Flammen im Sand
hätte ja auch in ein Bordell gehen können, aber das ist nicht
sein Ding. Er braucht den Flirt. Aber er wird bei mir bleiben, das weià ich.«
»Hatte oder hat Ihr Mann finanzielle Probleme?«
Marikke schüttelte den Kopf. »Unsere Firma läuft gut, unser Haus ist
schuldenfrei. Mein Vater hat uns alles wohlgeordnet hinterlassen.«
»Es heiÃt, dass Ihr Mann oft ins Spielcasino ging.«
»Sie meinen, er hat Haus und Hof verspielt und brauchte Elskes
Lottogewinn?«
»Möglich.« Erik zog ein Blatt aus der Tasche. »Ein
Durchsuchungsbeschluss«, sagte er und hielt ihn Marikke hin. »Die
Staatsanwältin hat ihn mir sofort ausgestellt, als ich ihr von meinem Verdacht
erzählte. Wir werden uns die Buchführung ansehen, Frau Tadsen. Entweder wir
stoÃen dort auf Elskes Lottogewinn, oder wir entdecken das Geld in irgendeinem
Versteck. Oder beides! Wir werden nicht eher Ruhe geben, bis wir es gefunden
haben. Und ich werde auch die KTU bestellen.« Auf Marikkes fragenden Blick
ergänzte er: »Die kriminaltechnische Untersuchungsstelle. Vielleicht findet
mein Kollege Vetterich mit seinen Leuten verwertbare Spuren. Sollte Yvonne
Perrette in diesem Hause getötet worden sein, wird sich das nachweisen lassen.
So gründlich kann man Blut nicht entfernen â¦Â«
Nun wurde Marikke nervös. »Sie suchen an der falschen Stelle. Bei
Geraldine sollten Sie sich umsehen. Wetten, dass Sie da was finden? Sie hat
beide gehasst, Elske und auch Yvonne. Elske hat ihr mal den Mann ausgespannt!
Wussten Sie das?«
Erik schüttelte den Kopf. »Meinen Sie, das ist ein Mordmotiv?«
»Und Yvonne war immer das Lieblingskind der Eltern. Geraldine hat
sich ständig zurückgesetzt gefühlt, das hat sie mir erzählt. Deswegen hat sie
auch nur schwer ertragen, die Angestellte ihrer Schwester zu sein. Geraldine
wollte alles! Das ganze Modeatelier!«
Erik runzelte die Stirn. »Und deswegen hat sie Yvonne umgebracht?
Wenn sie schon Elske auf dem Gewissen hatte und das viele Geld besaÃ, das Elske
im Lotto gewonnen hatte â¦Â«
»â¦Â dann hätte sie ihr eigenes Modegeschäft aufmachen können«,
ergänzte Sören.
Erik schüttelte den Kopf, um Marikke zu zeigen, was er von ihren
Hinweisen hielt. Dann stand er auf und ging in die Diele. »Wir beginnen im
Büro. Die Tür neben der Küche führt in die Geschäftsräume?«
Marikke antwortete nicht, sondern rief ihm nach: »Das Modeatelier
sollten Sie durchsuchen. Wenn Sie etwas finden wollen, dann dort!«
Ehe Erik antworten konnte, hörte er das Geräusch hinter der Tür. Und
er begriff, dass sein Gespräch mit Marikke belauscht worden war. Von wem? Von
Wilko Tadsen? War er etwa doch im Haus? Hatte Marikke sie belogen? Oder war er
zurückgekehrt, ohne dass sie es bemerkt hatten?
Erik zog seine Dienstwaffe. »Er will durch die Halle verschwinden«,
raunte er Sören zu. »Oder durchs Geschäft.«
Kurz bevor er die Tür aufriss, hörte er, dass jemand in dem Flur,
der sich dahinter befand, an einer Klinke rüttelte. An der Klinke einer anderen
Tür. Einer Tür, die in den Baumarkt führte. Einer Tür, durch die derjenige, der
in diesen Flur getreten war, gekommen sein musste!
Erik richtete die Waffe auf Wilko Tadsen. »Hände hoch!«
Tadsen sah erbärmlich aus. Zitternd stand er da und rüttelte noch
immer an der Klinke. Um seine Mundwinkel zuckte es, als wollte er zu weinen
beginnen. Die Waffe, die er in der Hand hielt, fiel zu Boden, er starrte Erik
und Sören an, als wollte er ihnen vorwerfen, dass ihm die Flucht nicht gelungen
war. »Jemand hat die Tür hinter mir abgeschlossen«, sagte er und fing nun
tatsächlich an zu weinen.
Geraldine Bertrand lächelte. Mamma Carlotta sah, wie sehr
sie sich um dieses Lächeln bemühen musste, aber immerhin, sie schaffte es,
einen gelösten Eindruck auf ihre Kunden zu machen. So viele hatten sich noch im
letzten Augenblick zur Modenschau angemeldet, dass Geraldine umdisponiert,
weitere Stühle aus Jannes Pedersens Wohnung geholt und dafür die
Umkleidemöglichkeit in seinen Wintergarten verlegt hatte. So war die komplette
Schneiderwerkstatt zum Zuschauerraum geworden, geteilt durch den Sisalläufer,
auf dem die Models die Mode vorführen würden, die angeblich ausschlieÃlich von
der verstorbenen Yvonne Perrette entworfen worden war. Ja,
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