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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hatte recht, sein Sohn war inzwischen tatsächlich sechzehn. Gottverdammt. Plötzlich schnürte es ihm die Kehle zusammen, und er räusperte sich. »Also ja, stimmt, ich habe ein Kind. Einen Sohn namens Val. Lebt bei seinem Großvater mütterlicherseits in Los Angeles.«
    »Und Sie sind immer noch flashbacksüchtig, Mr. Bottom.« Diesmal gab es weder in der flachen Stimme noch in der ausdruckslosen Miene des Milliardärs ein Fragezeichen.
    Es ist so weit.
    »Nein, Mr. Nakamura, das stimmt nicht«, er widerte Nick in festem Ton. »Ich war süchtig. Die Polizei hat mich zu Recht gefeuert. In dem Jahr nach Daras Tod war ich total am Ende. Und auch als meine Detektei ein Jahr nach meinem Abschied … , meinem Rauswurf aus der Truppe baden gegangen ist, habe ich die Droge noch zu oft genommen.«
    Sato räkelte sich in seinem Anzug. Mr. Nakamura wartete mit starrer Haltung und ausdruckslosem Gesicht.
    »Aber inzwischen hab ich die eigentliche Abhängigkeit hinter mir.« Er breitete die Hände aus. Er war entschlossen, nicht zu betteln – schließlich hatte er noch sein Ass im Ärmel, den Grund, warum sie ihn engagieren mussten –, aber irgendwie war es ihm wichtig, dass sie ihm vertrauten. »Mr. Nakamura, Sie wissen doch bestimmt, dass heute laut Schätzungen ungefähr fünfundachtzig Prozent der Amerikaner Flashback nehmen, aber nicht alle sind süchtig, so wie ich es … kurze Zeit war. Viele benutzen das Zeug
nur gelegentlich … zur Erholung … in Gesellschaft …, so wie man bei uns Wein oder in Japan Sake trinkt.«
    »Wollen Sie ernsthaft andeuten, Mr. Bottom, dass man Flashback in Gesellschaft nehmen kann?«
    Nick atmete durch. Die japanische Regierung hatte die Todesstrafe wiedereingeführt für all diejenigen, die mit Flash handelten, es benutzten oder auch nur besaßen. Sie fürchteten es genauso wie die Muslime. Auf dem Gebiet des Neuen Weltkalifats zog eine Verurteilung wegen Flashbackbesitzes durch ein Schariatribunal sogar die sofortige Enthauptung nach sich und wurde in aller Welt von einem der rund um die Uhr sendenden Al-Dschasira-Kanäle ausgestrahlt, deren Programm sich ausschließlich aus Steinigungen, Enthauptungen und anderen islamischen Bestrafungen zusammensetzte. Dieses Programm wurde im gesamten Kalifat im Nahen Osten, in Europa und in Asien, aber auch in amerikanischen Städten von Hadschis verfolgt. Nick wusste, dass selbst Nichtmuslime in Denver aus Spaß zuschauten. Auch er konnte an besonders schlimmen Abenden nicht widerstehen.
    »Nein«, sagte Nick schließlich, »ich behaupte nicht, dass es eine soziale Droge ist. Ich wollte nur sagen, dass Flashback in Maßen nicht schädlicher ist als … Fernsehen zum Beispiel.«
    Nakamuras graue Augen bohrten sich weiter in die seinen. »Mr. Bottom, Sie sind also nicht mehr flashbackabhängig wie in der Zeit unmittelbar nach dem tragischen Unfall Ihrer Frau? Wenn ich Ihnen den Auftrag erteilen würde, den Tod meines Sohnes zu untersuchen, würde Sie nicht das Bedürfnis ablenken, die Droge zur Erholung zu benutzen?«
    »Das ist richtig, Mr. Nakamura.«
    »Haben Sie die Droge in letzter Zeit genommen, Mr. Bottom?«
    Nick zögerte keine Sekunde. »Nein, das habe ich nicht. Ich hatte keine Lust darauf.«
    Mr. Sato zog ein Handy aus der Jackentasche, einen unauffälligen
Chip aus poliertem Ebenholz, der kleiner war als Nicks National Identity Credit Card. Sato legte das Telefon auf die oberste Stufe des Tansu.
    Sogleich ver wandelten sich fünf dunkle Holzoberflächen in dem kargen Raum in Monitore. Das hochauflösende, aber nicht dreidimensionale Bild war klarer als der Blick durch ein vollkommen transparentes Fenster.
    Aus verschiedenen Kamerawinkeln beobachteten Nick und die beiden Japaner einen Flashbacksüchtigen in seinem Auto, das sechs Kilometer entfernt in einer Seitenstraße gestanden hatte. Die Aufnahmen waren keine fünfundvierzig Minuten alt.
    Gottverdammte Kacke , dachte Nick.
    Dann liefen die Bilder.

1.01
JAPANISCHE GRÜNZONE ÜBER DENVER
    FREITAG, 10. SEPTEMBER
     
     
    Nicks erste Reaktion war professionell, das Ergebnis seiner Teilnahme an unzähligen polizeilichen Überwachungsaktionen: Das waren fünf Kameras, mindestens zwei davon an MUAVs: mikroskopischen Tarnkappendrohnen. Zwei mit sehr langen, stabilisierten Objektiven. Eine handgeführt und unglaublich nahe.
    Natürlich war er es. Er in seinem klapprigen Gelding, die Fenster unten, weil die Septembersonne schon so heiß herunterbrannte. Der Wagen parkte unter einem

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