Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR
unserer neuesten Kreationen zu zeigen! Wir müssen wissen, was Ihnen gefällt. Wir müssen wissen, wovon Sie träumen, ehe wir beginnen können, Ihre Träume zu verwirklichen. Geben Sie uns einen Hinweis, einen Fingerzeig … Bitte!«
Flaming Bess zögerte. »Sie kennen meine Wünsche bereits«, sagte sie sanft. »Sie haben sie vorhin in Worte gefaßt — ein Kleid, ätherisch und kühl wie Tau. Das ist es, was ich von Ihnen will.«
»Aber … « Der Modeschöpfer gestikulierte.
»Ich vertraue Ihnen.,« Bess wandte sich ab. »Ich weiß, daß Sie es schaffen werden, Meister.«
»Ah!« machte Lassan Lassaner. »Ja, wir verstehen … Sie können sich auf uns verlassen. Ein Meisterwerk! Wir sehen es schon vor uns … Ja, das ist es, das ist es!«
Und während Flaming Bess das Studio verließ, kletterte Lassan Lassaner mit affenartiger Behendigkeit in den Servosessel des Cybernetischen Couturiers Cycop-1 und begann entrückt, mit einem Lichtstift die ersten Vorentwürfe auf den Monitor zu zeichnen.
Der Lagerraum befand sich an der Grenze zwischen der Heck- und der Zentralsektion des 3. Oberdecks. Bewaffnete SD-Männer bewachten den Eingang, und als Flaming Bess den Raum betrat und den Toten sah, wußte sie, warum Muller McLasky sie sofort über den Vorfall informiert hatte.
Der Mann lag mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen da, und massive Nieten, durch Hände und Füße getrieben, nagelten ihn am Boden fest. Er war nackt und über und über mit geronnenem Blut bedeckt. In seiner linken Brust, dort, wo sich sein Herz befunden hatte, klaffte ein fausttiefes Loch. Im Raum verstreut lagen zerrissene Kleidungsstücke und in einer Ecke ein zerfetzter, blutgetränkter Kapuzenmantel, wie ihn die Flüchtlinge von Shogab Q trugen, der Gletscherwelt im Westwolken-Sektor.
Gekreuzigt, dachte Bess. Und dann das Herz aus dem Leib geschnitten. Sie war erschüttert, und Bitterkeit stieg in ihr auf, als sie daran dachte, daß dieser Mann ihr — wie die anderen Flüchtlinge an Bord — vertraut hatte, ihr willig auf die lange und gefährliche Reise zur Erde gefolgt war. Und jetzt war er tot. Es war nicht ihre Schuld, sie hatte seinen Tod nicht verhindern können — trotzdem machte sie sich Vorwürfe.
Sie war die Kommandantin. Sie trug die Verantwortung für das Leben aller Menschen an Bord der NOVA STAR.
Zorn verdrängte die Bitterkeit. Sie schwor sich, die Verantwortlichen für dieses Verbrechen aufzuspüren und für ihre Tat zu bestrafen. Sie war es dem Toten schuldig.
Ihr Blick glitt wieder zu der grausigen Fratze aus Schmerz und Angst, zu der das Gesicht des Mannes im Tode erstarrt war. Das Gesicht kam ihr bekannt vor …
Muller McLasky räusperte sich. Der stämmige, fette SD-Chef stand mit verschränkten Armen und grimmiger Miene neben einer blassen, hübschen Frau, die ihn um Haupteslänge überragte. Tizianrotes Haar fiel ihr wie flüssiges Feuer auf die Schultern. Schwere Brüste spannten den dunkelblauen Stoff ihrer SD-Uniform. Sie hatte dunkelgrüne Augäpfel — Merkmal der Flüchtlinge von den Linderghast-Planeten.
Für einen Moment war Bess’ volle Aufmerksamkeit auf die rothaarige Frau konzentriert; es war wie ein Bann. Und gleichzeitig spürte sie einen undefinierbaren Argwohn. Aber wahrscheinlich lag es nur an der beklemmenden Atmosphäre.
McLasky deutete auf den Toten. »Der Mann heißt Niehl«, erklärte er. »Heimatplanet Shogab Q.«
Niehl? Flaming Bess runzelte die Stirn. Sie kannte den Namen. In welchem Zusammenhang hatte sie ihn schon gehört?
»Bruder Niehl«, fügte die rothaarige Frau hinzu. Sie sprach in einem eigentümlichen Singsang. Wie eine Musik, bei der die Noten durch Worte ersetzt worden waren. »Niehl war Anhänger des Kultes der Letzten Tage. Nach der Zerschlagung des Kultes sagte er sich von Mahmed los und wurde zum wertvollsten Informanten des SD.«
McLasky räusperte sich erneut. »Anakin Do«, stellte er die Rothaarige mit einer knappen Kopfbewegung vor. »Anakin ist Absolventin des Psychotechnikums von Centrus mit dem Spezialgebiet irrationale Massenbewegungen und pseudoreligiöse Sekten. Wegen der Umstände des Falles hielt ich es für angemessen, sie als Beraterin hinzuzuziehen.«
»Was haben Sie bisher gemacht?« Bess sah die Psychotechnikerin scharf an; erneut spürte sie jene Mischung aus Faszination und Mißtrauen.
»Ich war mit der psychotechnischen Rehabilitation kriegsgeschädigter Flüchtlinge befaßt«, erläuterte Anakin Do bereitwillig. »In
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