Flaschenpost
das es sich lohnt zu kämpfen“ lächelte Sören und tätschelte mir Großväterlich den Kopf.
In meiner Familie fand ich immer die nötige Harmonie um von den täglichen Sorgen den nötigen Abstand zu gewinnen. Wenn da nicht diese ständige Angst vor diesem sinnlosen Krieg wäre, die den Alltag von uns allen prägte. Ich lebe mit dieser Angst der Gewalteskalation schon seit meinem fünften Lebensjahr. Damals lebte ich noch in meinem Heimatland Dänemark, als die Situation begann, sich gewaltig zuzuspitzen. In den vereinigten Staaten von Europa begann aber bereits die politische und soziale Umstrukturierung. Systemandersdenkende wurden verfolgt und wurden nachdem Ostfeldzug in die neugegründeten Oststaaten deportiert. Dort wurden Ghettos errichtet um die Massen aufzunehmen. Bald fing man an einen Grenzwall zu bauen der länger als die chinesische Mauer war. Diese verlief am Fluss Reka Bol ób entlang.
Was hinter dieser Grenzbefestigung passierte drang nie bis in die Bevölkerung. Man ahnte aber schlimmes. Meine Eltern gehörten zu den Andersdenkenden. Sie nahmen mich an die Hand und verließen mit vielen anderen Familien zusammen ihr Heimatland. Sie fuhren zunächst mit einem kleinen Schiff nach Island und von dort aus mit großen Passagierschiffen oder Frachtern nach Kanada. Alle Flüchtlinge wurden freundlich aufgenommen und obwohl die vielen Flüchtlingslager hoffnungsvoll überfüllt waren, versuchte die verantwortlichen es so angenehm wie möglich zu gestalten. Wir lebten zunächst in diesem Auffanglager aber da mein Vater in Dänemark ein angesehener Schriftsteller war, fand er schnell einen Job in einer Nachrichtenredaktion und wir konnten sehr bald ein kleines Häuschen mit einem kleinen Garten beziehen. Ich kann mich aber bis heute nur an Bruchstücke erinnern und die Flucht muss ich wie eine Art Schutzmechanismus, völlig verdrängt haben, denn daran habe ich überhaupt keine Erinnerungen mehr. Ich kann heute nicht mal mit genauer Sicherheit sagen ob die vermeintlichen Erinnerungen nicht das ist, was ich aus Erzählungen aufgeschnappt habe. Im Grunde habe ich keine echten Erinnerungen an die Flucht und dies sehe ich nicht gerade als Nachteil. Im Gegensatz zu meiner Frau Birte, die ich im Alter von 19 Jahren auf der UNI in Vancouver kennenlernte, sie kann sich heute noch an alles genau erinnern. Sie erzählte mir einmal in einer stillen Stunde wie schrecklich die Flucht von Dänemark aus war. Ihre Eltern wurden am Strand auf dem Weg zum Schiff erschossen. Ihr Vater konnte mit letzter Kraft seine Tochter an Birtes Großvater übergeben. Beide erreichten unversehrt das Schiff. Es war das letzte Schiff das unversehrt, Dänemark verlassen sollte.
Die Erinnerungen holen Sie heute noch manchmal ein wenn Sie nachts von Alpträumen geplagt und schweiß gebadet aufwacht. Auf der UNI, wo wir uns das erste Mal sahen, war es wohl Liebe auf dem ersten Blick. Wie per „Zufall“ gesellten sich dann noch die gleiche Nationalität und die gleichen traumatischen Kindheitserlebnisse hinzu. Nur mit dem Unterschied das ich diese verdrängt hatte und nicht darüber sprechen wollte. Zu der Zeit wohnte Birte mit ihrem Großvater zusammen in einem Studentenwohnheim, bis mein Vater den Vorschlag machte, dass die beiden zu uns ziehen sollten, da unser Haus groß genug war. Birte und Großvater Sören, waren über diese Einladung sehr glücklich und zogen wenig später bei uns ein. So lebten zunächst fünf Dänen unter einem Dach aber in einem fremden Land. Sören hatte nur einen einzigen Wunsch bevor er sterben müsse, noch einmal in sein geliebtes Dänemark zurückkehren. Oft spricht er davon und manchmal ist er deswegen sehr rastlos. Später als sich unsere Familie vergrößerte, da Birte unseren Sohn Nils zur Welt brachte, hatte Sören Tränen in den Augen, weil er miterleben durfte, wie er Ur-Großvater wurde. Kurz darauf gaben Birte und ich uns das Ja-Wort. Unsere Familie wurde dann komplett, als uns eine Katze zulief, die wir auf den Namen, Trine tauften. Sie komplettierte unser Familienglück und trug stets zur nötigen Harmonie bei, nach der sich unsere Familie förmlich verzehrte, da es ja von außen genug Probleme gab, die ohnehin schon schwer genug waren zu bewältigen. Es machte uns jedes Mal sehr betroffen und ängstlich, wenn wir täglich in den Nachrichten sahen, welche Länder in die Hände des Schneiders Reiches gerieten. Schwierig war die wirtschaftliche Situation der freien Nation (ehemals Kanada, U.S.A
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