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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Schmatzlaut, der von etwas Warmem unter ihren Fußsohlen ausging. Zuerst dachte sie, es müsste der Teppich sein, der sich mit dem vielen Blut vollgesaugt hatte, aber ein Blick nach unten strafte sie Lügen.
    Sie lief gar nicht auf dem Fußboden, sondern auf rohem Fleisch, das einem riesigen Porterhousesteak ähnelte. Adern so dick wie Gartenschläuche verzweigten sich ringsum und pulsierten. Sie streckte eine Hand aus, um sich an der Wand abzustützen, doch was ihre Finger berührten, war keine Wand mehr ... sondern Haut.
    Heiße, schwitzende, gerötete Haut mit intakten Nerven, die sich in erregter Empfindung wanden. Faye ging an der Wand entlang und fuhr mit der Hand darüber. Unter ihren Fingern schien die Begrenzung anzuschwellen, als versuchte sie, die Berührung zu erwidern. Außerdem spürte sie feine Erhebungen: offene Augen, Gesichter, Münder mit leckenden Zungen. Die Augen blinzelten sie lüstern an. Eine Zunge schoss verzweifelt hervor, dann seufzten die Lippen und flüsterten: »Bitte, bitte! Lass uns dich schmecken!«
    Fayes üppiger Hängebusen bebte und ihre Speckfalten schwabbelten, als sie mit wackligen Füßen auf die Mitte des Raums zustolperte. Sie musste noch etwas überprüfen ...
    Die andere Tür.
    Dort war es tatsächlich, genau wo es sein sollte. Gesäumt von triefendem Fleisch.
    Der Spalt, dachte sie.
    Ja, sie hatten es wirklich getan.
    Aber wo steckte Hildreth?
    Dann steckte sie ihren Kopf hinein und sah, wie er zurückgrinste.
    Die Polizei fand sie Stunden später. Sie saß am Ende der kilometerlangen gewundenen Auffahrt zur Villa. Sabbernd. Nackt. Wahnsinnig.
    Nun hockte Faye genauso da, nur an einem anderen Ort. Nein, kein Albtraum – schlimmer: eine Erinnerung.
    Der Mond hüllte den Boden und einen Teil des Betts in sein sanftes eisähnliches Licht.
    Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr; als sie zu dem kleinen Fenster aufschaute, spähte ein Gesicht herein. Das taten sie oft, aber sie lächelten nie.
    Die Tür öffnete sich mit einem schweren Klicken.
    »Komm, Faye. Es ist Zeit für deine Medikamente.«
    II
    Patrick Willis reiste nie mit dem Flugzeug. Das hatte er vor zehn Jahren aufgegeben, als seine mentalen Kräfte ihren Höhepunkt erreichten. Meistens wurden sie durch Berührung ausgelöst. In der Enge einer Flugzeugkabine, umgeben von all den anderen Passagieren ... das wurde ihm manchmal zu viel.
    Und oft war es der pure Wahnsinn.
    In unmittelbarer Nähe so vieler Auren brauchte er andere Menschen nicht einmal zu berühren. Ihr Grauen fand andere Möglichkeiten, ihn zu erreichen.
    Deshalb reiste er nur noch mit Greyhound-Bussen. Die waren sowieso billiger.
    Die halbe Ostküste zog vor dem großen Fenster wie ein bunter Film vorbei. Diese ganze Schönheit da draußen, dachte er. Dann ließ er den Blick über die etwa zehn anderen Fahrgäste streifen, die sich den Bus mit ihm teilten. Ja, draußen ist davon jede Menge zu finden, hier drinnen eher nicht.
    Mehrere Penner, einige fette Sozialhilfeempfänger und ein weißes 20-jähriges Mädchen mit fettigen Haaren, das mit steinerner Miene neben einem grinsenden Schwarzen Mitte 40 saß. Ein schlafender Junkie hier, ein redseliger Geistesgestörter dort. Allesamt vom Pech verfolgt. Hauptsächlich Menschen, die das Leben in die Gossen der Gesellschaft verbannt hatte.
    Und wohin gehöre ich?, fragte er sich.
    Willis sah wieder aus dem Fenster. Selbst auf eine Entfernung von unter drei Metern konnten Menschen eine Wahrnehmung bei ihm auslösen, wenn er sie eindringlich genug musterte. Was sich jenseits des Fensters abspielte, gefiel ihm deutlich besser.
    Er wollte die Landschaft auf der anderen Seite der Scheibe auf sich wirken lassen, aber letztlich endete es – wie üblich – damit, dass er noch mehr von seinem eigenen kaputten Leben wahrnahm. Er war nie besonders materialistisch veranlagt gewesen, ganz im Gegenteil. Nach Abschluss seines Medizinstudiums hatte er wenig Lust verspürt, sich als Arzt niederzulassen – obwohl ihm seine zusätzlichen Talente sicher innerhalb kürzester Zeit ein siebenstelliges Jahreseinkommen verschafft hätten. Stattdessen hatte er beim staatlichen Gesundheitszentrum gearbeitet, wo er überwiegend Vergewaltigungsopfer und misshandelte Frauen betreute. Er war schon immer selbstlos gewesen. Für ein wesentlich geringeres Gehalt zu arbeiten, um Menschen zu helfen, die sich selbst nicht helfen konnten, schien ihm eine ehrenvolle Aufgabe zu sein. So kann ich der Welt etwas zurückgeben . Es

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