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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Alex?«
    »Gehen wir in dein Zimmer, Gene.«
    »Ich bin wirklich in Eile«, sagte er. »Dinge besuchen, Leute erledigen.«
    »Hierfür solltest du dir schon Zeit nehmen.«
    »Mann, das klingt ja ominös.«
    Ich antwortete nicht.
    »Schön, schön«, sagte er und schloss die Tür wieder auf. Sein Schlüsselbund war voll, und das Zittern seiner Hand entlockte ihm Töne wie der Wind einem Glockenspiel.
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch. Ich blieb stehen.
    »Ich will meine Karten offen auf den Tisch legen«, sagte ich. »Auf der einen Seite hätte ich nie von Shawna erfahren, wenn du sie nicht erwähnt hättest. Das ist also ein Punkt zu deinen Gunsten - warum solltest du in ein Wespennest stechen? Auf der anderen Seite hast du mich belegen. So getan, als würdest du sie nicht kennen. ›Eine Art Schönheitskönigin auf dem Campus‹ hast du sie genannt. ›Shane Soundso oder Shana ... ich kann mich an ihren Namen nicht genau erinnern.‹ Aber sie war in deinem Kurs. Ich hab gerade einen Blick auf ihre Abschrift geworfen. Psychologie 10, Dalby, montags, mittwochs, freitags um fünfzehn Uhr. Du hast die Einführung zusätzlich zur Sozialpsychologie gegeben. Die vielen Lehrveranstaltungen, von denen du mir erzählt hast.«
    Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, so dass Stacheln emporstanden. »Ach, komm schon, das kannst du nicht ernst meinen. Weißt du, wie viele Studenten in einem -«
    »Achtundzwanzig«, sagte ich. »Ich hab's überprüft. Dein Grundkurs wurde erst in letzter Minute für die Studenten eingerichtet, die in die vorgesehenen vier Grundkurse nicht mehr reingekommen waren. Achtundzwanzig Teilnehmer, Gene. Du würdest dich an jeden Einzelnen erinnern. Besonders an eine Studentin, die so aussah wie Shawna -«
    An seinem Giraffenhals traten die Sehnen hervor. »Das ist Pferdescheiße, ich muss hier nicht sitzen bleiben und mir anhören -«
    »Nein, das musst du nicht. Aber du willst es vielleicht, weil es nämlich nicht von selbst verschwindet.«
    Seine Hände umklammerten die Kante des Schreibtischs. Er nahm seine Brille ab, wiederholte: »Pferdescheiße.«
    »Aber du wirfst mich nicht raus«, sagte ich.
    Schweigen.
    »Also hast du gelogen, Gene, und ich muss mich fragen, warum. Und dann, wenn ich ein paar Sachen zusammenzähle, die ich über Shawna erfahren habe, wird es richtig interessant. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass sie sich eindeutig zu älteren Männern hingezogen fühlte. Älteren, reichen Männern - sie hat sehr klar zum Ausdruck gebracht, dass sie die feineren Dinge des Lebens haben wollte. Ferraris. Mit deinem Dot-com-Einkommen wärst du da genau der Richtige. Außerdem schätzte sie Intelligenz - was sie Intellektualität nannte. Und wiederum, Gene, wer würde dieses Kriterium besser erfüllen als du? Unter uns Graduierten warst du allemal der Beste. Du hattest ein Talent dafür, profunde Dinge laut zu durchdenken.«
    »Alex -«
    »Außerdem«, sagte ich, »habe ich Bilder von ihrem Vater gesehen. Er starb, als sie vier war, also hat sie sich wirklich nicht an ihn erinnert. Hat ihn vermutlich idealisiert. Hat sie dir je sein Bild gezeigt, Gene?«
    Er funkelte mich an. Wurde rot. Ein Paar großer Fäuste rollte über die Schreibtischplatte. Er schnappte sich seine Brille und warf sie an die Wand. Sie prallte dumpf gegen seine Bücher und landete auf dem Teppich.
    »Ineffektiv«, sagte er. »Ich mache einfach nichts richtig.«
    »Bob Yeager«, sagte ich. »Über einsneunzig, rotblonde Haare, Henkelohren, ein Basketballstar auf der High School - warst du nicht während deiner gesamten Collegezeit ein Starting Forward?«
    Er vergrub das Gesicht in den Händen. Murmelte: »Meine ruhmreiche Zeit -«
    »Die Ähnlichkeit ist verdammt auffällig, Gene. Er hätte dein Bruder sein können.«
    Er setzte sich gerade hin. »Ich weiß verdammt gut, was er hätte sein können. Ja, sie hat mir ein gottverdammtes Bild gezeigt. Beim ersten gottverdammten Mal, als sie hier während der gottverdammten Öffnungszeiten reingekommen ist. Um über eine Klausur zu reden. Angeblich. Und sie trägt dieses kleine schwarze Kleid, setzt sich hin, und es rutscht nach oben ... Ich bleibe beim Thema, sie ist eine kluge Studentin ... Dann zieht sie dieses Bild von ihrem alten Herrn hervor. Sie hielt es für lustig. Ich erzählte ihr, ich wäre kein Freudianer - Alex, ich hab nichts getan. Ich hab sie nicht verführt, es ist nicht, was du denkst, die ganze Sache war bloß eine furchtbare - oh, Scheiße. Du wirst mir

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