Flaming Bess 09 - Die Erde
sich zurück, drehte sich mit ihrem Sessel und sah sich in der Zentrale um, als hoffte sie, auf diese Weise eine Antwort auf ihre unausgesprochene Frage zu finden. Sie blickte zur Galerie hinauf, wo Ken Katzenstein und ein halbes Dutzend Techniker mit tragbaren Prüfgeräten die Displayleisten der Schaltwände kontrollierten. Dann wanderte ihr Blick weiter zu den Terminals auf der obersten Ebene der terrassenförmig ansteigenden Zentrale, zu Vira Mandala, der blonden, grünäugigen Mediacontrolerin, und Di-Analytiker Grey, die in das Ritual des Maschinenchecks vertieft waren; und schließlich zu Glory Moon und Jasper »Chip« Chipansky, die den Austausch der Neurokontakte am liegeähnlichen Spezialsitz der Psychonautin erledigten.
Fortunato Stengel, der etwas schusselige Servotechniker, hielt sich unten in den Maschinendecks auf. Und es fehlte noch jemand — Ka, der Clansmann.
Aber Ka würde nie wieder an seinem Kontrollpult sitzen, düster, schweigsam, durch nichts zu erschüttern.
Der Clansmann war tot.
Im Kampf gegen den herculeanischen Kriegsherrn Krom gefallen.
Ka, der unfreiwillige Agent der Herculeaner, dem Kroms Schergen im Menschenlager von R’o-Chyn einen psychotronischen Sender ins Gehirn implantiert hatten, um ihn bei Bedarf in eine willenlose Marionette zu verwandeln.
Ka, der den Herculeanern die Position der NOVA STAR verraten und es ihnen ermöglicht hatte, durch ein Schattentor an Bord des Schiffes zu gelangen. Und der im entscheidenden Moment die Psycho-Kontrolle abgeschüttelt, Kriegsherr Krom mit einem Strahlschuß getötet und die NOVA STAR vor der Vernichtung bewahrt hatte* (*siehe Flaming Bess 7: Das Galaktische Archiv ).
Vielleicht war Ka der Grund für ihre Unruhe.
Vielleicht hatte sie den Tod ihres treuesten Weggefährten noch nicht verwunden.
Flaming Bess seufzte und beugte sich über die Bedienungsfläche ihres Schaltpults. Die Vergangenheit war unwiderruflich vorbei; sie mußte sich auf die Zukunft konzentrieren, auf die Erde, die Befreiung des Sternenbundes von den herculeanischen Eroberern. Sie tippte eine der Sensortasten an, und auf den handtellergroßen Kontrollmonitoren erschienen die Ergebnisse des Maschinenchecks. Alle Systeme arbeiteten einwandfrei.
Sie hatte nichts anderes erwartet. Trotzdem vermittelte es ihr ein beruhigendes Gefühl, die Bestätigung auf den Bildschirmen zu sehen. Und die sorgfältige Überprüfung der Bordsysteme hielt die Crew und die Flüchtlinge davon ab, an das Unbekannte zu denken, das sie jenseits des Dimensionstors erwartete. Beim Flug durch das Tor mußten sich Schiff und Besatzung in optimalem Zustand befinden. In dieser letzten, entscheidenden Phase der Mission durften sie keinen Fehler machen.
Zuviel hing vom Erfolg des Unternehmens ab.
Flaming Bess hob den Kopf. »Wie weit seid ihr, Glory?«
Die Psychonautin klopfte auf die Rückenlehne ihres Spezialsitzes. »Die Neurokontakte sind ausgetauscht. Wenn Chip die Anschlüsse nicht verwechselt hat, ist das Navigationssystem einsatzbereit.«
»Bei Grishnu!« Der schmalgesichtige Bordkybernetiker gestikulierte empört. »Diese Frau ist völlig fehlprogrammiert. Hoffnungslos defekte Logikschaltungen. Das also ist der Dank für meine selbstlose Hilfe — Verleumdungen! Der erste Schritt auf dem Weg zum Systemkollaps. Noch so eine Fehlermeldung, Glory, und ich stöpsel mich aus.«
»Dadurch ziehst du nur den Zorn der Göttin auf dich.« Glory Moon ließ sich mit der Geschmeidigkeit einer Katze auf dem Psychonautensitz nieder.
»Hilf mir lieber, die Kontakte einzustöpseln. Oder kannst du das auch nicht?«
Jasper Chipansky schnappte hörbar nach Luft, aber er verzichtete auf eine Erwiderung und machte sich mit grimmiger Miene daran, die Neurokontakte mit den goldenen Implantbuchsen an den Schläfen und im Nacken der Psychonautin zu verbinden.
»Jedenfalls ist die Stimmung unter der Crew ausgezeichnet«, stellte Flaming Bess fest.
»Ausgezeichnet ist untertrieben«, antwortete Di-Analytiker Grey. »Die Stimmung ist kosmisch.«
Bess warf dem hageren Mann einen ironischen Blick zu. »Wann war sie das nicht?«
»Eine gute Frage«, nickte Di Grey. »Wir sind eben ein beständiges Team. Nicht anständig, aber immerhin beständig … «
Vira Mandala verdrehte die Augen. »Manchmal frage ich mich, wie du es schaffst, dich zu ertragen.«
»Das ist es ja, was ihn so fertig macht«, bemerkte Ken Katzenstein von der Galerie. »Bei seinen Sprüchen handelt es sich um eine Art verbalen
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