Flammen der Begierde - Cole, K: Flammen der Begierde - Pleasure of a Dark Prince
zuschossen.
So verging eine Stunde, dann zwei … Und die ganze Zeit über wurde die Vegetation um sie herum immer dichter. Victoria-Seerosen waren plötzlich überall, und ihre riesigen Blätter schoben sich dem Bug in den Weg, während die langen, seilartigen Stiele sich um das Boot schlangen. Normalerweise säumten sie das Ufer. Was machten sie also so weit draußen mitten im Fluss?
Sie versuchte, sie zu umfahren, aber es waren einfach zu viele. Jedes Mal, wenn sie über eine hinwegfuhr und der Motor zu stottern begann, hielt sie den Atem an. Wenn sich zu viele dieser Stiele um die Schraube wickelten, könnte sich der Motor überhitzen …
Der Motor hustete ein paarmal und stieß Rauch aus. Dann gab er auf. Sie holte ihn aus dem Wasser und zerrte hektisch an den verknoteten Klumpen, die sich um die Schraube gewickelt hatten. Dann ließ sie ihn wieder ins Wasser. Wieder und wieder zog sie an der Anlasserleine.
Nichts.
Nach einigen weiteren vergeblichen Versuchen ließ sich Lucia auf die Bank sinken und atmete langsam aus. Unfähig, irgendetwas anderes zu tun, als sich mit der Strömung treiben zu lassen, hob sie das Gesicht gen Himmel. Ich bin verloren.
Sie wusste, dass MacRieve sie finden würde. So war seine Art nun mal. Er würde den Fluss überqueren und die gesamte Entfernung zu Fuß laufen müssen, die sie im Boot zurückgelegt hatte, aber sie hatte nicht den mindesten Zweifel daran, dass er dazu in der Lage war.
Ein Teil von ihr dachte: Wenn er es macht, dann ist alles vorbei. Die Verantwortung, der Druck, die Angst vor dem Schmerz nach einem Fehlschuss – all das hätte ein Ende.
Die letzte Verbindung zu Skadi.
Die Aufgabe, Cruach zu töten, würde jemand anderem übertragen werden, einem stärkeren Unsterblichen, der nicht so müde und erschöpft war wie Lucia. Ein Teil von ihr wünschte sich nichts sehnlicher als …
Etwas stieß gegen das Boot. Und noch einmal. Als sie voller Angst ins Wasser blickte, sah sie weitere Kaimane. Sie waren nicht so riesig wie die, die das Schiff angegriffen hatten, aber sie strömten nur so aus dem Dschungel heraus, folgten einem Pfad durch die Seerosen am Flussufer. Vermutlich wurden sie immer noch von dem Lockruf dieses Köders angezogen.
Das war alles nur Schecters Schuld. Sie konnte sehen, wo die größeren Tiere aus einem verborgenen Nebenfluss herausschossen, sich rücksichtslos einen Weg durch die Vegetation bahnten und auf diese Weise all die Seerosen abrissen, die dafür verantwortlich waren, dass Lucias Motor schließlich den Geist aufgegeben hatte.
Glückwunsch, Schecter, Sie sind echt ein genialer Irrer. Kontrolle über Ihre Blase haben Sie nicht, aber …
Sie runzelte die Stirn. Dieser Massenexodus schien aus dem Nichts zu kommen.
Ihre Augen wurden groß. Diese Schneise durchs Grün führte … nirgendwohin. Sie konnte keinen Nebenfluss erkennen.
»Oh, Freya!« Das war der Rio Labyrinto!
Und sie trieb soeben daran vorbei! Sie warf einen erneuten Blick aufs Wasser und schluckte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihren Arm hineinzutauchen und damit zu paddeln.
Sie wusste, was passieren würde, wenn ein Kaiman sie erwischte. Es würde ihr wie Marcos Damiãno ergehen, den eines dieser Viecher einfach in einem Bissen verschluckt hatte. Sie hatte inzwischen einiges über diese Spezies gelesen. Kaimane produzierten eine der stärksten Magensäuren unter allen Lebewesen der Erde. War sie auch ätzend genug, um einen Unsterblichen wie Damiãno umzubringen?
Wenn der Gestaltwandler aufwachte und sich im Bauch eines urzeitlichen Ungeheuers wiederfand … ob er sich wohl den Tod wünschte? Unsterblichkeit konnte ein Fluch sein, wenn man sterben wollte oder musste.
Ja, Lucia wusste um das Risiko. Aber ich stehe so kurz davor! Wenn ich nur diesen Fluss erreichen kann. Gerade eben noch war sie der Verzweiflung nahe gewesen, bereit aufzugeben. Jetzt wollte sie kämpfen. Verdammt noch mal, sie würde siegen. Sie würde Cruach töten. Ein für alle Mal.
Immerhin bin ich hier, oder vielleicht nicht? Sie hatte den Rio Labyrinto gefunden, was bedeutete, dass El Dorado ganz in der Nähe sein musste. Ich kann es schaffen.
Du wirst mein Werkzeug sein , hatte Skadi gesagt.
Lucia war dazu bereit. Meine Verantwortung, mein Abschuss. Jetzt brauche ich meine Waffe. Mit diesem Gedanken biss sie die Zähne zusammen und tauchte ihren Arm ins Wasser. Sie paddelte auf ein Uferstück zu, das unmittelbar stromabwärts vom Eingang des Portals lag.
Als sie sich nur noch
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