Fliedernächte: Roman (German Edition)
nicht Teil ihres Planes gewesen, als sie sich auf eine Beziehung mit Ryder Montgomery einließ. Jetzt aber verlor sie mehr und mehr die Kontrolle.
»Dann ändere deinen Plan«, befahl sie sich und legte ihr Gesicht auf den kühlen Granit der Arbeitsplatte. »Ändere einfach deinen Plan.«
Es gab Menschen, die empfanden nie das, was sie gerade erlebte. Noch wusste sie nicht, ob sie es als Segen oder Fluch betrachten sollte – sie wusste nur eines: dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben unsterblich verliebt war.
Nur wie sollte es weitergehen?
»Hast du dich auch so gefühlt?«, fragte sie ihre unsichtbare Hausgenossin. Der süße Duft nach Geißblatt verriet ihre Anwesenheit. »Dann wundert es mich nicht, dass du schon so lange wartest. Was hättest du auch anderes tun sollen? Er hat dich offenbar ebenfalls geliebt, da warst du dir ganz sicher. Hast dich nie gefragt, was er für dich empfindet, hattest keine Angst und keine Zweifel. Und vermutlich ging es ihm ebenso. Ich werde ihn für dich finden.«
Billy.
Hope hörte die Freude und das Leben , das in diesem Namen lag.
Ryder.
» Ja.« Sie atmete tief durch, versuchte aufzustehen, sank aber sofort auf ihren Platz zurück. »So sieht es aus. Als sei von Anfang an alles darauf zugelaufen. Beim ersten Blick von ihm wurde mir heiß und schwindlig, ich fühlte mich völlig benommen und überwältigt und zugleich total verschreckt. Genau wie jetzt. Es hätte nicht sein sollen, doch so ist es nun mal. Und zwischen euch war es genau das Gleiche. Liegt offenbar in der Familie.«
Billy. Ryder.
» Oh, ich gehe jede Wette ein, dass Billy genauso frech sein konnte wie Ryder. Das hätte dich eigentlich nicht reizen dürfen, und trotzdem hat er genau damit dein Herz im Sturm erobert. Und inzwischen kann ich das verstehen. Es war ihm vollkommen egal, was dein Vater dachte – für ihn zählte nur, dass er dich liebte. Ich wüsste zu gerne, ob es Ryder auch so ergeht, ob er ebenfalls so unbedingt lieben kann wie Billy.«
Seufzend stand sie auf. »Ich weiß nicht, ob ich so etwas erwarten darf. Jedenfalls sollte ich im Augenblick besser nicht länger darüber nachdenken, sondern Muffins backen, bevor meine Gäste kommen.«
Die Tür des Schranks, in dem sich die Backzutaten befanden, flog weit auf und krachend wieder zu.
»Es gibt keinen Grund, sauer auf mich zu sein. Billy hat dich geliebt, das ist mir klar. Er wollte dich heiraten. Wohingegen Ryder …«
Wieder fiel die Schranktür zu, und instinktiv trat Hope einen Schritt zurück, während Lizzy erneut die beiden Namen in einem Atemzug nannte.
Billy. Ryder.
» Also gut, Lizzy. Es reicht. Wenn ich sage, dass ich mir wünsche, Ryder würde so für mich empfinden wie dein Billy für dich, bist du dann zufrieden? Nur sind Billy und Ryder nun einmal nicht …«
Sie unterbrach sich und stützte sich mit einer Hand auf der Arbeitsplatte ab. »Meine Güte, ist es das? Sollte es wirklich so einfach sein? Billy Ryder? Joseph William Ryder. Ist es das? Ist das sein Name?«
Sämtliche Lampen in der Küche leuchteten auf und begleiteten mit ihrem Blinken Hopes und vielleicht Lizzys wilden Herzschlag.
»Billy Ryder. Ob dein Billy einer der Vorfahren von meinem Ryder war? Könnte ja sein? Dann wären nicht nur du und ich, sondern auch die zwei miteinander verwandt. Warte.«
Eilig griff sie nach dem Küchentelefon und gab Ryders Handynummer ein.
»Was?«
Sie ignorierte seinen barschen Ton. Er hasste es, wenn man ihn bei der Arbeit unterbrach, aber darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. »Hör zu: Ryder ist doch eigentlich ein Nachname, nicht wahr?«
»Wie? Ja, na und?«
Da der Baustellenlärm die Verständigung beeinträchtigte, fuhr sie mit möglichst lauter Stimme fort: »Ist das der Mädchenname deiner Mutter? Hieß ihre Familie so?«
»Ja, warum willst du das wissen?«
»Billy. Er hieß ebenfalls so: Joseph William Ryder.«
»Das gibt’s nicht.«
»Hast du den kompletten Namen schon mal gehört?«
»Warum sollte ich? Als ich auf die Welt kam, war Billy seit Ewigkeiten tot. Frag am besten meine Mutter oder Carolee. Oder ruf Owen an. Die drei kennen sich mit der Familiengeschichte besser aus als ich.«
»In Ordnung, danke.«
»Gratuliere.«
»Noch hab ich ihn nicht gefunden. Aber ja, ein kleiner Glückwunsch ist durchaus angebracht. Wir sprechen uns später.«
Sie legte bereits vor ihm auf und rief umgehend bei seiner Tante an. Die Muffins waren vergessen, sie würde einfach nachher etwas aus der
Weitere Kostenlose Bücher