Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht
derartigen Wesen eine Verständigung geben?
Konnte ein Mensch die dhrakanische Mentalität überhaupt verstehen?
Wieder rollte das Gebrüll des Dhrakanen durch das Deck, und jetzt bemerkte Bess auch den Geruch, süßlich und von Fäulnis durchsetzt, wie von Morast, der in der Sonne kochte.
Ka verlangsamte seine Schritte.
Vor ihnen endete der Korridor an einem schweren Druckschott, das den Weg in die Luvsektion versperrte. Über dem Schott funkelte das Glasauge einer Videokamera. Flaming Bess blieb stehen und winkelte den linken Arm an.
»Zentrale?« sagte sie in ihr Armbandkom.
»Wir haben euch auf dem Monitor«, drang Katzensteins Stimme aus dem winzigen Lautsprecher. »Der Dhrakane ist etwa dreißig Meter von euch entfernt. Er schleicht um den Liftschacht herum und … «
Ein Dröhnen zerriß die Stille des Decks.
Katzenstein fluchte.
»Was ist los?« fragte Bess.
»Unser Freund bearbeitet den Schacht mit seinen Fäusten«, sagte Katzenstein. »Ihr solltet euch beeilen, wenn ihr ihn davon abhalten wollt, durch den Schacht hinunter ins Fünfte zu klettern.«
Bess und Ka wechselten einen kurzen Blick; genau das hatten sie befürchtet.
»In Ordnung, Katz«, sagte Bess. »Alarmiere Clusters Leute im Fünften; wenn wir den Dhrakanen nicht stoppen können, sollen sie sofort das Deck evakuieren. Der Dhrakane darf auf keinen Fall angegriffen werden; ich möchte nicht, daß es noch mehr Tote gibt. Ka und ich werden versuchen, ihn zu den Lagerräumen in der Peripherie zu locken, durch den Hauptkorridor 3L-D; er ist die einzige Verbindung zu den anderen Sektionen. Wenn wir den Korridor abschotten, sitzt er im Lagerbereich fest. Vielleicht läßt er dann mit sich reden.«
»Ich hoffe nur, du weißt, wie riskant dein Plan ist.«
»Risiko hält jung«, gab Bess zurück. »Und jetzt mach uns den Weg frei.«
Das Druckschott glitt zischend zur Seite. Sofort wurde der seltsam süßliche Geruch stärker, und wütendes Gebrüll schlug ihnen entgegen. Zwanzig Meter weiter knickte der Korridor ab und mündete in den Zugang zum Frachtenaufzug. Geduckt, die Neuropeitsche in der Hand, huschte Ka zur Biegung. Bess folgte dicht hinter ihm.
Ka sah sie an.
Sie nickte. »Los.«
Mit einem Sprung war sie im Seitengang, und ein Dutzend Schritte vor ihr öffneten sich die Wände zu einer geräumigen Halle, die zur Hälfte von der plumpen Stahlröhre des Frachtenaufzugs ausgefüllt wurde. Neben dem geschlossenen Ladetor stapelten sich Container und Leichtmetallkisten, und nicht weit davon entfernt stand ein Elektrokarren wie ein großes, totes Insekt, das auf dem Weg zum Schacht verendet war.
Auf der anderen Seite der Halle führte ein breiter Tunnelgang zu den peripheren Lagerräumen der Luvsektion.
Die Halle lag wie ausgestorben da.
Das Gebrüll des Dhrakanen war verstummt, und nur der süßlich verdorbene Geruch verriet, daß er sich irgendwo in der Nähe befand.
Ka trat lautlos an Bess’ Seite. »Hinter dem Schacht«, flüsterte er.
Sie nickte. Der Dhrakane weiß, daß wir hier sind, pachte sie. Er erwartet uns …
Der Clansmann hob den Griff der Neuropeitsche. Soll ich ihn in den Hauptkorridor treiben?«
»Noch nicht. Ich will erst versuchen, mit ihm zu reden.«
Ein Scharren; einer der Kistenstapel neben dem Ladetor geriet ins Schwanken. Polternd stürzten die leeren Kisten zu Boden, und der mächtige, knöchern gepanzerte Schädel des Dhrakanen tauchte auf. Er öffnete das Maul und ließ die dolchartigen Zähne blitzen. Dann, mit einer ruckartigen Bewegung, schleuderte er die Kisten zur Seite und rammte den Kopf gegen das Ladetor.
Es bebte unter dem Aufprall und schepperte wie eine gesprungene Glocke.
Der Dhrakane stieß ein langanhaltendes Grollen aus. Die kleinen, kalten Reptilienaugen wanderten zwischen Ka und Flaming Bess hin und her, und plötzlich war die Halle von einer grimmigen Drohung erfüllt, gewalttätig, erdrückend, lähmend. Bess spürte die lauernden, durchdringenden Blicke wie eine körperliche Berührung.
Langsam, mit hypnotischer Regelmäßigkeit, pendelte der Schädel des Dhrakanen hin und her, um unvermittelt, mit der Wucht eines Dampfhammers, gegen das Ladetor zu schlagen. Es ächzte und bog sich nach innen.
Wieder richteten sich die Reptilienaugen auf Bess, wieder das gleichförmige Pendeln des Kopfes, das Lauern, die zunehmende Drohung.
Der Schwanz peitschte den Boden.
Er will, daß wir das Tor öffnen, erkannte Bess. Er zeigt uns, daß er es zerstören kann, wenn er will, aber er ist
Weitere Kostenlose Bücher