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Flaming Bess 09 - Die Erde

Flaming Bess 09 - Die Erde

Titel: Flaming Bess 09 - Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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vielleicht gab es für alles eine harmlose Erklärung — obwohl Frusts Umtriebe tatsächlich verdächtig waren —, aber was zählte, war die unumschränkte Loyalität, die er damit bewies.
    »Wir müssen handeln, Kommandantin!« sagte McLasky. »Die Verschwörer wissen, daß sie verloren haben, sobald die NOVA STAR die Erde erreicht. Sie werden also vor dem Start zuschlagen müssen. Und die Bordversammlung ist die einzige Gelegenheit, die sie haben.«
    »Sie rechnen mit einem Anschlag, Muller?« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Ich bin überzeugt. Ein Attentat. Ausgeführt von Lassan Lassaner. Warum sonst hätte Frust ihn aufsuchen sollen? Doch nur, um den Anschlag vorzubereiten! Der Modeschöpfer, muß zu den Verschwörern gehören. Ich frage mich, wer noch mit Frust unter einer Decke steckt … «
    »Lassaner?« Bess lachte. »Das ist absurd. Ich kenne ihn gut genug, um das beurteilen zu können. Lassaner würde nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun.«
    McLasky blinzelte irritiert. »Was ist eine Fliege?«
    »Die denkbar überflüssigste Lebensform, die die alte Erde jemals hervorgebracht  hat. Manchmal aber auch ein Kleidungsstück, das am Hals getragen wird und sogar noch überflüssiger ist.« Bess wurde wieder ernst. »Haben Sie schon mit Lassaner gesprochen?«
    »Nein! Damit würden wir die Verschwörer nur warnen. Ich lasse ihn beobachten. Hören Sie, Kommandantin, aus Sicherheitsgründen sollten Sie die Bordversammlung absagen oder Ihre Ansprache von der Zentrale aus über Interkom halten. Die Gefahr eines Attentats … «
    »Es gibt keine Beweise dafür«, unterbrach Flaming Bess. »Und die Bord-Versammlung abzusagen, würde die Konfrontation nur verschieben, wenn wir es wirklich mit einer Verschwörung zu tun haben.«
    »Dann vermeiden Sie zumindest einen persönlichen Auftritt«, bat der SD-Chef.
    »Ich denke nicht daran. Ich lasse mich nicht einschüchtern — von niemand.« Sie stand auf. »Es wird Zeit. Ich danke Ihnen, Muller, aber ich glaube, am besten klären wir diese Angelegenheit jetzt und hier. Vor dem Flug durch das Dimensionstor.«
    McLasky machte ein finsteres Gesicht. »Wie Sie meinen. Sie sind die Kommandantin. Ich werde jedenfalls alle erforderlichen Maßnahmen zu Ihrem Schutz treffen — ob Sie wollen oder nicht.«
    »In Ordnung. Aber unauffällig, verstanden?«
    Der SD-Chef lächelte schief. »Unauffälligkeit ist meine große Stärke.«
    »Und was ist Ihre Schwäche?«, fragte Flaming Bess.
    »Ich bin zu vertrauensselig. Wirklich. Ich sehe immer nur das Gute in den Menschen … «
    Es war kein Scherz.
    Muller McLasky glaubte es wirklich, und vielleicht war das der eigentliche Grund, warum sie ihn mochte.
     

4.
     
    Die Messe im l. Oberdeck der NOVA STAR war ein großer, ovaler Saal, der zur Rückwand hin terrassenförmig anstieg. In die Wände waren runde Bildschirme eingelassen, die Szenen von verschiedenen Welten des Sternenbundes zeigten: die Onyxklippen von Dragensteyn, im Scharlachlicht der Zwillingssonnen; die Himmelswerften von Thur, gewaltige Stahl- und Glasgebilde, über und über mit Solarkollektoren bedeckt, wie glitzernde Seesterne vor dem Hintergrund des rötlich glühenden Feuernebels; die silbernen Türme des Regierungsviertels von Centrus, umgeben von den Kristallpavillons, in denen die Botschaften der Bündniswelten untergebracht waren; und ein Dutzend anderer Panoramabilder.
    Erinnerungen an eine glückliche Zeit.
    Die Himmelswerften von Thur waren von einer herculeanischen Flotte im ersten Jahr des Krieges zerstört worden und bildeten nun einen Trümmerring um eine Welt, die sich in ein einziges Leichenhaus verwandelt hatte; Centrus war eine radioaktiv verstrahlte Wüste; Dragensteyn, Alpha Empirion, die Linderghast-Planeten, Eiry — von Kroms Klonarmeen erobert und zu Militärstützpunkten ausgebaut, Basen für den großen Krieg, den die Herculeaner gegen das Echsenvolk der Dhrakanen planten.
    Als Flaming Bess die Messe betrat und unter dem Jubel der Flüchtlinge zum Podium an der Rückwand ging, mußte sie an Kroms Worte denken, an diese wenigen Worte, die ihr so viel über seinen Charakter verraten hatten, damals auf Herculea, auf dem Gefängnisturm der Festung: Ausmerzen, was ausgemerzt werden muß.
    Das war die Philosophie der Herculeaner. Zerstören, nicht aufbauen.
    Die Messe war fast überfüllt, und für die Bewohner der anderen Decks, die nicht persönlich an der Bordversammlung teilnehmen konnten, wurde die Veranstaltung über

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