Flammenopfer
erledigen, so gut es geht. Natürlich wünscht man sich, früher zugreifen zu können, um Gewalttaten zu verhindern.«
» Aber Sie haben einen der mysteriösesten Fälle der neuen Berliner Kriminalgeschichte gelöst. – Sehen Sie dazu einen Filmbericht von Dorothea Stelzenbacher!«
Der Bericht begann mit Jack the Ripper. Dann kam Haarmann, der Hackebeil-Mörder von Hannover. Die Überleitung zu Bildern von brennenden Dachgeschossen, Gaffern zwischen Feuerwehrautos und Menschen, die an der Feuerwehrleiter entgegengenommen und in Decken gehüllt wurden, diese Überleitung leuchtete nicht unmittelbar ein. Die Stimme des Kommentators nannte den Namen Anselm Jarczynski und beschrieb ihn als prominenten Anwalt, während die Kamera ein Schwarzweißfoto von einem Bündel zeigte. Sie fuhr näher heran, bis eine Zahnreihe mit Kiefer zu sehen war, die wie ein bizarres Lachen aus der Asche hervorragte.
Isabel machte ein Ekelgeräusch.
Der Kommentator sprach von einer Reihe, einer Kette, einem Gefüge von Bränden. Die Gewalttaten waren seinen Worten zufolge das Ergebnis eines Hasses gegen Besserverdienende und Prominente.
» Der Bericht ist alt«, sagte Tarek. » Da hatten sie Julia Grau noch nicht.«
» Schsch«, kam von allen Seiten.
Im Bild war eine Karte von Berlin zu sehen. Eine Hand kreiste den Prenzlauer Berg ein, dann den Bezirk Mitte. Die Hand tippte auf einige andere Stellen, in Schöneberg, Kreuzberg und Neukölln. Die Stimme berichtete von einer Konzentration, die seit zweieinhalb Jahren ohnegleichen sei. In keiner anderen deutschen Großstadt gäbe es so viele gleichförmige Brandanschläge wie in Berlin. Und obwohl die Anschläge sich ähnelten und sich auf einen Kreis gut verdienender Personen konzentrierten, habe die Polizei keinen konkreten Verdacht vorzuweisen.
Strahlend erklärte die Reporterin, dies habe sich nun geändert. Sie dankte der Technik für den Filmbericht und hielt Traube das Mikrofon mit der Frage hin, ob er zufrieden sei.
» Da kommt nichts mehr«, sagte Tarek.
Die Regie schaltete ins Studio. Der Moderator stand neben dem Polizeipräsidenten. Daneben stand Beate Rixdorf und blickte starr neben die Kamera, wahrscheinlich auf einen Monitor.
» Ja, ich darf den Herrn Polizeipräsidenten begrüßen. Guten Abend! Guten Abend auch Frau Rixdorf. Frau Rixdorf, Sie sind Mitarbeiterin beim Polizeipräsidenten und werden als seine Nachfolgerin gehandelt.«
Der Polizeipräsident hob amüsiert die Hand. » Es wird viel geredet und gehandelt …«
» Sie glauben nicht daran?«
» Ich habe eine gute und sichere Vertrauensbasis. Der Innensenator hat mir gestern noch einmal bestätigt, dass er meine Arbeit schätzt. Und dieses, ähm, Lob gebe ich gern an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter. Dazu gehört auch Frau Rixdorf, die ich außerordentlich schätze. Wir arbeiten auf sachlicher Ebene hervorragend zusammen. Ich hoffe, das bleibt auch so. Im Übrigen hat die Berliner Polizei unter meiner Leitung eine großartige Leistung vollbracht. Die Festnahme des hauptverdächtigen Subjekts ist ein wichtiger Schritt. Wir werden das prüfen und auswerten. Aber ein Erfolg ist es mit Sicherheit.«
» Sehen Sie das auch so, Frau Rixdorf?«
» Ich freue mich über jeden Erfolg der Berliner Polizei. Wenn sich herausstellt, dass das Mädchen die Brände gelegt hat, dann ist das eine gute Leistung. Da gebe ich dem Herrn Präsidenten recht. Ich gehe davon aus, dass die ermittelnden Beamten in der Verhandlung auch Beweise vorlegen können. Und nicht nur ein Geständnis.«
» Da hört man aber doch etwas Kritik heraus. Glauben Sie, Sie wären die bessere Präsidentin? Und ist die Zeit reif für eine Frau auf dieser Position in Berlin?«
» Jetzt frisst sie ihn«, sagte Tarek.
Beate Rixdorf lächelte ihr sanftes Lächeln. » Er ist der Polizeipräsident. Um etwas anderes geht es nicht.«
Der Moderator lachte ungläubig. » Sicher, das ist er. Aber immerhin kandidieren Sie.«
Der Polizeipräsident meldete sich und redete schon ohne Mikrofon los: » … völlig unstrittig, dass es in Berlin keine Wahl in dem Sinne gibt. Man kann nicht als Polizeipräsident kandidieren. Aber davon abgesehen: Ich hätte keine Angst, mich einem Herausforderer zu stellen. Die Berliner Politik muss allerdings bedenken, dass sie jemandem das Amt überträgt, der in hochrangigen Leitungsfunktionen erfahren sein sollte. Und er muss Wissen und Erfahrung aus dem breiten Spektrum polizeilicher Tätigkeit mitbringen. Frau Rixdorf
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