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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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wurde. Daraufhin hatte er hier auf Buckshaw eine glorreiche, wenn auch weltabgeschiedene, Laufbahn als Chemiker eingeschlagen.
    Nach seinem Tod wurde das Labor abgeschlossen und geriet in Vergessenheit, denn die Bewohner von Buckshaw fanden Steuern und Kanalisation vordringlicher.
    Bis ich des Weges kam und das Labor für mich beanspruchte.
    In freudiger Erinnerung daran zog ich die Nase kraus.
    Als ich mich der Küchentür näherte, war ich stolz auf mich, weil ich den am wenigsten verdächtigen Eingang gewählt hatte. Daffy und Feely waren pausenlos damit beschäftigt, gegen mich zu intrigieren und Komplotte zu schmieden – da konnte ich nicht vorsichtig genug sein. Leider hatte ich über den Geschehnissen auf dem Jahrmarkt und der Fahrt im Zigeunerwagen das Mittagessen verpasst. Ich hätte mich sogar über ein Stück von Mrs Mullets eigentlich ungenießbarem Kohlauflauf gefreut, zumindest, wenn ich mit eiskalter Milch hätte nachspülen können, um meine Geschmacksknospen zu betäuben. Doch jetzt am späten Nachmittag war Mrs M längst nach Hause gegangen, und ich hatte die Küche für mich allein.

    Ich öffnete die Tür und trat ein.
    »Erwischt!«, triumphierte es heiser neben meinem Ohr, und es wurde finster um mich, weil mir jemand einen Sack über den Kopf stülpte.
    Ich wehrte mich verzweifelt, aber vergeblich, denn der Sack wurde sogleich fest zugebunden.
    Ehe ich schreien konnte, stellten mich die Attentäter – nach der Zahl der Hände zu schließen, die nach mir grapschten, war ich ziemlich sicher, dass es sich um zwei Personen handelte –, auf den Kopf und packten mich an den Fußgelenken.
    Ich rang nach Luft. Der erdig-muffige Geruch von Kartoffeln drang in meine Nase, und das Blut lief mir in den Kopf.
    Mist! Warum hatte ich nicht nach den beiden getreten? Jetzt war es zu spät.
    »Schrei, so viel du willst«, zischte jemand. »Es ist keiner da, der dich retten könnte.«
    Nur zu wahr. Vater war nach London zu einer Briefmarkenauktion gefahren, und Dogger begleitete ihn, um Stiefelwichse und eine neue Baumschere zu kaufen.
    Die Vorstellung, dass Einbrecher Buckshaw heimsuchten, war abwegig.
    Blieben nur Daffy und Feely.
    Irgendwie wären mir Einbrecher lieber gewesen.
    Mir fiel ein, dass es im ganzen Haus nur einen einzigen quietschenden Türknauf gab, nämlich den an der Kellertür.
    Ich hörte es quietschen.
    Wie ein erlegtes Reh wurde ich über die Schultern meiner Peiniger geworfen und kopfüber die Treppe hinuntergeschleppt.
    Unten angekommen, ließen sie mich einfach auf den Fliesenboden plumpsen. Ich schlug mir den Ellenbogen an, und mein Schmerzensschrei brach sich an der gewölbten Kellerdecke … Dann hörte ich zuerst meine eigenen keuchenden Atemzüge, und dann Schritte.

    »Maul halten!«, befahl eine dumpfe Stimme, die künstlich klang wie die Stimme eines Blechroboters.
    Ich stieß noch einen Schrei aus, und ich fürchte, ich wimmerte auch ein bisschen.
    »Maul halten, hab ich gesagt!«
    Ob es nun von der klammen Kälte kam oder nicht, jedenfalls zitterte ich. Ob die beiden das als Zeichen meiner Schwäche deuteten? Angeblich stellen sich viele kleinere Tiere bei Gefahr instinktiv tot, und ich musste mir betreten eingestehen, dass ich offenbar auch zu dieser Art gehörte.
    Ich atmete flach und verkniff mir jeden Mucks.
    »Hol sie raus, Garbax!«
    »Jawohl, o Dreiäugiger.«
    Meine Schwestern machten sich bisweilen einen Spaß daraus, dass sie unvermittelt in die Rollen irgendwelcher absurder Außerirdischer schlüpften – Kreaturen, die noch absurder und außerirdischer waren als Feely und Daffy im täglichen Leben. Beide wussten, dass mir dieses alberne Getue ganz besonders auf die Nerven ging.
    Ich hatte schon lange festgestellt, dass beim Umgang von Schwestern miteinander immer irgendetwas Unsichtbares unter der Oberfläche lauerte, aber mir wurde erst jetzt so richtig bewusst, dass es in unserem Fall vor allem finstere Absichten waren, die uns drei unausgesprochen verbanden.
    »Hört auf damit, Daffy und Feely!«, rief ich. »Ihr macht mir Angst.«
    Ich strampelte wie ein Frosch mit den Beinen, als bekäme ich gleich einen Anfall.
    Der Sack wurde urplötzlich weggerissen, und ich wurde herumgewirbelt, sodass ich mit dem Gesicht nach unten auf dem schmutzigen Boden lag.
    Auf einem Holzfass klebte eine einsame Kerze. Sie flackerte bedenklich, und in ihrem bleichen Widerschein huschten unheimliche Schatten durch das Gewölbe.

    Als sich meine Augen an das Zwielicht gewöhnt

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