Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR
Anweisung, »auf f2.«
Bess dirigierte Di Grey auf das angegebene Feld.
»Weiß beginnt«, erklärte Orat-Madurs Tonbandstimme. »Ihnen stehen vier Züge zur Verfügung, um Schwarz mattzusetzen.«
Bess fluchte. Vier Züge, mehr nicht! Also durfte sie sich keinen Schnitzer erlauben!
»Ich weiß immer noch nicht, was das alles zu bedeuten hat«, beschwerte sich Trimalorius, der auf dem Feld vor ihr stand. »Ich meine, was habe ich zu tun — als Springer?« Er lachte rauh. »Soll ich herumhüpfen, oder was?«
»Sie sollen den Mund halten«, fauchte Flaming Bess.
Trimalorius schnaufte beleidigt, sagte aber nichts. Di Grey und Ka sahen Bess erwartungsvoll an. Sie schloß die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Der naheliegende Zug war, den weißen Läufer nach e6 zu versetzen, doch das ließ Schwarz die Verteidigung. Springer d3, so daß ihr nächster Zug den weißen Läufer nach a2 führen mußte, um die Deckung des Feldes d5 und damit indirekt auch c4 durch den schwarzen Springer zu unterlaufen — womit ein ganzer Zug verschenkt war.
Der direkte Zug des Läufers auf a2 hatte zudem den Vorteil, daß sie anschließend mit der Position Dame auf b4 dem gegnerischen König Schach androhen und ihn, falls der König die Flucht nach d3 antrat und ihren Springer schlug — durch den Zug Läufer auf b1 mattsetzen konnte.
Aber was würde aus Trimalorius, ihrem Springer, werden? Würde Trimalorius das Feld verlassen müssen, oder hatte sich Orat-Madur eine weit radikalere, tödliche Lösung für das Problem geschlagener Figuren ausgedacht?
Flaming Bess zögerte.
Trotzdem — der Zug Läufer nach a2 war am vielversprechendsten.
»Ka«, sagte sie laut, »Läufer a2.«
Der Clansmann schritt gehorsam über das riesige Spielbrett und nahm seine neue Position ein.
Mit klopfendem Herzen wartete Bess auf den Zug des Gegners. Würde ARAK-NOR ihren Plan durchschauen? Ruckartig wechselte der schwarze König auf das Nachbarfeld d4.
Sie hatte den Festungscomputer unterschätzt. Was nun? Fieberhaft dachte sie nach. Lohnte es sich jetzt, den Läufer nach e6 zu ziehen? Mit dem Folgezug Dame nach d3 konnte sie Schwarz mattsetzen, sofern der Computer auf dieses Manöver hereinfiel, was nicht sehr wahrscheinlich war. Aber alle anderen Möglichkeiten waren noch weniger lohnend, und ihr blieben nur noch drei Züge …
»Ka«, wies sie den weißen Läufer an, »nach e6.« Wieder wechselte der Clansmann die Position.
»Und ich?« unkte Trimalorius. »Ich fühle mich überflüssig. Außerdem gefällt es mir nicht, daß ich diesen Burschen« — er wies auf den schwarzen Königroboter — »direkt vor der Nase habe. Ich fühle mich beklemmt. Was halten Sie davon, wenn ich ein paar Felder weiter … «
Der Händler verstummte unter ihrem Blick.
Der Gegner zog — König nach d4 , die ursprüngliche Position. Ausgezeichnet! Damit bekam sie Gelegenheit, ihre Dame — sich selbst — einzusetzen und mit dem Zug nach b6 dem schwarzen König Schach anzudrohen. Der Weg nach c5, c4 und c3 wurde ihm durch die Dame, d5 durch den Läufer, e5 durch den Springer, e4 wiederum durch die Dame und e3 durch den weißen König versperrt.
Die einzige Ausweichmöglichkeit war d3 — wo Trimalorius, ihr Springer, stand.
»Was ist?« schnaubte Trimalorius, als er ihren nachdenklichen Blick auf sich ruhen fühlte. Unbehaglich sah er sie an.
Konnte sie es riskieren? Ging der schwarze König auf die Opferung ihres Springers ein, war die Partie gewonnen — durch den Zug Läufer nach f5 . Schwarz war dann matt — aber welches Schicksal erwartete Trimalorius?
Doch es mußte sein. Es gab sonst keine Möglichkeit, die Partie innerhalb von vier Zügen zu beenden.
»Dame b4«, sagte sie und ging über die Diagonale auf das übernächste Feld. »Schach dem schwarzen König!«
Die roten Sensoraugen des Königroboters flammten auf, sein massiver Metallkopf ruckte von Flaming Bess zu Trimalorius herum.
Der Händler schluckte. »He«, schnaufte er, »ich habe das dunkle Gefühl,als ob … «
Der Boden unter seinen Füßen klaffte auseinander, und mit einem gellenden Schrei verschwand der Händler durch die Öffnung, die sich sofort wieder schloß. Mit einem dröhnenden Schritt wechselte der schwarze König auf das freigewordene weiße Feld.
»Trimalorius?« sagte Flaming Bess. »Hören Sie mich, Trimalorius?«
Sie lauschte; im Funkempfänger blieb alles still.
Bess holte tief Luft. »In Ordnung«, erklärte sie grimmig. »Machen wir dem Spiel ein
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