Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv
nachdem Flaming Bess und Rhonn Endor, der Rebellenführer von Argylon, die Herrschaft des Barons gebrochen hatten* (*siehe Flaming Bess 6: Sternbaronat Roter Riese ).
Noch immer rätselte er, was zwischen Bess und Rhonn Endor tatsächlich vorgefallen war; es gab Gerüchte über eine Romanze zwischen den beiden, aber Beiderbecke hielt wenig von Gerüchten, solange sie nicht von ihm selbst in Umlauf gebracht worden waren.
Von fern hörte er Stimmengewirr, Gelächter und das Geklirr zahlreicher Gläser.
Also keine Invasion, sondern eine Orgie.
Er beschleunigte seine Schritte. Er liebte Orgien; sie kurbelten nicht nur den Umsatz seines Selbstgebrannten Vurguzz an, sondern wirkten auch stimulierend auf die kreativen Teile seines Gehirns. Schon sah er vor seinem geistigen Auge den kostbaren Schöpfungsfunken aufglimmen, und die ersten Worte eines zweifellos kosmischen Gedichtes bildeten sich heraus.
Wie es seine Art war, blieb er sofort stehen, richtete den Dichterblick ins schöpferische Nichts, befeuchtete seine Kehle mit einem weiteren Schluck Vurguzz und deklamierte rauh:
»Trinker und Raumsoldaten
kämpfen in Raum und Zeit
gegen Wahnsinn und Kakerlaken
der Weg nach Hause ist so weit … «
Hinter ihm erklang ein Kichern. Erzürnt wirbelte Beiderbecke herum, verlor fast sein Gleichgewicht und hielt sich im letzten Moment an der Wand fest. Die junge blonde Frau mit den grünen Neonaugen, die soeben aus einem der fließenden Farbvorhänge trat, kicherte erneut.
»Ihre Gedichte werden von Tag zu absurder, Biggs«, sagte Vira Mandala, die Mediacontrolerin der NOVA STAR. »Ist das nun Absicht oder der Fluch des Alkohols?«
Beiderbecke sah würdevoll auf die um zwei Köpfe kleinere Frau herab, was ihm interessante Einblicke in das freizügige Dekolleté ihres malvenfarbenen Ballkleids gestattete.
»Das Absurde«, gab er blasiert zurück, »ist die einzige Realität, mit der es sich zu befassen lohnt. Und der Fluch des Alkohols ist nichts weiter als der Mythos gewisser sauertöpfischer Abstinenzler, die ihren Mitmenschen die Lebensfreude vergällen wollen, weil ihnen das Leben an sich suspekt ist.«
Vira Mandala klimperte mit den Wimpern. »Das haben Sie nett gesagt, auch wenn es ein wenig hart klingt, finden Sie nicht?«
»Nein«, knurrte Biggs Beiderbecke. Er starrte noch immer in ihr Dekolleté , und mit leichtem Erröten trat Vira einen Schritt zurück. Der Dichter grinste wölfisch.
»Angst?«
»Ich will Ihnen nur nicht den Kopf verdrehen, Biggs«, erklärte sie.
»Zu spät!« Beiderbecke trat schamlos einen Schritt auf sie zu. »Ich bin Ihnen bereits verfallen, süßes Kind — auch wenn Ihr Kommentar zu meinem neuesten poetischen Meisterwerk schlichtweg skandalös war. Was halten Sie davon, mich in meine Dichterklause zu begleiten und etwas für mein liebeshungriges Herz zu tun? Gibt es auf Ihrer Heimatwelt Neudamien nicht jene faszinierende Einrichtung namens Valentinstag?«
Vira Mandala trat einen weiteren Schritt zurück, und Beiderbecke folgte ihr, als wären ihre Bewegungen synchronisiert.
»Den Liebestag feiern wir nur einmal im Jahr«, sagte sie hastig und setzte ihren Rückzug fort. »Außerdem fürchte ich, daß Katz etwas dagegen einzuwenden hat. Ganz davon zu schweigen, daß ich als Freizeitbeauftragte des 2. Oberdecks momentan alle Hände voll zu tun habe. Das Fest hat soeben erst begonnen, und … «
»Fest? Fest?« Nelson Beiderbecke drehte ruckartig den Kopf. »Ah! Deshalb diese orgiastischen Dekorationen! Was wird denn gefeiert? Der Sieg über den aberwitzigen Baron Stork? Der Sieg über den Sprachfehler von Fortunato Stengels nicht minder aberwitziger Kiste? Der Sieg über die Vernunft?«
»Es ist eine Art Dankbarkeitsfest«, sagte die Mediacontrolerin mit einem strahlenden Lächeln. »Wir feiern unsere Befreiung aus den Nullzeitsphären des Sternbaronats. Die eigentliche Feier findet hier im Nebula - Casino statt, aber auch in allen anderen Decks sind Veranstaltungen organisiert worden.« Sie blinzelte. »Wieso wissen Sie nichts davon, Biggs?«
»Das frage ich mich auch! Möglicherweise aufgrund eines Sabotageakts mißgünstiger Kulturbanausen. Es könnte natürlich auch daran liegen, daß ich die letzten beiden Tage in meiner Unterdeck-Desti … Dichterklause verbracht habe, um einen neuen Gedichtzyklus fertigzustellen: In der geschlossenen Abteilung ist die Welt noch in Ordnung … «
Beiderbecke rieb nachdenklich sein Kinn.
»Jedenfalls bin ich bereit, das
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