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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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Fälle aufklären soll und es nicht schafft. Mit Ausnahme belangloser Sachen. Wir wissen, dass er Skizzen von Geometerpunkten zu Hause aufbewahrt. Aber was hilft das? Wir wissen noch etwas anderes. Und ehe einer von euch fragt: Ich habe eben meine Quellen. Er bewahrt zu Hause regalweise Brandbeschleuniger auf. In kleinen Mengen, aber in großer Zahl und in jeglicher Form. Ich habe meine Zweifel, ob er damit zu Hause experimentiert. Was macht ein Mann mit so vielen Brandbeschleunigern?«
    » Motiv?«, brummte Lichtenberg.
    » Motiv? Bisher haben wir keins. Aber es gibt zwei Anknüpfungsmöglichkeiten …«
    » He, seht euch das an!«, rief Tarek und stellte den Fernseher lauter.
    Die Reporterin stand vor einem Polizeiwagen und hielt ein Mikrofon in der Hand, das wie ein Tribble-Stofftier aussah. Neben ihr stand Tobias Traube, den Seitenscheitel vom Wind malträtiert. Eingeblendet war die Textzeile: Tobias Trabe, Polizei Berlin.
    Die Reporterin blickte wichtig und stolz in die Kamera: » … hat mir vor der Sendung gesagt, dass die junge Frau dem terroristischen Umfeld zuzuordnen ist. Bedeutet das, die Berlinerinnen und Berliner, die uns jetzt zuschauen, müssen Angst haben, dass es mit den Brandanschlägen auf unschuldige Opfer weitergeht? Diese Frage möchte ich an den polizeilichen Einsatzleiter weitergeben. Herr Tobias, haben wir es mit einer terroristischen Vereinigung zu tun, möglicherweise mit Verbindungen ins Ausland? Und werden die Mitglieder dieser Organisation sich rächen, wenn die Täterin verurteilt wird?«
    Traube wischte sich den Scheitel zurecht, obwohl das nutzlos war. Er blickte mehr in die Kamera als zur Reporterin: » Wir dürfen uns das nicht wie eine große Terrororganisation vorstellen. Es gibt noch keine Anhaltspunkte, die etwa auf die RAF oder die al-Qaida hindeuten …«
    » Spinner!«, warf Isabel ein.
    Traubes Name wurde wieder falsch eingeblendet. » Entscheidend ist, dass die Frau, von der ich sprach, gestanden hat, zahlreiche Brandstiftungen mit Todesfolge begangen zu haben. Von Mittätern war keine Rede. Wir schließen allerdings Hintermänner und subkulturelle Strukturen nicht aus.«
    Die Reporterin nahm ihm das Stofftier weg. » Die Rede war von 45 Toten. Heißt das, alle Brände der vergangenen Zeit gehen auf das Konto dieser Verbrecherin?«
    » Zunächst einmal kann ich die Zahl, die Sie da nennen, nicht bestätigen. Manche haben ja über noch mehr spekuliert. Die Polizei geht davon aus, dass die junge Frau eine Wiederholungstäterin oder Serientäterin ist. Und dass ihr Umfeld aus der Szene sie bei ihren Taten maßgeblich unterstützt.«
    » Und diese Szene wird nun aktiv und legt neue Brände?«
    » Davon würde ich im Moment nicht ausgehen. Die Frau sitzt in Untersuchungshaft, sie hat gestanden und wird vor Gericht gestellt. Bei ihr ist ein kriminelles Potenzial zu erkennen, das einzigartig ist. Wir können und sollten und dürfen nicht automatisch davon ausgehen, dass ihr Umfeld in gleichem Maß gewaltbereit ist wie sie selbst.«
    » Aber was, was bringt … Eine junge Frau immerhin … Warum macht eine junge Frau so was? Sie ist eine mehrfache Mörderin, wenn man so will, oder?«
    » Nun, die Berliner Polizei hält sich bei der Bewertung zurück. Das fällt in die Zuständigkeit des Richters. Wir dürfen niemanden vorverurteilen. Wir haben die Fakten zur Kenntnis zu nehmen und diese richtig auszuwerten. Ich darf Ihnen sagen, dass diese Frau offensichtlich ein gestörtes Verhältnis hat. Nicht nur zu der Frage, was man darf und was man nicht darf. Sondern auch ein gestörtes Verhältnis in Bezug auf die Feuerwehr. Sie wollte schon als Kind Feuerwehrfrau werden.« Er grinste.
    » Es gibt gar keine Feuerwehrfrauen in Berlin«, hakte die Reporterin nach.
    » Eben. Sie hat sich trotzdem mehrfach beworben. Als Feuerwehrfrau. Und ist abgewiesen worden. Wir warten selbstverständlich die psychologischen Gutachten ab, aber es ist nicht auszuschließen, dass sich daraus eine Frustration entwickelt hat, die sich durch das Legen von Bränden äußert. Das ist aus der psychologischen Forschung bekannt: Zurückweisung verursacht Frustration, und Frustration führt – unter bestimmten Umständen – zu Aggression. Brandstiftung hat psychologische Ursachen …«
    Tarek machte ein trompetendes Geräusch mit den Lippen: » Was denn nun? Terroristin oder Psychopathin?«
    Auf eine kurze Frage der Reporterin sagte Traube: » Stolz würde ich nicht sagen. Es ist unsere Arbeit. Die versuchen wir zu

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