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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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drei Flüsterlibellen in die Nacht.
    Val streckte sich auf der Pritsche neben Nick aus und drückte sich das Kissen unterm Kopf zurecht. »Der Oberarzt sagt, wir sollen hier erst mal eine Nacht schlafen, und ich glaube, das mach ich jetzt. Am Morgen können wir mit Leonard reden.«
    »Gut.« Nick wusste, dass er in ein paar Minuten nach der nächsten Latrine fragen musste. Eine Bettpfanne kam für ihn nicht infrage. Nicht in diesem offenen Zelt. Und auch sonst nicht.
    »Mann, Grandpa hat diesem Ninja wirklich halb die Eier eingetreten, was?«
    »Stimmt.« Nick bereitete sich schon darauf vor, die Schiene
über den Pritschenrand zu schwenken. Beim Humpeln konnte er sicher Hilfe gebrauchen, und er wollte nicht auf die Krankenschwester warten. Val konnte sich ja nützlich machen, wenn er schon in der Nähe war. »Ein echter Volltreffer.«

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    Nick schwebte in grüner Schwerelosigkeit.
    Er schwebte ohne Raum und Zeit. Er erhob sich aus dem Geruch nach Leinen und Grasboden des Zelts in Texas, weg von seinem Sohn und seinem Schwiegervater, hinauf in die echte Welt des Nichts.
    Nicks Augenlider waren vernäht, aber nicht völlig geschlossen. Seine Trommelfelle waren durchstochen, konnten aber noch hören.
    Nick schwebte, die Lunge voller sauerstoffreicher Flüssigkeit. Sie hatten ihn in diesen lebendigen Tod versenkt. Sie hatten weder Augen noch Sehnerven entfernt. Es war eine Strafe.
    Verzerrte weiße Gestalten in weißen Kitteln bewegten sich im nicht flüssigen Raum außerhalb seines Tanks. In den kurzen Intervallen zwischen seinen Träumen spähte hin und wieder ein grün getöntes, halb menschliches Gesicht zu ihm herein.
    NCAR.
    Das Tiefgeschoss der schwebenden Toten im Nakamura Center for Advanced Research.
    Das Nakamurazentrum für Zukunftsforschung.
    Und Nick Bottoms Strafe war es, dass er Augen und Trommelfelle behalten hatte und von Zeit zu Zeit aus seinen F-2-Träumen geweckt wurde.
    Dara war tot. Val war tot, ermordet noch an diesem Samstag im September. Genau wie Leonard. Auch Nick wollte tot sein, aber sie ließen ihn nicht sterben. Das war die Strafe Nakamuras und Satos, weil er sich gegen den Willen des Shōgunats gestellt hatte.

    Nicks Welt war tot.
    Bis auf das Happy End in dieser fantastischen Traumwelt, in die sie ihn eintauchten und abermals eintauchten wie ein junges Kätzchen, das immer wieder ertränkt wurde.
    Nick schwebte wie ein weiß aufgedunsener Kadaver. Aber er träumte weiter. Und zwischen den Träumen …
    Er spürte die Ernährungssschläuche und -katheter, die sich in seinen Körper bohrten wie Aale mit Widerhaken. Er spürte seine erschlafften Muskeln, die in dem zähen Brei vor sich hin moderten wie weiße Pilze. Durch die Nähte starrte er hinaus auf eine grünliche Welt.
    Er hatte geträumt, ein Mensch zu sein. Dieser Traum hatte sie für kurze Zeit zusammengebracht. Doch jetzt war sie fort. Und er durfte ihr nicht folgen.
    Ich habe ein äußerst rares Gesicht gehabt. Ich hatte ’nen Traum – ’s geht über Menschenwitz, zu sagen, was es für ein Traum war. Der Mensch ist nur ein Esel, wenn er sich einfallen läßt, diesen Traum auszulegen. Mir war, als wär ich – kein Menschenkind kann sagen, was. Mir war, als wär ich, und mir war, als hätt ich – aber der Mensch ist nur ein lumpiger Hanswurst, wenn er sich unterfängt zu sagen, was mir war, als hätt ich’s; des Menschen Auge hat’s nicht gehört, des Menschen Ohr hat’s nicht gesehen, des Menschen Hand kann’s nicht schmecken, seine Zunge kann’s nicht begreifen und sein Herz nicht wieder sagen, was mein Traum war.
    Diesen Traum, Zettels Traum, werde ich nach ihrem Tode singen.
    Nick Bottom schwebte in dem grünen, mit zäher Flüssigkeit gefüllten NCAR-Tank. Die Droge strömte in seinen Körper und trug ihn zurück in seinen Traum.

1.21
SAN ANTONIO , REPUBLIK TEXAS
    SAMSTAG, 26. FEBRUAR
     
     
    Schweißgebadet fuhr Nick aus seinem Alptraum hoch.
    Es war ein alter Alptraum. Der wiederkehrende Alptraum über das NCAR.
    Er schob sich aus dem Bett hoch, zog sich das schweißgetränkte T-Shirt aus und schleuderte es in die Ecke. Nur in Boxershorts tappte er in das winzige Bad und klatschte sich Wasser ins Gesicht und in den Nacken.
    In der Küche sah er durchs Fenster die aufgehende Sonne. Nick befand sich im neunten Stock der Texas-Rangers-Kaserne in San Antonio, dem ehemaligen Menger-Hotel an der East Crockett Street. Gleich gegenüber erhob sich in steinernem Glanz an dem nach ihr benannten Platz die

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