klopfte schnell und hart, und instinktiv erkannte sie, daß jede plötzliche Bewegung ihren Tod bedeuten würde. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zu dem massigen Echsenschädel auf, der lauernd nach vorn gereckt war und hoch über ihr hing, bereit, herabzustoßen und sie zu zerschmettern, als wäre sie nicht mehr als ein lästiger Käfer.
Betont langsam hob sie beide Arme und zeigte ihm ihre leeren Handflächen.
»Ich komme in Frieden, Dhrakane«, sagte sie laut. »Ich bin Flaming Bess, die Kommandantin dieses Raumschiffs. Verstehst du mich, Dhrakane?«
Die winzigen Augen des Dhrakanen waren hart wie Glas. Er atmete rasselnd, und der muskulöse Schwanz zuckte nervös.
»Wir suchen die Freundschaft der Dhrakanen. Wir sind nicht gekommen, um gegen euch zu kämpfen. Alles, worum wir euch bitten, ist eure Freundschaft und die Erlaubnis, euer Reich durchqueren zu dürfen. Verstehst du mich, Dhrakane? Wir sind Flüchtlinge, keine Eroberer.«
Noch immer zeigte der Dhrakane keine Reaktion.
Es ist hoffnungslos, dachte Flaming Bess. Er versteht mich nicht, und wenn er mich versteht, interessieren ihn meine Worte nicht.
Aber sie versuchte es erneut.
»Wir sind Freunde von Pra-Yaswän«, sagte sie. »Pra-Yaswän — kennst du diesen Namen?«
Sie wartete, doch die Reptilienaugen sahen sie nur kalt und abweisend an.
Unvermittelt riß der Dhrakane den Kopf hoch und brüllte. Der horngepanzerte Schwanz pfiff durch die Luft und peitschte gegen das verbogene Ladetor. Dann richtete er die Augen wieder auf Flaming Bess.
Sie wußte, was er wollte.
Sie spürte seine aggressive Ungeduld.
»Nein«, sagte sie hart. »Ich werde das Tor nicht öffnen, Dhrakane.«
Im gleichen Moment warf sich die Echse mit ihrem ganzen Gewicht gegen das Tor, das sich unter dem Aufprall knirschend nach innen neigte. Bess sprang zurück und duckte sich, aber der Dhrakane kümmerte sich nicht weiter um sie. Seine Klauen frästen tiefe Rillen in das Metalltor, und er brüllte wieder, in wütendem Triumph, als hätte auch er erkannt, daß es beim nächsten Ansturm endgültig nachgeben würde.
»Ka!« stieß Bess hervor.
Der Clansmann war mit zwei, drei großen Sätzen an ihrer Seite und hieb mit der Elektropeitsche nach dem Dhrakanen. Eine blaue Funkenschnur sengte über seinen schuppigen Rücken, und die mächtigen Arme, die eben noch zu einem weiteren Schlag aus holten, verkrampften sich. Der Koloß schwankte und schien einen Atemzug lang wie betäubt, doch dann wirbelte er mit unerwarteter Schnelligkeit herum, schleuderte einen zentnerschweren Container wie einen Karton durch die Luft und brach mit gesenktem Schädel durch die Kisten, die neben dem Aufzugschacht gestapelt waren.
Der Boden bebte unter seinen stampfenden Schritten.
Bess zog ihre Waffe und rannte auf den Elektrokarren zu, während Ka in die andere Richtung davonstürmte.
Das Gebrüll des Dhrakanen erfüllte die Halle wie eine Serie rasch aufeinander folgender Explosionen. Bess erreichte den Karren, kletterte auf den Fahrersitz und startete den Motor. Mit einem Ruck setzte sich der Karren in Bewegung und pflügte durch die verstreut liegenden Leichtmetallkisten auf den Korridor zu, der in die peripheren Lagerräume des Decks führte.
Ka hatte den Schacht umrundet, hechtete geschmeidig über einen umgekippten Container und ließ die Funkenschnur der Elektropeitsche durch die Luft zischen. Der Dhrakane wich zurück und entging dem lähmenden Schlag. Sein Gebrüll schwoll an, und die gewalttätige Wut, die sich in dem ohrenbetäubenden Schrei verriet, flößte Bess Furcht ein.
»Ka!« Sie
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