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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schnell. Ich wurde sauer, sie wurde ihrerseits sauer, wir schrien uns an, sie sprang aus dem Auto - wir waren drüben am Lake Hollywood. Oben in den Hollywood Hills, eine Stelle, an die ich mich noch aus der Zeit erinnerte, als Marge und ich miteinander gingen. Sie stieg aus, begann die Straße hochzurennen, ich hinter ihr her, und sie stolperte, fiel hin, schlug sich ihren Kopf an einem Stein auf und lag einfach da. Still, plötzlich wurde die ganze verdammte Stadt richtig still, eine große Seifenblase voller Stille, und ich war drin gefangen wie in einem Cartoon. Ich kniete mich neben ihr hin. Kein Puls, keine Atmung. Ich versuchte es mit Reanimation, nichts. Dann warf ich einen Blick auf ihren Kopf und wusste, dass ich meine Zeit verschwendete. Sie war hiermit gegen den Stein gefallen. Gehirnmasse war bereits ausgetreten.«
    Er berührte die Stelle, wo sein Nacken mit seinem Schädel zusammentraf. »Die Medulla, Alex. Atemstillstand. Sie war weg. Ich hab eine Plastikplane aus dem Auto geholt - ich hab sie im Kofferraum für den Fall, dass Marge und ich Pflanzen in der Gärtnerei kaufen -, hab sie eingewickelt und irgendwohin gebracht.«
    »Wohin?«
    Er antwortete nicht. »Vielleicht sollte ich mit einem Anwalt sprechen.«
    »Klar«, sagte ich. »Es wird viel Zeit zum Reden geben. Aber denk darüber nach: Jede Möglichkeit, wie du Sympathien gewinnen kannst, solltest du nutzen. Agnes Yeager würde sich gern verabschieden.«
    Er zog eine Schreibtischschublade auf, und einen schreckerfüllten Moment lang dachte ich, er hätte eine Waffe darin versteckt. Aber er zog Papier und einen Stift heraus. Zeichnete ein Quadrat. Mehrere Bogenlinien.
    »Ich zeichne dir eine Karte. Bist du glücklich?«
    »Entzückt«, sagte ich mit der toten Stimme eines anderen.

40
    Eine gute Karte. Gene war immer präzise gewesen.
    Die Hollywood Hills, nicht weit von der Stelle, wo Shawna gestürzt war.
    Ich rief zuerst Milo an und bat ihn um die Erlaubnis, Agnes Yeager zu informieren.
    »Warum lässt du mich nicht zuerst ein Team hinschicken?«, fragte er. »Um nachzusehen, ob der Bursche nicht gelogen hat. Und um dafür zu sorgen, dass wir ihn abholen. Sein vollständiger Name?«
    Ich nannte ihn ihm mit sehr gemischten Gefühlen, schob sie aber beiseite, während vor meinem inneren Auge Bilder von Shawnas christlichem Begräbnis abliefen. Agnes Yeager würde mich ohne Zweifel einladen. Vielleicht würde ich hingehen, vielleicht auch nicht.
    »Okay«, sagte Milo. »Ich werde Petra anrufen, weil dort Hollywood zuständig ist. Ich werde mich mit ihr dort treffen und sehen, womit wir es zu tun haben. Wie hast du das gemacht, Alex - nein, erzähl's mir nicht. Wir unterhalten uns später.«
    »Klar«, sagte ich, legte auf und wählte eine andere Nummer.
    Adam Green meldete sich. »Hey.«
    »Hier spricht Alex Delaware, Adam.«
    »Al - Oh, der Seelendoktor. Was ist, hat sich in Sachen Shawna endlich was getan?«
    »Vielleicht«, antwortete ich. »Es könnte in die Zeitungen kommen. Ich wollte Ihnen vorher Bescheid sagen, um mein Versprechen zu halten.«
    »Die Zeitungen? Hey, Sie hatten versprochen, mir die Story zu geben. Für mein Drehbuch.«
    »Das ist der springende Punkt, Adam. Es gibt wirklich keine Story.«

41
    Am Abend des dritten Tages, mehrere Stunden nachdem ich von meinem Besuch an Ben Duggers Krankenbett wieder zu Hause eingetroffen war, rief Robin an. Ich hatte herumgelegen, ferngesehen, und als der Aufmacher für die Sechs-Uhr-Nachrichten herausgeplärrt wurde, hatte ich das Gerät ausgeschaltet und mir einen dreifachen Chivas eingegossen.
    Ein grinsender Moderator. Eingeblendete Bilder von vertrauten Gesichtern.
    »Professor im Todesfall einer Studentin verhaftet!«
    Ich hatte einen Schluck getrunken und lauschte dem Flüstern des Whiskys in meiner Kehle, als das Telefon klingelte.
    »Hi, ich bin's.«
    »Hi, du.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Gelassen.«
    »Rat mal, wo ich heute war?«, sagte sie.
    »Im Zoo?«
    Schweigen. »Woher weißt du das?«
    »Bei San Diego ist meine erste Assoziation immer der Zoo.«
    »Nun ja, da war ich heute.«
    »Du und die Zahnärztin?«
    »Ich allein. Die Zahnärztin hat einen Freund, und sie sind heute nach Tijuana gefahren. Sie haben mich eingeladen, aber ...«
    »Im Stich gelassen«, sagte ich. »Tut mir Leid. Wie geht's den Tieren?«
    »Prima - ich kann nicht glauben, dass du auf den Zoo gekommen bist.«
    »Reine Glückssache.«
    »Oder keiner kennt mich so gut wie du.«
    »Das weiß ich nicht so

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