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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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einhüllte. Er kroch vorwärts und blinzelte in ein brüllendes Nichts. Einmal schlugen seine tauben, herunterhängenden Füße gegen einen Firstbalken. Der Stoß schien von weit weg zu kommen. Zuerst schwach, dann im Näherkommen immer deutlicher erkennbar, reckte der Turm des Propheten seinen leuchtenden Schaft nach oben und außer Sicht.
    Flandry griff nach der Spritzdüse an seiner Schulter. Sein Ziel spendete gerade genug Licht, dass er durch das Schneegestöber sehen konnte. Irgendwie griff Flandry durch die Luft und machte den Schlauch fest.
    Nun, Arktische Intelligenz, verstehst du, was ich tun will? Kannst du mein Reittier für mich lenken?
    Der Wind heulte ihm in den Ohren. Er hörte andere Geräusche wie von einem Gebläse: die kräftigen Stöße aus Wasserstoff, mit denen die Medusa sich bewegte. Fast wurde er gegen die Tafelwand geschmettert. Sein Träger eierte in der Luft, kämpfte darum, Position zu halten. Ein eingelegter Buchstabe, groß wie ein Haus, überragte ihn drohend, schwarz vor leuchtendem Weiß. Flandry zielte mit dem Schlauch und sprühte.
    Verdammt! Der grüne Strahl wurde von einem Windstoß zur Seite abgelenkt. Flandry korrigierte sich und sah, wie die Farbe traf. Sie blieb selbst bei diesen Temperaturen flüssig – allerdings war sie schon hübsch klebrig. Die erste Druckflasche war rasch aufgebraucht. Flandry verband die Sprühpistole mit einem anderen Schlauch. Diesmal war die Farbe blau. Alle Tebtengri hatten sämtliche sprühfähige Farbe beigesteuert, deren sie habhaft werden konnten, und es gab jeden Ton aus Gottes Regenbogen. Flandry konnte nur hoffen, dass sein Vorrat reichte.
    In dieser Hinsicht hatte er Glück, auch wenn er vor Ende der Arbeit vor Kälte und Erschöpfung fast das Bewusstsein verloren hätte. Er konnte sich nicht daran erinnern, sich bei irgendeiner Aufgabe je so sehr geschunden zu haben. Dennoch, als der letzte Strich getan war, konnte er nicht widerstehen, ganz unten noch ein Ausrufezeichen hinzuzufügen – drei Zentimeter hoch.
    »Verschwinden wir«, flüsterte er. Irgendwie verstand der stumme Autochthone und wies mit seinem Stab. Der Medusenschwarm sprang durch die Wolken gen Himmel.
    Flandry erhaschte einen kurzen Blick auf ein Militärflugboot. Es hatte sich von dem Schwarm gelöst, der über dem Raumhafen schwebte; vielleicht war Dienstschluss für die Besatzung. Als die Medusen aus dem Sturm ins klare Mond- und Ringlicht hervorbrachen, legte sich das Boot in die Kurve. Flandry sah, wie die Bordwaffen Energieblitze in den Schwarm sandten, und griff nach seinem erbärmlichen Strahler. Seine Finger waren jedoch steif wie Holz; sie wollten sich nicht um den Griff schließen …
    Sämtliche Medusen bis auf Flandrys und die des Eisbewohners machten kehrt. Sie umringten das Patrouillenboot, umschlangen es mit den Tentakeln und hielten sich fest. Beinahe wurde es unter ihnen begraben. Elektrische Entladungen krochen über die Außenhaut, Funken stoben – diese Geschöpfe konnten Wasserstoff aus Wasser abspalten. In einem dumpfen Winkel seines Verstandes erinnerte sich Flandry daran, dass ein metallener Rumpf einen Faraday’schen Käfig bildete und seine Insassen vor Blitzen schützte. Doch wenn konzentrierte elektronische Entladungen Löcher in die Außenhaut brannten und Steuerschaltkreise punktverschweißten … Das Boot geriet ins Torkeln. Die Medusen lösten sich von ihm. Das Boot stürzte ab.
    Flandry legte seine Nervosität ab und ließ sich von seinem Geschöpf nach Norden tragen.

 
XI
     
    Die Stadt tobte. In der Straße der Büchsenmacher hatte es Unruhen gegeben, und das Blut sprenkelte noch immer den frisch gefallenen Schnee. Bewaffnete riegelten den Palast und den Raumhafen ab; Menschenmengen verhöhnten sie johlend. Aus den Lagern am Seeufer drang kriegerische Musik. Pfeifen quietschen, und Gongs dröhnten: Die jungen Männer fuhren ihre Varyaks in halsbrecherisch engen Kreisen und schimpften.
    Oleg Khan blickte aus dem Palastfenster. »Ihr werdet gerächt«, brummte er. »O ja, mein Volk, du sollst Genugtuung schmecken.«
    Er wandte sich dem Beteigeuzer zu, der soeben vor ihn geschafft worden war, und sah wütend in das blaue Gesicht. »Sie haben es gesehen?«
    »Jawohl, Euer Majestät.« Zalat, der Altaianisch gewöhnlich sauber und mit nur leichtem Akzent sprach, klang undeutlich. Er war zutiefst erschüttert. Nur das schnelle Eintreffen der königlichen Palastwächter hatte sein Schiff davor bewahrt, von tausend kreischenden Fanatikern

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