Flammenzungen
dachte Amy, zumindest nahm er das an.
Als sie ihn mit nach Hause genommen hatte, war sein Plan gewesen, sie nach ein paar Tagen wieder zu verlassen - aber dann hatte er es nicht gekonnt. Weil der Täter womöglich in ihrem Umfeld lebte und sie in Gefahr sein könnte, hatte er sich eingeredet. Obwohl dieses Risiko durchaus bestand, lag der wahre Grund doch eher darin, dass er sich immer mehr zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Und nun hatte er sie verloren, für immer. Er fühlte sich elend. Als wäre sein Körper ausgedörrt. Aber er brachte keinen Schluck herunter, nicht einmal Leitungswasser, denn seine Kehle war wie zugeschnürt.
Träge schlurfte er ins Schlafzimmer zurück. Er öffnete den Kleiderschrank, schaffte es jedoch nicht, seine Hände dazu zu bringen, seine Hosen und Hemden herauszunehmen und in den Rucksack zu stopfen. Stöhnend strich er sich durchs Haar und ließ sich aufs Bett fallen. Er setzte sich auf die Bettkante, stützte sich mit den Ellbogen auf den Oberschenkeln ab und ließ den Kopf hängen.
Hatte Amy recht mit ihrem Vorwurf, dass er Kimora noch liebte? Immerhin richtete er sein ganzes Leben darauf aus, sie zu finden.
Lorcan schloss die Augen und rief sich ihr Gesicht in Erinnerung, aber es blieb ein leerer Fleck. Daraufhin griff er zu einem Trick, der ihm schon einmal geholfen hatte. Er stellte sich das Crescent City Blues and Barbecue Festival vor. Den Lafayette Square. Die Menschenmenge. Sie trug ihn immer näher zu Kimora hin. Er hörte die Rhythm-and-Blues- Klänge der Band, die gerade auf der Bühne stand, und beobachtete, wie Kimora die Hüften bewegte. Ihr voller Busen wippte leicht. Sie warf eine ihrer weizenblonden lockigen Strähnen über die Schulter nach hinten und lachte glockenklar. Kurz blieb sie stehen, trug neuen Lippenstift auf, und damals, im Oktober, hatte Lorcan sich gewünscht, sie würde das Orangerot abwischen, damit er sie küssen konnte.
Da endlich formte sich ihre Miene. Sie strahlte wunderschön wie die Sonne. Lachend drehte sie ihm den Rücken zu und schwang die Hüften. Lasziv lockte ihr Hintern ihn. Doch als sie ihn über die Schulter hinweg ansah, frivol schmunzelnd, war es plötzlich Amy.
Überrascht wachte Lorcan aus seinem Tagtraum auf. Sein Herz klopfte aufgeregt. Noch heftiger pochte es zwischen seinen Beinen. Damit es aufhörte, so redete er sich ein, kniff er fest in seinen Schritt, doch das führte nur dazu, dass er endgültig hart wurde.
Seufzend tauchte er wieder in seine Fantasiewelt ein. Kimora keuchte erregt, nur weil er sich mit seinem anschwellenden Schaft an sie schmiegte, sich sogar an ihr rieb wie ein läufiger Hund. Tat Gavin das nie? War er zu sehr Gentleman, um sich gehen zu lassen? Jedenfalls machte Kimora auf Lorcan einen ausgehungerten Eindruck, als würde sie nicht oft hemmungslos gevögelt werden. Dabei drückte er sie doch nur, noch komplett angezogen, an eine Wand im Innenhof, auf den sie vom Festival geflüchtet waren. Für einen Moment verschwand sie im Schatten, den das Vordach warf. Aber es reichte ihm nicht, nur Kimoras Stöhnen zu lauschen, er wollte auch ihre Mimik verfolgen, da es ihn anmachte, zu sehen, wie seine Geliebte in seinen Armen dahinschmolz. Deshalb zog er sie wieder ins Licht der Straßenlampe, die auch den Hof erhellte, und fand plötzlich Amy in seinen Armen vor.
Diesmal schreckte Lorcan nicht aus seinem Traum auf s sondern lächelte glücklich. Kimora zu halten hatte sich falsch angefühlt. Amy dagegen gehörte zu ihm. Er begehrte sie nicht nur, wie er Kimora begehrt hatte, sondern er liebte, sie. Amy war die Richtige, die Seine.
Im Gegensatz zu Kimora sah er sie gestochen scharf. Er kannte jeden braunen Sprenkel in ihren grünen Augen, jede Sommersprosse, die Wimper am rechten Lid, die in eine andere Richtung wuchs als die anderen, die Kerbe oberhalb ihrer linken Ohrmuschel und den Flaum an ihrem Haaransatz, an dem er so gern seine Nasenspitze rieb.
Mein, dachte er und küsste sie besitzergreifend, froh darüber, dass sie sich selten schminkte. Er ließ sie sein Verlangen deutlich spüren. Sein Kuss war hart und gierig. Seine Zunge drang fordernd zwischen ihre Lippen, und seine Hand vergrub sich in ihrem blonden Schopf, damit sie ihm nicht entkommen konnte. Leidenschaftlich, gar wild züngelte er mit ihr. Er zeigte ihr seine Macht über sie, aber in Wahrheit war er ziemlich verzweifelt, weil er wusste, dass sie nur ein Produkt seiner Fantasie war.
Bei Kimora war es ihm um die schnelle Befriedigung
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