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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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Vorhaben Worte zu verwenden.
    „Er ist die Mühe nicht wert. “ Ihr Cousin war zwar ein harter Brocken, aber insgeheim befürchtete sie, Lorcan könnte ihn zusammenschlagen, falls er tatsächlich so ausgezeichnet boxen konnte, wie der Indianer behauptet hatte. Um abzulenken, sagte sie: „Ich könnte jetzt ein Bier vertragen.“
    Zögernd rieb Skyler über seinen Schädel, den er sich zum einen aus reiner Bequemlichkeit kahl rasierte, zum anderen genoss er es, wenn die Menschen ängstlich vor ihm zurückwichen, da er mit seinen aufgepumpten Oberarmen, dem Stiernacken und der Glatze Furcht einflößend aussah. Wenn er allerdings lächelte, fiel das Bild in sich zusammen, fand Amy, denn dann wirkte er immer noch wie ein Junge, der nur Schabernack im Sinn hatte.
    Amy schaute ihn mit einem Hundeblick an, der schon gewirkt hatte, als sie noch Kinder gewesen waren. Ihr Cousin hatte ihr jedes Mal sein Spielzeug gegeben. Für alle Fälle packte sie noch etwas Schmelz in ihre Stimme: „Bitte.“
    Er murrte etwas Unverständliches. Seine Miene entspannte sich zwar nicht, aber er nickte und ging in die Küche, die gleich links neben dem Hauseingang lag. Von dort aus gelangte man auch ins Wohnzimmer. Amy stellte sich in die Tür und beobachtete, wie er die letzten zwei Flaschen Coors aus dem Kühlschrank nahm.
    Er öffnete sie und reichte Amy ein Bier. „Und ich Idiot habe ihm neulich meinen Wagen geliehen, weil er dir hinterherfahren wollte. Ihr hattet euch wohl gestritten. Wie ein Irrer klingelte er und schrie: ,Leih mir deinen Wagen, sofort, schnell.‘ Ich Esel habe ihm meinen Autoschlüssel gegeben.“ Wovon sprach er? Amy nahm einen Schluck und schaute zu, wie er den Eisschrank mit neuen Flaschen bestückte, die in einer Ecke auf dem Boden standen. Plötzlich ging ihr ein Licht auf. Das musste der Tag gewesen sein, als Lorcan ihr in die NO Public Library gefolgt war. Folglich war er doch nicht an sein Konto gegangen, um sein Auto betanken zu können.
    Aber machte eine Lüge weniger einen Unterschied? Und was war mit Kimora?
    Er musste sie noch lieben, sonst würde er nicht diesen Aufwand betreiben, sondern alles daransetzen, sich eine neue Existenz aufzubauen. Sie war der Grund, warum er sein ganzes Streben darauf ausgerichtet hatte, einen Verbrecher zu jagen. Er nahm sogar in Kauf, dass er sich selbst in Gefahr brachte. Sie war der Grund für all sein Handeln. Sein Leben drehte sich nur um Kimora.
    Erneut wurden Amys Augen feucht. Damit Skyler nichts davon mitbekam und doch noch ausrastete, drehte sie sich um. Während sie versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken, betrachtete sie ein Bild im Flur. Es bestand aus den unterschiedlichsten Blautönen, die meisten allerdings waren sehr dunkel. Schwarze Linien trennten die Farbtupfer. Erst als Amy genauer hinsah, erkannte sie, dass diese Linien das Kunstwerk nicht willkürlich durchzogen, sondern so geschickt angelegt waren, dass die blauen Felder die Form von Tränen bildeten. Verstörend, fand Amy.
    Sie trank und genoss den Alkohol, der sich in ihr ausbreitete. Leider blieb die erhoffte Entspannung aus. „Die Leinwand ist neu, richtig?“
    „Ich habe sie auf dem Flohmarkt erstanden.“
    „Wenn ich ehrlich sein darf, passt das Motiv gar nicht zu dir.“
    „Mir gefällt es. Es ist so kraftvoll, so voller Verzweiflung und Traurigkeit.“ Er lachte verlegen. Hinter Amy fiel die Kühlschranktür zu. „Es soll von einem Künstler aus New Orleans nach dem Hurrikan Katrina gemalt worden sein.“ War er blind? Die Katastrophe hatte Louisiana Ende August 2005 schwer zugesetzt. Amy kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf die untere Ecke des Bildes. Es war auf Juli des laufenden Jahres datiert. Das Datum fiel kaum auf, weil es ebenfalls in Blau aufgemalt worden war, ganz winzig, fast im selben Ton wie die Hintergrundfarbe.
    Sie schmunzelte. Man hatte Skyler, der sich für clever hielt, übers Ohr gehauen!
    Neugierig geworden, trat sie näher und legte den Kopf schief, denn plötzlich formten die aufgemalten Linien, die sich am Rand verästelten wie die Adern in einer Pupille, Buchstaben. Man erkannte sie nur, wenn man lange genug hinschaute und den richtigen Blickwinkel einnahm.
    „Oh mein Gott“, stieß sie entsetzt aus und machte einen Schritt rückwärts. Mit dem Rücken stieß sie gegen Skylers Brustkorb. Beinahe fiel ihr die Flasche aus der Hand, aber sie packte rechtzeitig fester zu und erstarrte vor Schreck.
    „Was ist los?“ Über ihre Schulter hinweg

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