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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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ist nicht wahr! Ich habe am Ufer des Kanals auf Euch gewartet; kein Südsegler war dort zu sehen. Ihr habt mich heute nacht im Stich gelassen!«
    »Wir müssen Euch warnen vor solcherlei Reden«, raunte ein zweiter unsichtbarer Redner, »die ehernen Südsegler halten ihr Wort. Wir kamen zum Ufer, bereit, Euch zu helfen, und fanden Euch nicht am vereinbarten Ort!«
    Jundala glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. »Wollt Ihr behaupten, ich wäre gestern nicht am Kanal gewesen?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich muß mich sehr wundern. Haben wir nicht eine Abmachung geschlossen? Habt Ihr nicht den kostbaren Schmuck an Euch genommen, den ich Euch gab? Habt Ihr mir nicht versprochen, mir zur Seite zu stehen?«
    »So war es ein Irrtum«, flüsterte die erste Stimme versöhnlich, »wir können verzeihen; nun wollt Ihr erneut unsren Beistand erflehen. Wir werden Euch diesmal gewiß nicht enttäuschen.« Und ein unsichtbarer Chor fiel ein: »Denn die Suche, die Suche muß weitergehen.«
    Jundala nickte. »Nun gut. Zwar wäre es einfacher gewesen, Baniter im Archiv zu überwältigen; er war ganz allein in dem Turm, studierte nächtelang die Bücher und Schriftrollen. Doch noch ist es nicht zu spät. Die Thronratssitzung wird erst in ein paar Stunden beginnen; bis dahin kann ich ihn noch aus dem Palast locken. Doch es muß schnell gehen und darf auf keinen Fall Aufsehen erregen.« Sie hielt kurz inne. »Mein Mann darf nicht zu Schaden kommen, hört Ihr? Ihr sollt ihn entführen, ihn auf Euren Schiffen verstecken; doch es darf ihm kein Leid geschehen.«
    Die Südsegler schwiegen für einen Augenblick. Dann flüsterte einer von ihnen eine Antwort. »So soll es geschehen, wir werden ihn greifen; kein Haar wird gekrümmt Eurem tapfren Gemahl. Doch was mag der Grund sein für dieses Verbrechen? Läßt Euch der Fürst keine andere Wahl?«
    Ihre Stimme wurde leise. »Es ist die einzige Möglichkeit, ihn zu schützen. Wenn ihn Varas Bürger tatsächlich zum Fürsten ernennen, werden Scorutar und Binhipar ihre Masken fallen lassen. Sie werden nicht dulden, daß er Ganata und Varona unter seiner Herrschaft vereint. Nein, ich muß Baniter in Sicherheit bringen - gegen seinen Willen!«
    Die Südsegler schwiegen.
    »Nun, wie lautet Eure Antwort? Werdet Ihr mir helfen?«
    Noch immer war kein Laut zu hören. Das Flüstern der Südsegler war verstummt. Ein seltsames Gefühl beschlich Jundala. Sie wandte sich zur Tür, rüttelte am Knauf. Der Eingang zur Kajüte war verschlossen. »Südsegler!« schrie sie auf. »Wo seid Ihr? Redet mit mir!«
    In der Tür öffnete sich ein kleines vergittertes Fenster, eine Luke. Sonnenstrahlen fielen durch die wohl handgroße Öffnung in die Kajüte. Jundala blinzelte. Dann erkannte sie ein Gesicht. Auf der anderen Seite der Tür stand eine Frau; ein feingezeichnetes, stolzes Gesicht mit nur wenigen Falten, die Nase kühn, die Lippen zartrot geschminkt. Ihre braunen Locken waren zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt.
    »Laßt mich raus!« tobte Jundala. Wütend warf sie sich gegen die Tür. »Öffnet sofort diese Tür!« »Regt Euch nicht auf, meine Fürstin«, sagte die fremde Frau mit dunkler Stimme. »Eine kleine Weile müßt Ihr noch die Gastfreundschaft der Südsegler in Anspruch nehmen; dann werde ich Euch mit zu mir nehmen. Es wird Euch gefallen in der Halle der Bittersüßen Stunden.«
    »Wer seid Ihr? Und wie könnt Ihr es wagen, die Ehefrau eines Fürsten des Silbernen Kreises hier einzusperren?« Die Frau lächelte. »Ich bin Sinustre Cascodi - und was Euch betrifft, so erleidet Ihr nur das Schicksal, das Ihr Eurem Gemahl zugedacht habt.« Diese Tatsache schien sie sehr zu belustigen. »Ich kann es leider nicht dulden, daß Ihr Baniter Geneder aus Vara entführt. Unserer Stadt stehen schlimme Zeiten bevor, und wir brauchen einen starken Fürsten, der uns beschützt. Heute wird der Thronrat Hamalov Lomis die Fürstenkette abstreifen, und es wird erneut ein Geneder über das vereinigte Fürstentum herrschen.«
    Jundala rüttelte an der Tür. »Begreift Ihr denn nicht? Sie werden ihn umbringen, wenn er in der Stadt bleibt! Seine Gegner im Thronrat werden es nicht zulassen, daß Baniter soviel Macht in sich vereint!« Sinustre Cascodi blickte sie tadelnd an. »Ich glaube, es ist weniger die Angst um Euren Mann, die Euch zu diesem heimtückischen Plan verleitet hat, sondern reine Eifersucht. Ihr könnt es nicht ertragen, daß die Kaiserin ein Auge auf Baniter geworfen hat, nicht wahr?«
    Jundala hämmerte

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